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TEIL 1 – Bekrönung Made in Germany

Metall für die Seele

Ohne die Spezialisten von Kaufmann Ulm wäre die Welt weniger vollkommen. Und sicher auch nicht so interessant. Tatsächlich treffen die Lieferungen des renommierten Handelshauses für Spenglereibedarf an vielen Orten der Erde ein. Der Kupferturm, den Geschäftsführer Harald Szimeth mit seinen Ausnahmespenglern ab Ende Januar 2021 für eine Kirche in den USA fertigte, muss eine Strecke von 10 000 km zurücklegen. Diese Distanz trennt die Spezialwerkstatt in Neu-Ulm vom Gotteshaus in Athens (Georgia).

Vorher – nachher: Acht neue Zierkonsolen mit Blumenmotiven entstanden anhand einer Originalvorlage aus den USA (o. r.)

Bild: Kaufmann Ulm

Vorher – nachher: Acht neue Zierkonsolen mit Blumenmotiven entstanden anhand einer Originalvorlage aus den USA (o. r.)

Bild: Ornametals Manufacturing

Auf dem Fallwerk gestanzt

Zahlreiche Details forderten die Spengler beim Bau der Bekrönung aus walzblankem Kupfer, die stattliche 3,64 m hoch ist. Kilian Schleier betreute die Arbeiten ab dem Beginn der Fertigung Ende Januar 2021, nachdem er 2019 schon das Angebot für das Projekt erstellt hatte. Der Experte für Bau-, Bedachungsartikel und Ornamente bei Kaufmann Ulm erklärt die Vorbereitungen: „Um mit der Fertigung beginnen zu können, wurde zunächst eine 1 : 1-Zeichnung erstellt. Anhand dieser Zeichnung konnte die Fertigung der Drückteile und leicht konischen Säulen beginnen. Des Weiteren standen die Radien für die rund gestanzten Profile fest, woraufhin die Herstellung der Stanzwerkzeuge startete.“ Die konische Form der rund 1,10 m hohen Säulen ist erst aus der Nähe zu erkennen. Denn der Durchmesser im unteren Bereich einer Säule beträgt 175,73 mm und ist damit nur gut 21,7 mm größer als der Durchmesser oben (154,02 mm). Für die acht Säulen wurden 16 Kupferringe mit Wulst gefertigt, die die Säulen dekorieren. Anhand der ermittelten Radien für die Gesimsprofile stellte das Team von Kaufmann sämtliche Stanzwerkzeuge selbst her und stempelte die Radiusprofile auf dem werkseigenen Fallwerk. Die gestempelten Radiusprofile wurden anschließend zu einem kreisrunden Kranz zusammengeschweißt.

Unterkonstruktion aus Aluminium

Durch eine koordinierte Arbeitsteilung konnten die Spengler zahlreiche Produktionsabläufe parallel bewältigen. „Von den insgesamt vier Monteuren, die für ca. zwei Wochen mit diesem Projekt beschäftigt waren, fertigten zwei Mitarbeiter die Unterkonstruktion aus Aluminium und die Säulen der unteren Turmhälfte. Ein weiterer war mit der Turmkuppel und dem Kreuz beschäftigt. Der vierte fertigte die Stanzwerkzeuge und Profile“, skizziert Kilian Schleier, wie die einzelnen Aufgaben abgesteckt wurden. Die Unterkonstruktion, die die Bekrönung und das Gewicht der Kupferbauteile optimal trägt, besteht aus zwei Gerüsten, die beide jeweils eine achteckige Grundform aufweisen. Eine der beiden Unterkonstruktionen trägt die untere Turmhälfte, die Säulen und den Gesimskranz. Das zweite Gerüst stabilisiert die obere Turmhälfte mit der Halbkugel und dem Kreuz. An diesem Gerüst konstruierten die Spengler eine Öse vor, damit ein Kran die Kupferbekrönung nach ihrer Ankunft vor Ort auf die Kirche heben kann.

Die am Sockel unter der Halbkugel befestigten Zierkonsolen

Bild: Kaufmann Ulm

Die am Sockel unter der Halbkugel befestigten Zierkonsolen

Gedrückte Halbkugel mit Zierkonsolen

„Das Dach unterhalb des Turmkreuzes, das ursprünglich auf der Kirche gefalzt ausgeführt war, haben wir bewusst nicht originalgetreu gefertigt, sondern als gedrückte Halbkugel mit Wulst und mit einem Durchmesser von 875 mm“, betont der Experte. Die Stärke des perfekt gewölbten Werkstoffs beträgt 2,0 mm. Das Team komplettierte diese gedrückte Halbkugel durch einen breiten Kupfersockel und acht Zierkonsolen mit Blumenmotiven. Die Konsolen entstanden als detaillierte Nachbildung eines demontierten Ornaments. Kilian Schleier: „Das einzige Teil, das aus den USA nach Neu-Ulm geschickt werden musste, war eine gut erhaltene Mutterkonsole. Auf der Grundlage des Altteils wurde ein Werkzeug zur originalgetreuen Nachfertigung hergestellt.“ Die Spengler löteten alle acht Konsolen an den Sockel. Die Positionen entsprechen exakt denen der alten Ornamente an der historischen Bekrönung. Darüber hinaus fügte das Team ein Fach für Dokumente in den Sockel ein (Größe: 150 x 150 x 150 mm). Den absoluten Höhepunkt der Bekrönung markiert das 886 mm hohe und 711 mm breite Turmkreuz mit seinen markanten Viertelkreisprofilen. Um sicherzustellen, dass die Bauteile passen, setzten die Spengler das Kreuz in Neu-Ulm zu Testzwecken auf die Halbkugel. Wegen der Gesamthöhe der Bekrönung, die die Maße eines Seefracht-Containers übersteigt, muss das Kreuz allerdings separat von den beiden Turmhälften geliefert werden.

