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BAUMETALL-Treff in Bad Rappenau

Werkstattgespräche

Rhythmische und für einen Klempnerfachbetrieb (noch) fremdartige Geräusche mischen sich mit dem Stimmengewirr von über 20 Klempnermeistern. Beeindruckt beobachten diese, wie aus einer walzblanken Aluminiumtafel ein, mit quadratischen Durchdringungen und diversen Ausklinkungen versehener, Rohling entsteht. Die Stanz-Nippel-Einheit vom Typ Trumatic 500 wechselt ein letztes Mal die Arbeitsrichtung – fertig ist ein Bauteil, dessen Herstellung von Hand ein Vielfaches an Zeit benötigt hätte. Von der Perfektion ganz zuschweigen…

… Eigentlich wollte Volker Reinhardt vom gleichnamigen Fachbetrieb in Bad Rappenau-Fürfeld seine BAUMETALL-Treff-Kollegen im modernen Besprechungsraum seiner Firma begrüßen. Dort hatte sich der BAUMETALL-Treff zu seiner Herbsttagung verabredet. Dennoch startete der Gedankenaustausch mitten in der Klempnerwerkstatt. „Ich hatte das fast befürchtet“, sagt Volker Reinhardt und fügt an: „Für einen Klempner ist es eben schwer, den Blick in die Werkstatt hinten anzustellen“. Auf eine lehrreiche Werkstattführung folgte die offizielle Begrüßung des Gastgebers, eine Vorstellung seines Betriebes und erst dann begann das eigentliche Tagungsprogramm – übrigens ein Fachprogramm, das nach der Besichtigung der modernen Werkstatt an eine Zeitreise zu den Wurzeln der Klempnertechnik erinnerte.

Moderner Dienstleister – historische Technik

Wenn es um die Herstellung von Bauornamenten aus Metall geht, ist Albert Sporer aus München einer der letzten Spezialisten. Nach alter Väter Sitte fertigt er unterschiedliche Ornamente, Gesimse oder Baluster fast genau so wie vor 100 Jahren an. Natürlich benutzen die Profis der Lorenz Sporer GmbH heute neuartige Substanzen bei der Herstellung der Gussformen. Auch Schweißgeräte werden eingesetzut, doch nach wie vor sind Handarbeit und Know-how die wichtigsten „Betriebsgeheimnisse“.

Stolz berichtet Albert Sporer wie seine Ornamente weltweit eingebaut werden und schildert spannende Details vom Au Printemps in Paris (siehe auch BAUMETALL 6/09). Wie fast immer wurden auch hier an rückgebauten Originalornamenten Formen abgenommen und rekonstruiert. Die „Baumetaller“ stellten zahlreiche Fragen, etwa ob es klassische Ausschreibungen für dererlei Aufträge gäbe. Doch weit gefehlt: einzig eine Hand voll Fotos, alte Ansichtskarten oder Kupferstiche sowie Erfahrungswerte dienen Sporer als Kalkulationsgrundlage. Der Münchener Ornamentenprofi macht um seine Tätigkeit kein Geheimnis. Er schildert unterschiedlichste Herstellungsverfahren bis ins Detail. Abschließend verschafft sich der Ornamentenbauer Luft und plädiert vehement für eine anzustrebende Ausbildung interessierter Klempner zu Restaurateuren im Handwerk. „Nur so“, ist er sich sicher, „können Ornamente auch in Zukunft fachgerecht hergestellt werden und kann wertvolle Bausubstanz für die Nachwelt erhalten bleiben“.

Auch für „normale“ Klempnerfachbetriebe ist der Ornamentenbau ein lukratives Betätigungsfeld fügt Volker Reinhardt an. Seit geraumer Zeit nutzt sein Betrieb die Sporer-Dienstleistungen rund um Ornamente aus Zink und Kupfer. Bei entsprechenden Anfragen beauftragt Volker Reinhardt das Sporer-Team mit der Fertigug der Ornamente und konzentriert sich auf die Montage der in München gefertigten Bauteile. Ein Kompromiss, der höchste Qualität auch in solchen Bereichen sichert, die nicht zur Tagesroutine gewöhnlicher Fachbetriebe gehören.

Denkmalpflege Made in Potsdam

Von den Mitgliedern des BAUMETALL-Treffs ist Matthias Weber der wohl leidenschaftlichste Denkmalpfleger. In seiner „Blechwerkstatt“ zaubert er immer wieder Wetterfahnen, Bekrönungen und andere historische Bauteile. In seinem Vortrag schilderte er eindrucksvoll, wie Denkmalpflege in Potsdam aussehen kann. Besonders interessant war die Instandsetzung eines Kuppeldaches nach einem Brandschaden. Ein Feuerwerkskörper hatte die Kuppel in Brand gesetzt und der Abriss der historischen Kupfereindeckung schien unausweichlich zu sein. Matthias Weber gelang es mit viel Fingerspitzengefühl die kupferne Hülle großteilig von der verkohlen Holzkonstruktion abzunehmen. In der „Blechwerkstatt“ verlängerte er die abgestemmten Haftunterteile mit langen Metallstreifen. Die instandgesetzte Holzschalung wurde an den entsprechenden Stellen schlitzförmig geöffnet, die Haftstreifen nach innen geführt und innerseitig wieder befestigt.

