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Meisterstück des Jahrgangs 2010/2011

Auf der Überholspur

Für zehn Klempnermeister ist der 10. Dezember 2011 ein außergewöhnlicher Samstag. Früh morgens laden Sie ihre kürzlich gefertigten Meisterstücke in Pkws oder Lieferwagen und begeben sich auf den Weg nach Münchingen bei Stuttgart. Ihr Ziel: Der Firmensitz der Werksvertretung Engelhardt. Ihre Motivation: Hohe Siegchancen auf die Auszeichnung „Meisterstück des Jahres“. Ohnehin haben die zehn Jungmeister durch ihre Nominierung bereits gewonnen, denn sie gehören laut BAUMETALL-Leserwahl zu den Besten der Besten. Was sie noch nicht wissen ist, welchen Podiumsplatz sie belegen werden.

Spannungsgeladene Jurysitzung

Dort wo sich normalerweise alles um Werkzeuge und Maschinen dreht, stehen schlagartig zehn Meisterstücke im Focus des Interesses – fiebern sieben Juroren sowie zehn frisch gebackene Klempnermeister dem gegen 16:00 Uhr erwarteten „Renn-Ende“ entgegen. Dennoch wird es am heutigen Tag einen wesentlichen Unterschied zwischen ihnen geben: Die Juroren werden um 16:00 die Sieger kennen – die nominierten Klempnermeister werden sich noch bis zum ersten Messetag der Dach und Holz in Geduld üben müssen. Pünktlich um 10:00 Uhr fällt der Startschuss. Im Verkaufsraum der Engelhardt-Werkzeugprofis präsentieren die Meisterschüler ihre Arbeiten. Sie berichten dabei von der Suche nach „dem“ perfekten Meisterstück und sie schildern sehr spezielle Prüfungssituationen. Jeder der zehn Nominierten hat dabei seine spezielle Meisterstück-Geschichte im Gepäck und brennt darauf, diese vor der fachkompetenten Jury zu erzählen, beispielsweise Florian Ecker. Der stolze Spengler aus Dachau steht trotz eisiger Außentemperaturen mit kurzen Lederhosen bekleidet vor der Jury und beginnt: „An der Münchener Meisterschule legen die Ausbilder größten Wert darauf, auch am fertiggestellten Meisterstück das entsprechende Innenleben bewerten zu können“. Kurzerhand schraubt er ein Emblem an seinem kupfernen Motorrad­tank ab und fordert die Juroren auf, einen Blick in das diffizile Innere des meisterlichen Benzinbehälters zu riskieren. Beachtlich! Gino Ambrosi versucht die Jury hingegen mit technischen Leckerbissen zu überzeugen. Er präsentiert unter anderem eine Falzschablone, die er speziell zur Herstellung eines 45°-Wulstfalzes entwickelte. Als Marius Schmidt in schwarzer Zimmermannskluft und mit rotem Halstuch von seinem Traumdach berichtet, staunen neben den Preisrichtern auch seine Mitbewerber. Der blutjunge Klemp nermeister ist bereits im Besitz des Zimmerer- und Dachdeckermeisterbriefes. Entsprechend aufwendig ist nicht nur sein meisterliches Traumdach-Modell, sondern auch die dazu gefertigte Unterkonstruktion. Überhaupt besitzt jedes der vorgestellten Meisterstücke eine spezielle Geschichte – ist ein echtes Unikat.

Punktlisten und Bewertungsystem

Die jetzt folgende Aufgabe der Jury scheint auf den ersten Blick unlösbar zu sein, doch Klempnermeister Mark Holzwarth vom Fachbetrieb Hessel aus Stuttgart hat vorgesorgt. Der engagierte Juryleiter nimmt seine Aufgabe, eine „wasserdichte“ Bewertung herbeizuführen, besonders ernst. Mark Holzwarth entwickelte daher seine bereits für den Leser-Wettbewerb-2010 eingesetzten Wertungslisten weiter. Um eine möglichst objektive Bewertung sicherzustellen, definierte der versierte Fachmann zur Verteilung der einzelnen Punkte ein strenges System. Berücksichtigt wurden folgende Kriterien:

  • Formgebung
  • Gesamteindruck
  • Proportionen
  • Schwierigkeitsgrad
  • Handwerkliche Umsetzung
  • Idee
  • Präsentation

Jedes der sieben Jurymitlieder sammelt bereits während der Präsentation der Meisterstücke entsprechende Informationen. Dann folgt eine Jurysitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit – Juroren und Meisterstücke bleiben unter sich. Und um den nominierten Jungmeistern die Wartezeit zu verkürzen, hat sich BAUMETALL etwas Besonderes ausgedacht.

Schnell unterwegs

Die Wettbewerbsteilnehmer wechseln die Szene. Sie besuchen das nur wenige Kilometer entfernte Porsche-Museum in Zuffenhausen. Bereits das Ausstellungsgebäude ist eine Attraktion für Autofans und technikbegeisterte Klempner – Edelstahl-Fassade sowie -Deckenbekleidung ebenso sehenswert wie die ausgestellten und PS-starken Männerträume.