Bis zur Montage der oberen Hälfte wurde der untere Turmteil in waagerechter Position gefertigt

Bild: Kaufmann Ulm

Bis zur Montage der oberen Hälfte wurde der untere Turmteil in waagerechter Position gefertigt

Bereit für den Transport

Der Aufwand, beide Turmhälften durch die Werkräume zu manövrieren, erhöhte sich mit fortschreitender Fertigung. Durch die zunehmende Zahl montierter Bauteile stiegen natürlich auch die Größe und das Gewicht der Hälften. „Die Fertigung der unteren Turmhälfte erfolgte zunächst im liegenden Zustand. Zur ‚Hochzeit’ wurde das Bauteil dann aufgerichtet“, so der Fachmann. Bevor die obere Turmhälfte die untere „heiraten“ durfte, mussten beide Hälften in eine andere Fertigungshalle mit höherer Decke umziehen. Nach dem Aufrichten setzten nur noch zwei Mitarbeiter die Montage fort, indem sie die Halbkugel samt Zierkonsolen auf der unteren Turmhälfte befestigten. Der runde Gesimskranz wurde mit einem darüberliegenden Anschlussprofil verlötet. An dieser Naht erreicht die Bekrönung ihren maximalen Durchmesser von 1,5 m. Besonderes Augenmerk legten die Mitarbeiter des Handelshauses auf die Vorbereitung des Transports. Die Spengler fertigten ein spezielles Transportgestell, das die 2,75 m hohe Bekrönung in gedrehter Position im Container fixiert – ohne Kreuz, das extra verstaut wurde. Im März waren alle Bauteile sicher im Container untergebracht. Nach der Schiffsreise, die Mitte April startete, und der Ankunft in den USA stehen noch einige finale Arbeiten an. Günther Huber wird mit seinem Fachbetrieb Ornametals Manufacturing das Kreuz auf die Bekrönung setzen und diese auf der Kirche montieren. Das Team aus Neu-Ulm ist schon gespannt und rät, auch an die wasserdichten Lötnähte unter dem Kreuz und am Dokumentenfach zu denken. (Fortsetzung folgt)

Nach dem Aufrichten komplettierten zwei Kaufmann-Mitarbeiter die Montage der Bekrönung

Bild: Kaufmann Ulm

Nach dem Aufrichten komplettierten zwei Kaufmann-Mitarbeiter die Montage der Bekrönung
Das Dach unterhalb des Abschlusskreuzes wurde als Kupfer-Halbkugel (0 875 mm) mit Wulst hergestellt

Bild: Kaufmann Ulm

Das Dach unterhalb des Abschlusskreuzes wurde als Kupfer-Halbkugel (0 875 mm) mit Wulst hergestellt
Bevor die verschiedenen rund gestanzten Profile hergestellt werden konnten, wurden bei Kaufmann entsprechende Stanzwerkzeuge angefertigt

Bild: Kaufmann Ulm

Bevor die verschiedenen rund gestanzten Profile hergestellt werden konnten, wurden bei Kaufmann entsprechende Stanzwerkzeuge angefertigt
Beeindruckend: Die fertige Bekrönung ist bereit zum Abtransport

Bild: Kaufmann Ulm

Beeindruckend: Die fertige Bekrönung ist bereit zum Abtransport
Die Unterkonstruktion aus Aluminium für die Bekrönung ist auch eine Anfertigung der Ulmer Spezialwerkstatt

Bild: Kaufmann Ulm

Die Unterkonstruktion aus Aluminium für die Bekrönung ist auch eine Anfertigung der Ulmer Spezialwerkstatt
Die stark bewitterte frühere Kuppel auf der Kirche in Georgia, USA

Bild: Ornametals Manufacturing

Die stark bewitterte frühere Kuppel auf der Kirche in Georgia, USA

Bautafel

Projekt: Turmspitze für das Kuppelgewölbe einer ­Kirche in Athens (Georgia)

Auftraggeber: Ornametals Manufacturing, LLC, Cullman (Alabama)

Fachbetrieb: Kaufmann Ulm Spenglereibedarf GmbH, Neu-Ulm

Material: Kupfer, walzblank, 0,7 mm bis 2,0 mm

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