Diese Schilderung beeindruckte die „Baumetaller“ und verdeutlichte, dass Klempner in der Lage sind, ausgefallene Wege zu beschreiten und dabei spezielle Lösungen finden können.

Zurück in die Zukunft –Stundenlohnarbeiten korrekt erfassen und abrechnen

Nach den historischen Tagungsbeiträgen holte Uwe Hewig vom Software-Unternehmen Synitech aus Gröbenzell die Teilnehmer zurück in die Gegenwart. Er stellte diverse Möglichkeiten der modernen Arbeitszeiterfassung vor, die durchaus dabei helfen den Verwaltungsaufwand in Zukunft zu verringern. Uwe Hewig beschrieb unterschiedliche Schnittstellen und adaptierte diese auf das speziell für Klempnerfachbetriebe entwickelte Programm „MF Dach“. Von mobilen Zeiterfassungssystemen über Kalkulation, Nachkalkulation, Abschlagsrechnungen und Schlussrechnungen bietet das Programm eine umfassende Hilfestellung.

Eine korrekte Erfassung der geleisteten und verrechenbaren Stunden der Mitarbeiter ist für eine gute Ertragslage unerlässlich. Häufig gehen Betrieben zahlreich verrechenbare Stunden verloren, weil diese entweder bei Rechnungsstellung nicht bekannt sind, oder weil diese möglicherweise vom Auftraggeber bestritten werden. Damit der Auftragnehmer den vollen Umfang seiner erbrachten Leistung erhält, müssen jedoch zunächst die nicht in seinen Einheitspreisen enthaltenen Arbeiten erkannt und rechtlich wirksam zur Abrechnung gebracht werden. Hierbei gilt es einige grundsätzliche Voraussetzungen zu beachten:

Die in den Einheitspreisen enthaltenen Stunden müssen durch eine exakte Vorkalkulation für die jeweilige Leistung wie für das gesamte Bauvorhaben bekannt sein. Anders herum sollten die Mitarbeiter über zuvor veranschlagte Stunden sowie die Leistungsbeschreibung informiert werden. Die Praxis zeigt, dass die Mitarbeiter dadurch häufig eine bessere Vorstellung von ihrer eigenen Leistungsfähigkeit bekommen und, entgegen landläufiger Meinung, auf eine Zeitvorgabe eher positiv reagieren. Außerdem werden nicht im Einheitspreis enthaltene Leistungen besser erkannt. Die Mitarbeiter sind also in der Lage, zusätzliche Leistungen gegenüber dem Auftraggeber anzumelden. Auf diese Weise werden auch Kalkulationsfehler während der Bauphase offenkundig. Der Unternehmer kann frühzeitig reagieren. Hilfreich bei der Erfassung von Arbeitsstunden sind mobile Zeiterfassungssysteme, welche heute von zahlreichen Softwarehäusern angeboten werden.•

Info

Klempner in der Denkmalpflege

Der Fachverband SHK Bayern plant die Durchführung des Fachseminars „Spengler in der Denkmalpflege“. Die praktischen und fachtheoretischen Seminarschwerpunkte sind unter anderem das geschichtliche Denkmal-Zeugnis, die Baustilkunde oder die Geschichte des Daches und der Dachformen.

Fachverband SHK Bayern

Manfred Klöpfer, Tel.: (0 89) 54 61 57 32.

Info

Regiestunden

Hinsichtlich der Durchsetzbarkeit von angefallenen Regiestunden gibt es einen positiven Trend. Der Bundesgerichtshof hat mit seiner Entscheidung vom 28. Mai 2009 (Az.: VII ZR 74/06) die Beweislasten zu Gunsten des Auftragnehmers neu verteilt. Der Unternehmer muss nunmehr nur noch die Zahl der aufgewendeten Stunden darlegen und beweisen, während den Auftraggeber die Darlegungs- und Beweislast dafür trifft, dass die vom Unternehmer abgerechneten Stunden einer wirtschaftlichen Betriebsführung nicht entsprechen.

Info

BAUMETALL-TreffMitglieder unterstützen das Klempnermuseum

Matthias Weber, Michael Messerschmidt und Stefan Thiele legten den Betriebsausflug ihrer Fachbetriebe in diesem Jahr zusammen. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern besichtigten sie das Klempnermuseum in Karlstadt. Ehrenvorsitzender Heinz Lummel ließ es sich nicht nehmen, die Klempner persönlich durch das Museum zu führen. Für die Mitarbeiter, die sonst wohl nie nach Karlstadt gereist wären, war dieser Betriebsausflug ein beeindruckendes und unvergessliches Erlebnis. Lehrreich, einzigartig und höchst motivierend wirkt der Besuch in Karlstadt bis heute nach, berichten die die „Baumetaller“ – vom kollegialen Austausch ganz zu schweigen.

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