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Imposante Kupferkuppel

An die Kuppel auf dem Kansas State House in Topeka erinnert sich Günther Huber gern. Sein Fachbetrieb Ornametals Manufacturing LLC. bekleidete die Rippen, Ornamente und Fensterrahmen mit Kupfer. Die Ornamentenspengler des Handelshauses Kaufmann in Neu-Ulm lieferten großformatige Fensterfassungen (BAUMETALL berichtete Anfang 2013). Die Copper Development Association (CDA) würdigte das Projekt 2014 mit dem „Copper in Architecture Award“ in der Kategorie Restaurierung. Die Erneuerung des Bauwerks in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Kansas erregte in den USA in Architektur- und Fachkreisen entsprechende Aufmerksamkeit.

Spezialanfertigungen

Die Arbeiten an der Kuppel, die das Unternehmen aus Cullman (Alabama) übernahm, gehören ins Fachgebiet „Specialty Fabrication“. Das gesamte Kupfer-Design und alle Ersatzteile mussten die historische Konstruktion so genau wie möglich nachbilden. Denn die Erneuerung erfolgte nach den staatlichen Vorgaben zum Erhalt geschichtlich wertvoller Bauwerke. Das Unternehmen konstruierte zahlreiche Profile für die 16 bogenförmigen Rippen des Gewölbes. Von der Spitze bis zum Fuß der Kuppel wurden an den Rippen Profile der Stärke 0,78 bis 0,82 mm installiert, die insgesamt eine Länge von etwa 229 m erreichen. Ornametals bekleidete sämtliche Radius-Komponenten des Gewölbes. Die 16 runden Kuppelfenster zwischen den Rippen prägen das Erscheinungsbild des Turms und sind bereits aus der Ferne sichtbar. Der Fachbetrieb bekleidete nicht nur die ringförmigen Rahmen. Auch die halbrunden Schmuckbedachungen über den Fenstern sowie die unteren Begrenzungen mit den waagerechten Fenstersimsen erhielten eine neue Haut aus Metall. Die Spezialwerkstatt für Bau- und Zierornamente Kaufmann Ulm gestaltete runde Fensterfassungen aus Kupfer, die einen Durchmesser von über 2 m aufweisen. Diese auffälligen Verzierungen verleihen dem Gewölbe einen imposanten Ausdruck. Auf der Kuppel thront eine Laterne mit vier Fenstern und Dreieckornamenten. Diese Laterne samt Ornamenten wurde komplett von Ornametals Manufacturing mit Kupfertafeln bekleidet. Die Wände der Laterne, die von einer kreisförmigen Aussichtsplattform mit verziertem Geländer umgeben sind, erhielten eine neue Metallfassade. Über die Laterne wölbt sich eine kleine Kuppel, die der Fachbetrieb in Stehfalztechnik mit Kupferbahnen eindeckte. Den Abschluss bildet ein Podest mit umlaufendem Ring und zahlreichen schmückenden Kugeln. Die Profile des grün glänzenden Kleids stammen aus dem Hause Krehle. Das Podest trägt die imposante Statue des Bogenschützen.

Modelle in der Werkstatt

Vorgegeben war ein straffer Zeitplan: „Die gesamte Dachrestaurierung musste innerhalb von einem Jahr beendet sein“, erinnert sich Günther Huber. „Für die Erneuerung der Kuppel blieben nur einige Monate. Anfang 2013 starteten wir, im Oktober hatten wir die Arbeiten abgeschlossen.“ Der Spezialist koordinierte die Fabrikation der Kupferprofile für das Gewölbe und verteilte die Anfertigung auf drei Länder: Die Planung übernahm Ornametals und beteiligte als Partner die Ornamentenspengler des Handelshauses Kaufmann in Neu-Ulm und VM-Zinc in Frankreich. Unter der Federführung des Betriebs in den USA funktionierte die Zusammenarbeit mit Harald Szimeth (Kaufmann) und Sammy Baron (VM-Zinc) optimal. Bilder, die Ornametals im Internet veröffentlichte, dokumentieren, wie die Kupfertafeln in Nordamerika entstanden. In Alabama konstruierte der Fachbetrieb die Profile für die Rippen, Fensterrahmen und Ornamente an der Laterne, die zum großen Teil in der Werkhalle vorgefertigt wurden. Ein Muster des Fensterrahmens im Maßstab 1:1 diente als Vorlage, um die Kreissegmente anzupassen. Die Mitarbeiter schnitten bogenförmige Tafeln aus dem walzblanken Werkstoff. Die zugeschnittenen und vorgeformten Metalltafeln wurden vor einer offenen Flamme erhitzt. Um eine gleichmäßige Wölbung ins Material einzuarbeiten, die sich bei mehreren Profilen reproduzieren ließ, nutzte der Fachbetrieb passgenaue Negativ-Schablonen. Mithilfe dieser Negativ-Formen drückte eine elektrische Presse die gewünschte Wölbung in die erhitzten, weichen Metallsegmente. Die gewölbten Profile schweißten die Mitarbeiter zu dem kreisrunden Rahmen zusammen und befestigten die Bekleidung für die waagerechte Fensterbank. Die Ornamente über den Fenstern der Laterne modellierte der Fachbetrieb ebenfalls anhand einer maßstabsgerechten Vorlage. Innovative Idee: An der Hallenwand montierte der Fachbetrieb ein 1:1-Modell einer Rippe aus dem Gewölbe. Diese schiefe Ebene diente dazu, die Tafeln für die Bekleidung und das Grundprofil zu testen. Die Profile für die Rippen bestehen jeweils aus drei Teilen: An eine Decktafel wurden links und rechts zwei seitliche Segmente geschweißt. Damit das Einhaken benachbarter Profile einen stabilen Zusammenhalt ermöglicht, sind die Kanten mit Falzen versehen worden.