Während die Jurorengruppe in Münchingen erkennt, dass die nominierten Klempner die Kunst der Blechbearbeitung aus dem Effeff beherrschen, erfahren diese, dass bereits der Ur-Porsche in Handarbeit und aus Aluminium gefertigt wurde. Überhaupt entdeckt die wissbegierige Besuchergruppe zahlreiche Parallelen zwischen Karosserie- und Bauklempnertechnik. Allen voran ist es die Kunst, aus glatten Metallplatinen kunstvolle Gegenstände herzustellen.

Die Entscheidung steht fest

Nach einem regelrechten Besichtigungs- und Bewertungsmarathon treffen Preisrichter und Preisträger wieder aufeinander und lassen den erlebnisreichen Tag in gemütlicher Runde ausklingen.

AUTOR: Andreas Buck

Konrad Blamberger:

• 61 Jahre

• Spenglermeiser, ö. b. u. v. SV für das Spenglerhandwerk

• Selbstständiger Spenglermeister im gleichnamigen Fachbetrieb in München

Konrad G. Blamberger

• 27 Jahre

• Spenglermeister, Betriebswirt (HWK)

• Tätig als Spenglermeister im Betrieb seines Vaters in München

René Engelhardt

• 45 Jahre

• 1988 bis 1991 Groß- und Außenhandelskaufmann bei Altmeister Alfred Baier, Backnang

• 1991 bis 1998 Vertrieb von Werkzeugen und ­Maschinen bei DKE – Deutscher Klempner Einkauf, berufsbegleitende Weiterbildung zum ­Handelsfachwirt (IHK)

• 1998 Werksvertretung für Thalmann und Forstner sowie Gründung des auf Klempner-Werk­zeuge und Maschinen spezialisierten Handels­hauses Engelhardt

Mike Grimm

• 50 Jahre

• Gas- und Wasserinstallateur, ­Klempner- und Dachdeckermeister

• Öffentlich vereidigter Sachverstän­diger im Klempnerhandwerk.

• Freier Dozent in den Meisterschulen der Handwerkskammer Lübeck

• Selbstständig mit einem Bedachungs- und Klempnerfachbetrieb in Kalten­kirchen bei Hamburg

Mark Holzwarth

• 38 Jahre

• Klempnermeister und Energieberater

• Angestellter Klempnermeister sowie Mitglied der Geschäftsleitung beim Fachbetrieb Flaschnerei Hessel GmbH, Stuttgart

Robert Smejkal

• 51 Jahre

• 1988 Meisterprüfung als Klempnermeister bei der HWK Ulm

• Seit 1992 Selbstständig im gleichnamigen ­Fachbetrieb in Heidenheim

• 1996 Obermeister Heizung Sanitär Innung Heidenheim, Landesfachgruppenleiter Klempner Baden Württemberg, Mitglied der Bundesfachgruppe und Projektgruppe Klempnertechnik des ZVSHK, Mitlied der Vollversammlung der HWK Ulm

Andreas Witt

• 47 Jahre

• 1981 Ausbildung zum Gas-und Wasserinstallateur

• 1996 Klempnermeister

• 1998 Dachdeckermeister

• 1998 angestellter Ausbildungsmeister beim Berufsbildungswerk der Innung Sanitär Heizung Klempner in Hamburg und Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss des Klempner- und des Dachdeckerhandwerks sowie Mitglied im Meisterprüfungsausschuss des Dachdeckerhandwerks.

Hintergrund

Im November 2011 startete die Nominierung der Meisterstücke auf https://www.baumetall.de/. Sage und schreibe 45 Meisterstücke waren dieses Mal im ­Rennen – die Entscheidungsfindung entsprechend schwer. Nur so lässt sich erklären, warum die BAUMETALL-Leser auf der Suche nach den besten Prüfungsobjekten Online-Rekorde brachen. Binnen 14 Tagen wurden die zoomfähigen Abbildungen der vorgestellten Arbeiten weit über 16000 Mal aufgerufen und dabei mehr als 1000 Stimmen per E-Mail abgegeben. Das Ergebnis der Lesernominierung war zwar eindeutig, aber knapp – der Vorsprung an der Tabellenspitze dennoch deutlich.

Gesucht wurden jeweils die drei besten Arbeiten in den Kategorien „Bester Klassiker“,„Bestes Design“ und „Bester Ziergegenstand“. Nominiert wurden insgesamt zehn Arbeiten, denn auf Platz 9 herrschte Punktgleichstand. Und weil die BAUMETALL-Leser auch die Meisterstücke auf den Plätzen elf und zwölf haarscharf in die Endrunde wählten, entschloss sich das BAUMETALL-Team kurzerhand, zwei Sonderpreise zu vergeben.

Online-Extra

Wissenswertes zur Preisverleihung finden Sie in BAUMETALL-Ausgabe 1/2012 sowie auf:

https://www.baumetall.de/