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Klempnertechnik, erstaunte Gesichter und ein Blick hinter die Kulissen

Ein etwas anderes Betriebsportrait

Laut Lexikon ist ein erstauntes Gesicht eine emotionale Reaktion auf das Erleben von etwas Unerwartetem, das bis dahin bekannten Denkmustern nicht entspricht. Abgesehen davon sind staunende Menschen eher selten. Und obwohl mir bei meiner Tätigkeit im Außendienst ständig Termine im Nacken sitzen, Zeit dabei Mangelware ist, komme ich hin und wieder in den Genuss, staunende Gesichter zu erleben. So wie neulich, als ein Metalldach der Fleschhut GmbH von einem Kunden bestaunt wurde. Genau diese Augenblicke sind es, die allen Stress vergessen lassen und beweisen, wozu Klempnerfachbetriebe in der Lage sind. Nun habe ich als Außendienstmitarbeiter der im hessischen Schöneck-Büdesheim ansässigen Laurich KG, anders als Auftraggeber oder Architekten die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen. Und auch hier sorgt der Fachbetrieb Fleschhut aus Fürth im Odenwald für staunende Gesichter.

Seit etwa sechs Jahren besuche ich den seit 1891 bestehenden, von Peter Fleschhut geführten Betrieb. Schon bei meinem ersten Besuch war ich begeistert. Etwa von den beiden mobilen Knoll-Spenglerwagen, die sehr flexibel auf den Baustellen eingesetzt wurden. Damals waren noch drei Mitarbeiter im Sanitärbereich beschäftigt. Im Büro begrüßte mich der langjährige Mitarbeiter Günter Röder, während sich Peter Fleschhut um Aufträge und die Abwicklungen der Baustellen kümmerte.

Erfolgreiche Weichenstellung

Mit der Aufgabe der Installationsabteilung im Jahre 2004 änderte sich die Unternehmensstrategie grundlegend. Die Geschäftsführung erkannte, dass Dachrinnenmontage oder Subunternehmertätigkeiten keine gleichmäßige Auslastung für das Unternehmen gewährleisteten und entschied sich für einen neuen Weg. Um Abhängigkeiten zu vermeiden, wurden bis dahin vergleichbare Leistungen durch Alleinstellungsmerkmale ersetzt. Dazu setzte die Fleschhut GmbH unter anderem auf hochgradige Spezialisierung im Dachbereich. „Damals kam eine Prefa-Verkaufsschulung wie gerufen“, erinnert sich Peter Fleschhut und schickte seine Mitarbeiter kurz entschlossen zur speziellen Werksschulung nach Wasungen. Um ergänzend kleinere Balkonsanierungen anbieten zu können, besuchte das Fleschhut-Team ein Enke-Fortbildungsseminar in Düsseldorf. Alleine die Abdichtungsarbeiten mit Flüssigkunststoffen umfassen heute fast 5 % der gesamten Aufträge. Inzwischen hat sich der Umgang mit neuartigen Werk- und Baustoffen ausgezahlt, vom Mut, weiterhin Neues auszuprobieren, ganz zu schweigen. Ein weiteres Beispiel sind Dacheindeckungen mit Decra-Dachplatten. Dabei handelt es sich um profilierte und farbbeschichtete Stahlplatten, die in ihrer Optik an profilierte Ziegel oder Dachsteine erinnern.

Bei allen Neuerungen fanden die Fleschhut-Mitarbeiter professionelle Unterstützung durch die Hersteller. Diese standen sogar auf den Baustellen mit Rat und Tat zur Seite. „Nicht nur die Produktqualität ist entscheidend, sondern auch der Service des dahinter stehenden Herstellers“, resümiert Peter Fleschhut und ist dabei sichtlich stolz auf das erreichte Ziel.

Starkes Team – starke Branche

Heute beschäftigt Fleschhut acht ausgebildete Klempnergesellen. Auch sie bescheinigen ihrem Chef: „Spezialisierung ist eine große und mutige Entscheidung. Besonders wenn man bedenkt, dass immer genügend Aufträge, etwa im Winter und bei schlechten Wetter, vorhanden sein müssen.“ Mir fällt auf, dass die Fleschhut GmbH trotz Wirtschaftskrise und rückgängiger Wachstumszahlen mehr als ausgelastet ist. Sollte das Geheimnis voller Auftragsbücher am Ende doch nicht „nur“ mit der Einführung einer neuen Berufsbezeichnung zusammenhängen? Sicher ist: Die viel diskutierte Überlegung um einen neuen Namen für den Klempner ist nicht allein für den Erfolg eines Unternehmens verantwortlich. Im Gegenteil – das Beispiel Fleschhut zeigt, dass Klempner weitaus mehr unternehmen können. Die Steigerung der öffentlichen Wahrnehmung kann beispielsweise durch professionell geführte Preisverhandlungen und ebensolche Kundengespräche erreicht werden. Außerdem sollten Stärken und Alleinstellungsmerkmale selbstbewusst gezeigt werden. Ich bin sicher, dass jeder Bauherr über konstruktive Vorschläge zur Problemlösung mehr als dankbar ist und ein entsprechender Strategiewechsel die Vergleichbarkeit erschwert.

Überzeichnet ausgedrückt: Es ist sinnvoll sich nicht länger auf die Montage der Regenrinne zu beschränken und somit vergleichbar zu sein. Entsprechendes Handeln kann unserer Branche nicht nur mehr Aufträge einbringen, sondern auch eine bessere Wahrnehmung samt Imagegewinn bescheren. Ganz ehrlich: eine schöne Metallbedachung oder eine weithin sichtbare Fassadenbekleidung versetzt jeden interessierten Passanten in Staunen – oder? •

*Jens Hackbarth ist Außendienstmitarbeiter der im hessischen Schöneck-Büdesheim ansässigen Laurich KG. Er wünscht sich einen größeren Zusammenhalt zwischen den Handwerksbetrieben und sieht darin durchaus Chancen, die gemeinsam genutzt werden sollten. Jens Hackbarth: „Unter dem Strich geht es darum, zu verhindern, dass die oft vorherrschende Uneinigkeit der Betriebe vom Kunden nicht ausgenutzt und die Fachbetriebe nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wenn sich Kooperationen und der fachliche Austausch unter Kollegen weiterentwickeln, könnten Dumpingpreise schon bald der Vergangenheit angehören. Vielleicht gelingt es durch Artikel wie diese, andere Betriebe zum Nachdenken und Nachahmen zu animieren.“

Anmerk. d. Red.: Teilen Sie Ihre Meinung mit. Am einfachsten per E-Mail an redaktion@baumetall.de oder auf dem Postweg. Adresse siehe Seite 5

Jens Hackbarth*

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