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Klappe auf – Klappe zu!

Bei der Gestaltung ihrer Gebäudehüllen setzen immer mehr Bauherrn auf Hebefaltsysteme. Die Verblüffung ist regelmäßig vorprogrammiert, sobald sich die Faltläden beim Schließen passgenau in die Fassade einfügen. Das 1988 gegründete Unternehmen BeluTec, das Geschäftsführer Bernhard Lucas seit knapp 30 Jahren leitet, fertigt diese Hebefaltsysteme für Eingangsportale, Tore und als Sonnenschutzlösung für Fassaden. In Deutschland entstanden bereits mehrere metallbekleidete Gebäudehüllen mit elektrisch angetriebenen Hebefaltläden und Hebefalttoren, die einfach per Knopfdruck zu bedienen sind.

Perforierte Kupfertafeln in Gold

Die optische und technische Abstimmung der Faltsysteme mit einer Gebäudehülle ist an der Firmenzentrale des Edelmetallhändlers Pro Aurum in München zu sehen. Am Neubau entstand eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade, deren Kassetten aus Kupferprofilen der Marke KME Tecu Gold bestehen. Im Design spiegelt sich der Edelmetallhandel mehrfach wider, vor allem im Farbton der Profile. Die Kombination der goldenen Farbe mit der äußeren Form des quaderförmigen Gebäudes erinnert an einen riesigen Goldbarren, der dem Bauwerk zum Namen „Goldhaus“ verhalf. Der Werkstoff Tecu Gold besteht aus einer kalt formbaren, korrosionsbeständigen Kupferlegierung, die einen Anteil Aluminium enthält. Unter dem Einfluss der Witterung mattierte das Material am Gebäude und entwickelte die markante goldbraune Oberfläche.

Die Fassadenprofile für die Hebefaltsysteme lassen sich nach Wunsch der Auftraggeber individuell bearbeiten. Für das Firmengebäude von Pro Aurum in München wurden die Kupfertafeln maschinell perforiert, sodass sie einen interessanten Effekt der Teildurchlässigkeit erzeugen. Der Durchmesser der Bohrungen beträgt nur wenige Millimeter. Die geringe Größe und die regelmäßige Anordnung der Bohrungen auf den Tafeln sorgen dafür, dass die geschlossenen Faltläden tagsüber die Sicht ins Handelshaus verhindern. Ein Blick aus dem Gebäude durch die geschlossenen Faltläden nach draußen ist jedoch möglich. Bei Dunkelheit und beleuchteten Innenräumen kehrt sich dieser Effekt um, sodass Passanten von außen durch die Profile ins Gebäude schauen können.

Verlegung im freien Verband

Die geschlossenen Faltsysteme verdeutlichen, dass die Profile auf den Läden bis ins Detail an das grafische waagerechte Verlegemuster der Fassade angepasst wurden. Die Höhe der Kassetten beträgt einheitlich ungefähr 860 mm. Vom Sockel bis zur Traufe sind neun Reihen Kassetten am Bauwerk installiert, wobei die Anordnung der Reihen auf den Hebefaltläden eingehalten wird. Die variierende Breite der Rechteckformate, der freie Verband, wurde ebenfalls auf den Faltläden beibehalten.

Genau 20 Hebefaltläden und zwei Hebefalttore schließen bündig mit der Außenhaut ab. Die metallbekleidete Fläche am Baukörper (42 m x 24 m x 8 m) beträgt inklusive aller Faltläden ungefähr 1000 m². Um den barrenförmigen Eindruck zu komplettieren, wurde das Entwässerungssystem des Flachdachs in die Gebäudehülle integriert. Die Ablaufrohre sind hinter die Fassade verlegt, die Rinnen von außen nicht einsehbar.

Baustart war 2008. Seit der Fertigstellung im Jahr 2009 lockt das Objekt nicht nur Liebhaber des Edelmetalls an. Auch Architekturtouristen pilgern zum Standort, der sich auf dem Messegelände in München-Riem befindet.

Montage und Steuerung

Auf der Baustelle installiert der Hersteller die Hebefaltsysteme selbst, während externe Fachbetriebe, in diesem Fall die Firma Güther aus Feuchtwangen, die Bekleidung der Fassade übernehmen. Da es sich um Sonderkonstruktionen handelt, sind speziell geschulte Monteure für die Montage notwendig. Daher montiert BeluTec diese Produkte eigenständig mit einem eigenen Montageteam. Die Fassadensegmente werden durch Fassadenbauer, Metallbauer oder Tischler montiert, da oft nicht nur das Hebefaltsystem, sondern auch die umliegende Fassade mit dem gleichen Material belegt wird, sodass ein einheitliches Bild entsteht.

