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Bauornament sucht ­Heimat!

Auf dem Dach bin ich, seit ich laufen kann.“ Schon als Kind ist Kevin Flour mit seinem Vater, der selber Dachdecker ist, auf Dächer gestiegen und hat dort Hand angelegt – damals so gut es ging, seit er 15 ist, auch professionell. Die Ornamentenspenglerei allerdings ist für den gelernten Dachdecker-Spengler aus Frankreich mehr als Handwerk. Sie ist seine Leidenschaft – eine Kunst, die er sich aus reiner Begeisterung selber beigebracht hat und die er als Dachprofi natürlich auch beruflich verwerten kann.

Bei der Fertigung kamen alle gängigen Techniken der Spenglerei zur Anwendung wie z. B. Löten

Bild: Kevin Flour

Bei der Fertigung kamen alle gängigen Techniken der Spenglerei zur Anwendung wie z. B. Löten
So entstand der obere Abschluss der Basis mit einem Rundfries aus Tropfen

Bild: Kevin Flour

So entstand der obere Abschluss der Basis mit einem Rundfries aus Tropfen
Ganz klar: Handwerk kommt von Hand – und erfordert feinmotorische Fähigkeiten

Bild: Kevin Flour

Ganz klar: Handwerk kommt von Hand – und erfordert feinmotorische Fähigkeiten

Alle Techniken in einem Werk vereint

2018 brachte sie ihm sogar den Titel „Meilleur Ouvrier de France“ (Beste Fachkraft in Frankreich) in seiner Kategorie ein. Als jüngster Teilnehmer präsentierte er im gleichnamigen Wettbewerb ein 2330 mm hohes Zinkornament – und gewann mit fast voller Punktzahl (192 von 200 Punkten). Nicht weniger als rund 1000 Arbeitsstunden hatte er in sein Werk gesteckt. Das Ergebnis rechtfertigt alle Mühen: Die Blätter, Tropfen, Wulste, Sicken, Reliefs mit geometrischen Mustern oder plastische Details in Form schön drapierter Vorhänge zeugen von großer Liebe zum Handwerk und sehr sorgfältiger Arbeitsweise. Dabei kamen alle Techniken der Ornamentenspenglerei zum Einsatz: Kaltumformen mit dem Kraftformer, Stanzen, Prägen, Drücken, Treiben …

Internationale Arbeitserfahrung

Seine Ausbildung schloss Kevin 2010 in Nancy ab, um anschließend bei verschiedenen Arbeitgebern in Frankreich, Österreich und Australien Erfahrungen zu sammeln. In Sydney arbeitete er sich zum Montageleiter (Polier) hoch. Diese Position hatte er 2014 auch bei ­einem Schweizer Dachbetrieb in Lausanne inne, bevor er wieder nach Frankreich zurückkehrte. Seit 2017 arbeitet er für den Fachbetrieb Soluzinc in Troyes. Dort zeichnet er 2D-Pläne für Dach- und Fassadenprojekte in AutoCAD.

Handwerkerverband fördert die moderne Walz

Eine Schlüsselrolle auf dem Werdegang des 26-Jährigen spielt der französische Handwerkerverband Compagnons du devoir. Der gemeinnützige Verein, der übrigens auch Mitglieder in Deutschland hat, engagiert sich für die Aus- und Weiterbildung sowie die persönliche Förderung von Handwerkern in allen Branchen.

Dazu knüpft er an bewährte Traditionen an: Zur formalisierten Weitergabe von Wissen kommt auch und insbesondere die gute alte Walz, die in Zeiten der Globalisierung noch weit mehr Möglichkeiten bietet als früher. In Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben, Handwerkskammern, Innungen und Fachverbänden vor Ort unterstützen die Compagnons du devoir interessierte junge Handwerksgesellen, Frauen wie Männer, beim Abenteuer einer begleiteten Wanderschaft durch Frankreich, Deutschland und die Welt. Über 3000 junge Fachkräfte nutzten bereits dieses Angebot für ihre individuelle berufliche und persönliche Entwicklung, sei es in Frankreich (auf einer „Tour de France“), durch Europa oder weltweit.

Repräsentatives Dach gesucht!

Auch Kevin engagiert sich für die Compagnons: Seit 2017 ist er Ausbilder in Reims. Allerdings zieht es ihn erneut in die Ferne: Aktuell ist er wieder mit einem australischen Arbeitgeber in Kontakt zwecks einer Stelle.

Für sein Zinkornament, das ihn zum besten Handwerker Frankreichs machte, sucht er ebenfalls eine Stelle: eine Bleibe auf einem schönen Dach, das sich mit einem repräsentativen Ziergegenstand verschönern lassen möchte. Wer ein solches Dach kennt oder einen Tipp hat: Bitte melden bei BAUMETALL oder direkt – auf Englisch oder Französisch – und per E-Mail bei Kevin Flour.

k.flour25@compagnons-du-devoir.fr
redaktion@baumetall.de

Formen aus Ton oder Gips dienen zur Fertigung von Blattfriesen wie das an der Spitze von Kevins Ornament

Bilder: Kevin Flour

Formen aus Ton oder Gips dienen zur Fertigung von Blattfriesen wie das an der Spitze von Kevins Ornament

Mehr zum Thema

Handwerkliche Bildung vom Feinsten

Die Compagnons du devoir wenden das Prinzip der formalen ­beruflichen Ausbildung an, wie sie auch in Deutschland geregelt ist, und gehen noch darüber hinaus. Die Ausbildung hat den Ruf, besonders hart zu sein – und ist daher umso begehrter. Ein Geselle, der seine fünfjährige Ausbildung inklusive nationaler oder inter­nationaler Walz hinter sich hat und offiziell als Compagnon auf­genommen wird, fertigt ein Meisterstück, bei dem er das ­erworbene Wissen anwendet. Tradition, Gemeinschaft und Stolz auf das eigene Können sowie die Weitergabe von Wissen und ­Mobilität stehen dabei im Mittelpunkt. Über Ziele, Aktivitäten und Mitglieder in Deutschland informiert der Verband unter:

www.compagnons-du-devoir.de

Auf 80 Dächern um die Welt gereist

Wie die internationale Walz eines Dachhandwerkers aussieht, hat Alexandre Lepand, ein anderer junger Dachdecker/Spengler und Compagnon kürzlich in BAUMETALL beschrieben.
Sein Weg führte ihn über Polen, die Ukraine und Russland weiter bis nach Australien.

Alexandres zweiteiliger Artikel  „Auf 80 Dächern um die Welt“ erschien in den BAUMETALL-Ausgaben G 7/2019 und G 8/2019.

www.baumetall.de    

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