40 Jahre BAUMETALL: Ein persönlicher Rückblick von BAUMETALL-Autor Marc Warzawa
Es war doch erst, als ich bei der Firma Karl Brüstle in Illingen eine Lehre als „Gas- und Wasserinstallateur mit Baublechnerei“ antrat, wie das seinerzeit genannt wurde. Das erste Lehrjahr war ein komplettes Schuljahr, in das man nur aufgenommen wurde, wenn man einen Vorvertrag mit einem Ausbildungsbetrieb hatte. Das war eine Art Versprechen: Der Ausbildungsbetrieb versprach die Übernahme, wenn man dieses Schuljahr bestand, und der zukünftige Auszubildende versprach, besagtes Schuljahr zu absolvieren. Der Schüler investierte ein Schuljahr, und der Betrieb honorierte diesen Einsatz mit 50 DM monatlich. Zur Ausbildung gehörte ab dem zweiten Lehrjahr unter anderem freitags das Aufräumen der Werkstatt und alle zwei Wochen (im Wechsel mit anderen Lehrlingen) das samstägliche „Antanzen“ zum Putzen der Firmenfahrzeuge.
Da mir mein Vater als Industriekaufmann für meinen beruflichen Werdegang kein Fachwissen mitgeben konnte, hatte ich den „sbz monteur“ abonniert, dessen Inhalte mehr oder minder passend zum aktuellen Ausbildungsstand vermittelt wurden. Hinzu kam, dass im Pausenraum in der Firma damals nicht nur geraucht, Bier getrunken und „gebinokelt“ wurde, sondern auch die SBZ, die Zeitung für „die Großen“, und noch eine aus einem anderen Verlag mehr oder minder beachtet ihr Dasein fristeten, bis sie, zerfleddert, irgendwann ihren Weg in die geflochtene Ablage antraten. Zuvor hatte ich sie durchgeblättert und mir wichtig erscheinende Artikel rausgerissen oder gleich dem ganzen Magazin in meiner Vespertasche Asyl vor dem Verderben gewährt.
Irgendwann stach mir ein Vierfarbmagazin ins Auge, auf dessen erster Seite fett das Wort BAUMETALL prangte und das sich von vorne bis hinten in allen Facetten dem Thema „Baublechnerei“ widmete. Der Name des Chefredakteurs war derselbe wie vom sbz monteur, nämlich Manfred Haselbach. In der BAUMETALL jedoch war seine Handschrift, sein Stil und seine Personality von Anfang an prägend. Er kannte, so schien es, alle, über die er im Heft schrieb, persönlich und war ganz offensichtlich in der gesamten Branche bestens vernetzt. Die BAUMETALL, das war mir sofort klar, würde ich nicht sehenden Auges im Müll verschwinden lassen. Schließlich gab es damals noch Schablonen für besondere Falz-Ecken und sonstige Tipps, gemischt mit Berichten über Maschinen und besondere Bauvorhaben. Also ließ ich die jeweils aktuelle Ausgabe zunächst von neueren Heften und Tageszeitungen zudecken, um sie dann flugs in meiner Tasche mit nach Hause zu transportieren. Die Erzählung wäre unvollständig, würde nicht Meister Fritz Gerstenbrand darin vorkommen. Denn der, die personifizierte Autorität, war ausschließlich fürs Blech zuständig, in unserer Gegend „Flaschnerei“ genannt. Er lief nämlich mal irgendwann ganz aufgebracht durch die Werkstatt auf der Suche nach den BAUMETALL-Heften, die er gerne wiederhaben wollte. Aber keiner konnte sachdienliche Hinweise liefern. Und der Einzige, der etwas hätte sagen können, schwieg. Mir war klar, dass das mutmaßlich das Ende meiner „BAUMETALL-Quelle“ war, und das ist der Grund, weshalb mir manche Hefte fehlen, bis ich in der Lage war, mir ein eigenes Abo zu leisten. An dieser Stelle ein dickes „Sorry, Meister Gerstenbrand“, aber du wirst darüber weggekommen sein. Damals wurde noch ein ganz anderer Grundstein gelegt. Denn ich dachte mir: Wenn ich jemals in der Lage bin, in der BAUMETALL einen Beitrag zu veröffentlichen, dann habe ich mich beruflich etabliert. Mit dem Beitrag „Halbes Hähnchen gefällig?“ über einen im Orkan halbierten Wetterhahn auf dem Kirchendach gab ich mein Debüt. Das erwies sich als Eintrittskarte, denn als ich Manfred Haselbach gegenüber bekundete, mal was Größeres machen zu wollen, bot er mir eine Reportage an: „Wie viele Seiten?“, wollte ich wissen. „So viele du möchtest: vier, sechs, acht … das sehen wir schon!“ Ich war überwältigt von so viel Vertrauen und machte mich daran, einen stimmungsvoll bebilderten Beitrag zu verfassen. Der führte mich zu RAS, in die von mir als legendär angesehene Fertigungsstätte sämtlicher Maschinen, die das Klempnerherz begehrte. Aber das ist eine andere Geschichte. Nachzulesen in BAUMETALL …