Der Antrieb besteht aus einem Motor und einer Winde, die über dem Faltsystem am Rahmen installiert werden. Der Rahmen weist spezielle Führungsschienen auf, in denen Rollen das untere Segment eines Faltladens hinauf und wieder nach unten bewegen. Zum Öffnen oder Schließen setzt ein Nutzer per Tastendruck den Motor in Bewegung, sodass die Winde rotiert. Die Hebefaltläden sind mit einer Totmannsteuerung ausgestattet, während die Hebefalttore eine Totmann- oder Impulssteuerung aufweisen.

Maßanfertigung made in Germany

In ihrer Endposition ragen die Faltläden in einem spitzen Winkel über die Fassade hinaus, der die Läden gegen auftretende Windlasten stabilisiert. Ein patentiertes Verriegelungssystem verankert die geschlossenen Läden zugfest am Rahmen und damit am Gebäude. Eine manuelle Notbedienung von innen ist möglich. Das Eindringen durch einen Faltladen bis zum Fenster oder durch ein Falttor ist damit erheblich erschwert, sodass die Verriegelung die Sicherheit eines Gebäudes erhöht.

Das Unternehmen entwirft seine Hebefaltsysteme im eigenen CAD-Konstruktionsbüro am Firmenstandort in Lingen. Die Sonderkonstruktionen werden nach Vorgabe der Auftraggeber konstruiert und direkt auf dem 30 000 m² großen Betriebsgelände hergestellt. Parallel zu den Maßanfertigungen erfolgt am Standort auch der Bau von Serientorsystemen. Der Mittelständler beschäftigt rund 80 Mitarbeiter und betreibt in der Produktion eigene Fertigungsstrecken, Beschichtungsanlagen sowie eine Elektro- und Steuerungsabteilung.

Transparente Spezialanfertigungen

Die Beplankung der Hebefaltsysteme kann individuell nach Kundenwunsch mit verschiedenen Materialien erfolgen, z. B. mit Streckmetall, Alu-Kassetten oder auch verschiedenen Holzarten. Diese Werkstoffe können wiederum mit mehreren Fassadenarten kombiniert werden. Möglich sind waagerecht und senkrecht strukturierte Oberflächen. Sogar Glas, Textilien und Photovoltaikmodule können auf den Systemen installiert werden. Am Firmengebäude von Pro Aurum in München erreichen die Faltläden vor den Fenstern eine Breite von bis zu 6 m. Das Knicktor am Eingang misst in der Höhe 7 m und in der Breite 6 m. Im geöffneten Zustand signalisieren die Systeme den Kunden visuell, dass das Handelshaus geöffnet ist. Im geschlossenen Zustand schotten sie das Gebäude hermetisch von der Umgebung ab.

Dass die Hebefaltsysteme eine erstaunliche Fülle an Kombinationsmöglichkeiten eröffnen, zeigt auch die Uni-Klinik in Köln. Hier entstand 2007 eine rund 3000 m² große Fassadenfläche aus perforierten Aluminiumtafeln mit integrierten Faltläden. Insgesamt 1000 bewegliche und feste Kassetten mit Lochprofilen sind am Gebäude zu sehen. Darüber hinaus fertigte BeluTec im Jahr 2014 die Hebefaltsysteme für eine Gebäudehülle aus weißen Streckmetallpaneelen. Zu bewundern ist die Konstruktion am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung auf dem Campus des Uni-Klinikums München. Die Flächenbündigkeit der Läden wird durch einen weiteren Effekt noch betont. Das Maschenwerk der gestreckten Bänder wirkt wie ein federleichter Vorhang, der sogar bei geschlossen Faltläden transparent bleibt.

www.proaurum-goldhaus.de

www.belutec.com

www.kme.com/de/copper-division/architektur/tecu-oberflaechen-neu/tecu-gold/

Bautafel

Projekt: Flächenbündige Hebefalt- und Torsysteme für die Fassade der Pro-Aurum-Firmenzentrale in München-Riem

Bauherr: Pro Aurum Edelmetallhandel

Architektur: FKS Generalplaner, Rainer Freitag, Karlsruhe

Material: Kassetten, Tecu Gold der Marke KME

Fachbetrieb: Güther GmbH, Feuchtwangen

Hebefaltsystem: BeluTec Tor- & Fassadensysteme, Lingen

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