Heavy Metal und Leichtmetall Ende der 1960er-Jahre entwickelte sich aus Rockmusik ein neues Musikgenre – der Heavy Metal. Laut, druckvoll und oft mit aggressiven Rhythmen arrangiert, erfüllen verzerrte E-Gitarren, Bass und Schlagzeug Konzerthallen mit einem bis dahin noch nie gehörten Sound. Bands wie Black Sabbath, Led Zeppelin oder Deep Purple erregten damals weltweit Aufsehen. Ein bisschen ist das Ganze mit der Entwicklung im Spenglerhandwerk vergleichbar. Jahrhundertelang wurden vorwiegend Baumetalle wie Blei, Kupfer oder Stahl verarbeitet. In den frühen 1950er-Jahren und damit kurz vor der Entdeckung lauter Rockmusik wagten sich erste Kollegen an die Verarbeitung von Aluminium. Die Westfalenhalle in Dortmund ist eines der ersten Aludach-Großprojekte, und hier schließt sich der Kreis: Musiker wie der im Juli 2025 verstorbene John Michael „Ozzy“ Osbourne entdeckten die Westfalenhalle als perfekten Ort, um unter einem Leichtmetalldach Heavy Metal zu spielen.
Blechmusik Wissen Sie, was mich beim Spenglern am meisten begeistert? Das Gehör talentierter Kollegen oder, um es wie der Ausnahmeausbilder Gert Brenner aus Stuttgart zu sagen: „Hör genau hin, wenn beim Schweifen der Hammer auf dein Werkstück trifft.“ Was er damit meint? Dass der Ton auch bei der Blechbearbeitung die Musik macht. Nur wenn es sich gut anhört, zieht der gesetzte Schlag entsprechend durch, entfaltet er beim Aufprall die gewünschte Wirkung, streckt sich zu schweifendes Material ohne Verspannungen oder Verformungen.
Zukunft ist ohne Tradition unmöglich Digitalisierung und Lasertechnik sind in modernen Werkstätten omnipräsent. Ohne Schweifhammer, Lötkolben und Falzzange sind Klempner dennoch nicht überlebensfähig, und das ist gut so. Ich bin sicher, dass auch in Zukunft das Wissen um die handwerkliche Blechbearbeitung eine wichtige Rolle spielen wird. Trotz digitaler Arbeitsvorbereitung und vollautomatischer Zeiterfassung. Trotz durchgängiger Planungs- und Steuerungssoftware. Und trotz effektiver Laserschneidanlagen. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: Die modernste Ausstattung in der Werkstatt ist sinnlos, wenn der Dachhandwerker grundlegende Materialeigenschaften nicht kennt oder nicht weiß, wie sich die unterschiedlichen Baumetalle beim Strecken und Stauchen verhalten.
Spengler-Raumschiff und Kathedrale Selten gelingt es dem BAUMETALL-Team so gut, den Kontrast zwischen gestern, heute und morgen in einer Ausgabe aufzuzeigen. In diesem Heft trifft traditionsreiches Bleidachdeckerhandwerk auf zeitgemäße Fassaden sowie auf digitale und KI-gesteuerte Systeme. Das symbolträchtige BAUMETALL-Spengler-Raumschiff kreist dabei in einer Umlaufbahn um das Dachhandwerk und setzt ein deutliches Zeichen für die Zukunftsfähigkeit dieses Berufs. Es bleibt zu hoffen, dass das Gesamtpaket auch dem Nachwuchs gefällt, denn der Klempnerberuf ist nach wie vor einer der schönsten Berufe der Welt.
Klempnermeister Andreas Buck
(Chefredakteur)