Die Liebe zum Beruf ist das Allerwichtigste, davon ist Klaus Marquardt überzeugt. Gemeinsam mit seinem Bruder Peter leitet er den Familienbetrieb Marquardt Dächer & Fassaden in Waghäusel. Seine Hauptaufgabe: das Qualitätsmanagement – also sicherzustellen, dass optimale Arbeit geleistet wird. Dabei kann er auf eine lange Familientradition zurückblicken: Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gründete sein Ururgroßvater ein Dachdeckergeschäft im damaligen Königsberg in Ostpreußen. Dessen Urenkel eröffneten 1961 eine kleine Dachdeckerei in Waghäusel.
Klaus Marquardt selbst stieg 1989 in die Firma ein. 1995 erwarb er den Meistertitel als Dachdecker und setzte zwei Jahre später noch den Blechnermeister obendrauf, und zwar in Tübingen. Marquardt erinnert sich: „Dort war es damals ein No-Go, dass Dachdecker auch Spenglerarbeiten ausführen. In anderen Regionen dagegen war das schon früher weitverbreitet, etwa bei uns hier im Rhein-Neckar-Raum zwischen Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe.“ Das Zusammenwachsen der Gewerke verläuft also nicht überall gleich.
Spezialisierung auf Flach- und Metalldächer
Die Marquardt GmbH hat bereits seit Anfang der 90er-Jahre die Spenglerei im Leistungsspektrum. 2007 kam noch die Zimmerei dazu. Davon hat sich der Betrieb allerdings inzwischen wieder verabschiedet, denn, so Marquardt: „Wir haben uns in den letzten Jahren auf Flach- und Metalldächer spezialisiert, vor allem auf Leichtbau für die Industrie. Dabei verwenden wir sehr oft vorgefertigte Kalzip-Profile. Zimmererarbeiten fallen im Schnitt alle zwei Jahre mal an – zu selten, um eigene Zimmerer zu beschäftigen.“
Dagegen greifen die Gewerke Dachdecker und Spengler viel öfter ineinander. Zum Beispiel bei Arbeiten am Rathaus in Waghäusel. Der Firmenchef erzählt: „Dort mussten wir Dachfenster und Giebel mit Alucobondplatten an die Lüftungsrohre anschließen. Der Pultanschluss wurde auch an den Kopfenden sauber ausgeführt und in die gerundeten Ortgangprofile eingebunden.“
Herausfordernder Einbau von Lichtbändern
Ein anderes Beispiel ist die Tullahalle, eine Sporthalle in Oberhausen. Hier bauten die Dachprofis Velux-Lichtbänder ein, die sie über ein großes Pultblech am Kalzip-Dach anschließen mussten. Marquardt berichtet: „Die besondere Herausforderung war, dass dieses trotz des großen Zuschnitts keine Wellen schlägt und auch indirekt befestigt werden musste. Dazu kamen noch die Mauerabdeckungen, die vom Ort in die Traufe als Sonderelemente entwickelt wurden. Im Bereich der Kehle zwischen den Sheds hatten die Abdeckungen Gefälle nach innen und auch noch eine innen liegende Kehle sowie überdeckende Stöße aufgrund der großen Neigung. Alles waren geschweißte Sonderteile.“
Ob nun ein Betrieb alle drei Dachgewerke aus einer Hand anbieten möchte und kann, hängt für Marquardt von verschiedenen Faktoren ab. Zuallererst kommt es auf den Leistungsbereich des Betriebs an. Außerdem ist Marquardt der Meinung: „Um alle drei Gewerke zu vereinen, braucht es eine bestimmte Betriebsgröße. Denn das erfordert Spezialisten in jedem Gewerk.“
Qualität erfordert Routine
Facharbeiten sollten nicht mal so nebenher gemacht werden, zum Beispiel wenn ein Zimmerer auch mal falzt. Dann ist die Gefahr groß, dass die Qualität leidet, denn schließlich genügt es nicht, Fertigkeiten wie Falzen einmal gelernt zu haben. Der betreffende Mitarbeiter muss solche Tätigkeiten auch regelmäßig ausführen, um darin in Übung zu bleiben – schon allein deshalb, weil er sonst zu langsam ist und das Pensum nicht in der erforderlichen Zeit schafft.
Daher sollte jeder das machen, was er am besten kann und routiniert beherrscht. So kennt sich bei Marquardt etwa ein Mitarbeiter besonders gut mit Folien aus, ein anderer ist top mit Bitumen, ein dritter unschlagbar bei Reparaturen. Was der Geschäftsführer auch ganz wichtig findet: „Wer sich als Allrounder aufstellen will, muss unbedingt darauf achten, dass die Liebe zum Detail nicht verloren geht.“ Die ist entscheidend, genauso wie die Liebe zum Material: „Ein Zimmerer liebt Holz, ich liebe Blech.“
So geht es übrigens auch Martin Ott, Dachdeckermeister bei Marquardt und ein wahres Multitalent. Über seinen Spiderman, eine sehenswerte Skulptur aus Blech, berichtete BAUMETALL in Ausgabe 4/2025 ab Seite 16.
Marquardt GmbH, Dächer & Fassaden, Waghäusel