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Für edle Tropfen

Die Front des würfelförmigen Kellereigebäudes mit dem stilisierten Rebenblatt ist im gesamten Bozener Talkessel sichtbar und macht das Gebäude zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt. Das Blatt steht für die Vitalität der Rebe sowie für den Weinbau in Bozen und in der Region. Neben der ästhetischen Funktion erfüllt das Muster gleichzeitig eine praktische Aufgabe: Die Lochstruktur der Profile filtert das Licht und dient so der Beschattung.

Durch seine längliche Form gliedert sich der Bau optimal in das bestehende Landschaftsbild an seinem neuen Standort am nördlichen Ende der Südtiroler Landeshauptstadt ein. Die symmetrische Anlage besteht aus einem zentralen, vom unterirdischen Produktionsgebäude losgelösten Riegelbau, in dem das Verwaltungs- und Verkaufsgebäude untergebracht ist, in einem nahezu halbkreisförmigen, in den Hang eingelassenen Hof. Die Form des Hofes ist von den symmetrischen Zufahrtsrampen aus Sichtbeton mit rotem Porphyr bestimmt, über die der Transport der Trauben zur 17 m über dem Hof liegenden Traubenannahme erfolgt. Sie fassen das Verwaltungs- und Verkaufsgebäude kreisförmig ein. Während sich das größte Volumen, das Produktionsgebäude, unter der Erde befindet, ist das Verwaltungsgebäude mit der repräsentativen Fassadenhülle als einziges sichtbares Element der Kellerei an der Oberfläche zu sehen.

Bei Tag beschattet, bei Nacht transparent

Für die Fassade wurde eine Stahlunterkonstruktion aus Schweißträgern, Profilrohren, Winkeln, Plattenmaterial usw. mit einer Anzahl an Aluminiumblechen verkleidet und mit Aluminiumlochblechen mit geschlossenem Rand (RV5-7, Stärke 3 mm) ausgefacht, welche mit Blindnieten an den Profilrohren fixiert wurden. Insgesamt wurden 1600 Lochblechelemente in verschiedenen Formen und Größen von der Firma Metall Ritten montiert. Bereits für die Entwicklung der baulichen Systematik der Doppelfassade, die den zentralen Kubus auf drei Seiten ummantelt, war das ganze Know-how des Fachbetriebs gefragt, der sich auf Metall- und Glasbau spezialisiert hat. Besondere Herausforderungen dabei waren die hohe Verglasung bis 6,5 m, die Stahlkonstruktion in Rebblattform sowie die Anschlüsse an die Sichtbetonwände.

Die Gesamtfläche der Aluminiumbleche beträgt 1370 m2. Dank der gezielten Gestaltung von Lochgröße und -abständen dient die Fassade auch als Sonnenschutz, ohne dabei die Optik zu beeinträchtigen. Während sie bei Tag eine nahezu perfekte Sicht von innen nach außen gewährt, ist nachts das rege Innenleben der Kellerei von Verkauf bis zu Weinverkostungen und großen Veranstaltungen von außen sichtbar.

Das Innenleben der Kellerei zeichnet sich durch ein neuartiges Produktionsverfahren und einen schonenden Umgang mit Ressourcen aus. Die technische Notwendigkeit, den Wein weitestgehend im freien Fall und ohne Pumpen zu produzieren, bedingt die vertikale Anordnung der verschiedenen Produktionsphasen. Daher erstreckt sich das neue Produktionsgebäude über mehrere Ebenen. Ganz oben befindet sich der Ort, an dem die Trauben angeliefert werden. Die Durchlüftung und Belichtung dieses Bereichs erfolgt über Oberflächenöffnungen. Die Trauben gleiten danach sanft in den darunterliegenden Arbeitsbereich mit den Pressen hinab. Dort werden sie zerquetscht, gepresst und dann in Fässer bzw. Stahltanks weitergeleitet, wo der Gärprozess stattfindet. Der Reifekeller befindet sich im perfekt temperierten Untergeschoss. An der linken Hofseite schließen ein Schaukeller für Holz- und Barriquefässer und ein Veranstaltungssaal an.

Nachhaltig vom Dach bis in den Keller

Genauso durchdacht wie die vertikale Anordnung der Produktionsbereiche ist das energetische Konzept des Gebäudes. In den großen Kellern mit konstanter Temperatur, die unter Weinhängen verborgen sind, kann der Wein mit viel geringerem Energieaufwand hergestellt werden. Um die Temperaturanforderungen zu erfüllen, wurde die Isolierung in allen Bereichen von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 3 m vorgenommen. Die unterirdische Belüftung wird durch ein System von vier Belüftungsschächten mit steuerbaren Öffnungen sichergestellt, die sich nach der Innen- und Außentemperatur richten: So ist es möglich, den Schornstein­effekt zu nutzen und die Belüftung ohne Zusatzlüfter aufrechtzuerhalten.

Die für die Warmwasseraufbereitung benötigte Energie wird mithilfe einer Pelletanlage generiert, die notfalls von einem Gaskessel unterstützt wird. Das zur Kühlung von Räumen und Tanks benötigte Kaltwasser wird mit modernen CO2-Kältemaschinen erzeugt. Die durch die ­Erzeugung von Kälte und Druckluft abgegebene Wärme wird zur Erzeugung von Warmwasser verwendet, wodurch der Energieverbrauch um 45 % verringert wird. Die Arbeits- und Empfangsbereiche zeichnen sich durch ein gutes Raumklima, eine akustische Optimierung sowie eine hohe Luftqualität und eine bestmögliche Nutzung des natürlichen Lichts aus. Technische Elemente wie die Photovoltaikanlage und die Keller-Klimageräte sind perfekt in das Gebäude integriert. Für dieses Konzept erhielt die Kellerei Bozen als erste Kellereigenossenschaft Italiens das
„KlimaHaus-Wine“-Zertifikat.

Bautafel

Projekt: Neue Kellerei Bozen, Moritzing-Bozen

Architektur: Dell’Angolo-Kelderer, Bozen

Fachbetrieb: Metall Ritten, Klobenstein, Südtirol

Material: Perforierte Aluminiumprofile, Farbton Bronze

Mehr zu diesem Projekt

Weitere Bilder von der Kellerei Bozen und der Entstehung ihrer spektakulären Fassade finden Sie auf https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras.

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