Viele Schritte der Komplettsanierung sieht man von außen zwar gar nicht, doch die Wohnungen wurden allesamt saniert, wozu die Mieter während des Umbaus allerdings die Wohnungen tauschen mussten. Die Maßnahmen zogen sich von Mitte 2016 bis Ende 2018. Man hört zudem, dass die Baugenehmigung allein über ein Jahr auf sich warten ließ. So war der Baubeginn zunächst für 2015 geplant. Ein Aufzug wurde eingebaut, das Haus wurde neu gedämmt und zugleich mit neuem Putz versehen. Für den Umbau zeichnete das Büro heinemeyerbeck Architekten GmbH in Stuttgart verantwortlich.
Das Glanzstück des neuen alten Hauses aber wurde das neue Dach, das durch den Fachbetrieb Altvater Metallverarbeitung in Nufringen ausgeführt wurde. Es handelt sich nämlich um ein Dach aus dem Werkstoff Aluminium, den das auch für derartige Spezialitäten bekannte Dürener Unternehmen Haushaut geliefert hat.
Verborgene Schönheit
Das neue Dach ist schon vom Entwurf her anspruchsvoll. Die Architekten verwandelten einen mit uralten Dachschindeln gedeckten, nicht gedämmten Dachstuhl über einem wenig genutzten alten Dachboden mit einer Art Bühnenraum im obersten Stockwerk in ein heute bewohntes Stockwerk mit repräsentativen, großen Dachgauben und einer halb umschlossenen Terrasse. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Stuttgarter Dach, das ursprünglich im späten 19. Jahrhundert aus Kostengründen, also aus gewisser Sparsamkeit heraus, entwickelt wurde. Denn es ist bewohnbar und täuscht bei der Sicht von unten ein Walm- oder Satteldach vor, dabei geht die starke Dachneigung von 65 Grad an den Seiten und zwischen den Gauben oben aber in ein fast flaches Dach über. Man fühlt sich an die Mansarddächer von Pariser Bauten erinnert, deren gewissermaßen ganz kleine Schwester das Stuttgarter Dach ist.
Wie Massimo Campanale, der verantwortliche Bauleiter der Firma Altvater, berichtet, war das neue Dach ziemlich anspruchsvoll in der technischen Bearbeitung. Vor allem waren es die Dachdurchdringungen (Kamine, runde und eckige Lichtkuppeln, Lüftungen) und die Mansarden, die sehr sorgsame Bearbeitung verlangten. Und so eröffnet das neue Dach seine wirkliche Schönheit auch fast mehr im Detail, die Betrachtern von der Straße freilich eher verborgen bleibt. Im gleichen Zug wurde die Dachentwässerung hinter die Fassadenplatten verlegt. Einige Detailaufnahmen können die hohe Handwerkskunst der Klempner aus der Firma Altvater verdeutlichen.
Stylische Schindeln
Das Mansarddach ist gedeckt mit einer großformatigen Schindel 510 × 510 mm in dem Farbton Silber Pearls der Dürener Firma Haushaut, die für hochqualitative und durchgestylte Produkte aus dem wetterfesten und vom Preis-Leistungs-Verhältnis her sehr günstigen Baustoff Aluminium bekannt ist. Im Traufbereich wurde eine eingelegte Rinne in Edelstahl montiert, dabei musste die Deckung des vorderen Streifens vor der Rinne mit gleicher Linienführung der Dachdeckung fortgesetzt werden. Der Grat wurde in einem vertieften, hinterlegten Gratprofil ausgeführt. Dabei war die besondere Schwierigkeit, die Linienführung auf beiden Dachseiten exakt symmetrisch zusammenlaufen zu lassen.
Die Gaubenverkleidung wurde mit Verbundplatten in derselben Farbe ausgeführt. Die Montage erfolgte durch Kleben. Jede Seitenbacke sollte aus einem Teil gefertigt werden, wobei die Laibungsverkleidung und Seitenbacke exakt spitz aufeinander zulaufen mussten. Das Gaubendach hat eine integrierte Rinne mit verstecktem Fallrohr. Dieses wurde hinter der Seitenbackenverkleidung versteckt und entwässert in die Seitenkehle.
Fast wie in Paris
Das flach geneigte Dach wurde in Doppelstehfalz ausgeführt. Sämtliche Durchdringungen wie runde und eckige Lichtkuppeln, Lüftungen, Kamine etc. mussten separat sorgfältig eingearbeitet werden. Die komplette Konstruktion ist hinterlüftet ausgeführt.
Das ungewöhnlich schicke und aufwendige Dach bekrönt das alte Haus, zieht den Blick von der Straße in die Höhe und verleiht ihm im Dachbereich einen Hauch von Pariser Boheme. Man darf davon ausgehen, dass es viele Nachahmer finden wird.
Bautafel
Projekt: Sanierung eines Mietshauses, Eindeckung des Mansarddachs
Architektur: heinemeyerbeck Architekten GmbH, Stuttgart
Fachbetrieb: Altvater Metallverarbeitung GmbH, Nufringen
Material: Aluminiumschindeln 510 x 510 mm, Farbton Silber Pearls von Haushaut