Neue Paneele

Paneele mit einer Stärke von etwa 0,65 – 0,69 mm prägen unübersehbar die Gestalt des Gewölbes, weil ihre horizontalen Fugen im rechten Winkel auf die vertikalen Rippen treffen. Für jedes einzelne Paneel wurden Schablonen angefertigt, um die unterschiedliche Wölbung in die Profile einzuarbeiten und eine unterschiedliche Platzierung der Befestigungspunkte zu ermöglichen. Die Radiuskomponenten am Fuß und an der Spitze der Kuppel sind in Stehfalztechnik mit ca. 0,65 – 0,70 mm starken Scharen bekleidet worden. Insgesamt enthält das Gewölbe gut 70 m eingebaute monumentale Dachrinne aus 1,04 bis 1,09 mm starken Kupferprofilen. Die Eindeckung der Kuppel, deren Fläche insgesamt etwa 1979 m² misst, bewältigte der Fachbetrieb Baker Roofing.

Hohe Ehre

Bereits zum wiederholten Mal ging der Preis an Ornametals Manufacturing im Süden der USA. Günther Huber verfügt über 30 Jahre praktische Erfahrung auf dem Gebiet der historischen Restaurierung. Seine Ausbildung erwarb der Handwerker im Familienbetrieb in Deutschland. Anfang der 1990er-Jahre wanderte der Spezialist von Europa nach Nordamerika aus und baute sich in Alabama einen Fachbetrieb auf. Zum Kerngeschäft gehören neben der Restaurierung auch Entwässerungen aus Zink und Kupfer sowie langlebige Dacheindeckungen nach europäischen Standards. Mit ihrer Auszeichnung ehrt die CDA herausragende Bauwerke und Konstruktionen, an denen Kupferarbeiten oder Aluminium in Verbindung mit dem grünen Metall in deutlichem Umfang installiert worden sind. Der „Copper in Architecture Award“, der seit 2008 jährlich verliehen wird, kürt Projekte in verschiedenen Kategorien, z. B. neue Bauwerke, Innenarchitektur oder Restaurierungen. Die CDA würdigt die Sieger mit Kupferradierungen und erwähnt ihre Projekte in Industrieveröffentlichungen.

Werterhalt auf lange Sicht

Am Kansas State House wurden ca. 57,6 t des preisgekrönten Materials verarbeitet, wobei nicht nur das Gewölbe, sondern alle Gebäudeflügel eine neue Eindeckung erhielten. Die zuvor abgetragene Kupferbedachung konnte recycelt und teilweise beim neuen Besucherzentrum wieder verwendet werden. Für die Erneuerung fiel die Wahl auf den Werkstoff, weil er aufgrund seiner Langlebigkeit den Wert der Dächer dauerhaft und im Vergleich zu anderen Baustoffen am besten bewahrt. Dabei berücksichtigten die Planer nicht nur die Kosten der Restaurierung, sondern Faktoren wie zusätzliche Reparaturen, die Verfügbarkeit des Materials sowie den Erhalt und die Wartung der Dächer.

Etwa 6062 m² Metallbedachung auf den Gebäudeflügeln wurden vom Fachbetrieb MG McGrath Inc. hergestellt und installiert. Auf dem zentralen Flügel sowie auf dem Nord- und Südflügel verlegte das Unternehmen etwa 0,65 – 0,69 mm starke Kupferbahnen teilweise in Stehfalztechnik und mit horizontalen Fugen. Obwohl die Dächer des Zentralflügels mit ihrem geringen Gefälle ursprünglich in Stehfalztechnik gedeckt waren, entschied sich der Bauherr für flache, gelötete Fugen, um eine höhere Dichtigkeit zu erzielen. Auf den Dächern des West- und Ost-Flügels, die zusammen etwa 2295 m² ergeben, befestigte das Unternehmen Kupferprofile in Leistendeckung.

Während der Restaurierung sollte die gesetzgebende Versammlung kontinuierlich das Gebäude nutzen können. Deshalb wurden die Arbeiten in sechs Hauptphasen und 29 kleinere Einheiten unterteilt. Frühe Planungen zur Restaurierung hatten schon 1999 mit einer Untersuchung des Gebäudes begonnen. Zwischen 2007 und 2010 empfahlen die Architekten anhand ihrer Studien den Austausch der Kupferbekleidung. Die aufwendige Restaurierung erinnert an den Bau des Kansas State House, das in 37 Jahren zwischen 1866 und 1903 errichtet wurde. Die helle Kalksteinfassade kontrastiert eindrucksvoll die darüberliegende Kupferkuppel, deren Aufarbeitung mit der Auszeichnung eine besondere Würdigung erfährt.

Bautafel

Projekt:Restaurierung der Kuppel und Dacherneuerung am Kansas State House, Topeka

Bauherr:Bundesstaat Kansas, USA

Architektur:Treanor Architects, P.A., Topeka, Kansas

Material:Kupfer walzblank in verschiedenen Stärken

Dacheindeckung:MG McGrath Inc., Minnesota

Bedachung Kuppel:Baker Roofing Company, North Carolina

Spezialanfertigungen:Ornametals LLC, Cullman, Alabama

Kosten:22 Mio. US-$ für Kuppel und Dach

Fertigstellung:Ende Dezember 2013

www.ornametals.com

www.copper.org

www.kaufmann-ulm.de

Autor

HENRY Rasch

ist Inhaber des Verlags Illustrierte Welten & Informationen in Berlin.

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