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Flache Dächer ...

Bereits in den 1970er-Jahren prägte der Inhaber einer der damals größten süddeutschen Klempner-Fachbetriebe eine Firmenphilosophie der besonderen Art: „Profit entsteht nicht beim Verkauf großer Dachflächen und den damit verbundenen Quadratmetern.“ Was auf den ersten Blick ziemlich widersprüchlich schien, bestätigten schon damals einige Marktbeobachter: „Hier wird mit kleinen Zuschnitten richtig Geld verdient!“ Oder: „Die machen aus Aluminium Gold!“ So lauteten damals zeitgemäße Reaktionen aus der Branche. Hintergrund: Die 1970er waren eine Zeit, in der große Metalldachflächen nicht zuletzt wegen der damaligen Energiekrise scheinbar ersatzlos aus der Architektur gestrichen wurden. Flachdächer waren modern und die damalige Flachdacharchitektur forderte Dachrandprofile mit möglichst geringen Blendenhöhen beziehungsweise Attikaprofile, die empfindliche Flachdachbeläge sturmsicher und dauerhaft schützten. Nur wenige Flachdachbetriebe jener Zeit wussten um die Problematik der Metall-Ausdehnung. Auch das Wissen um eine fachgerechte Nahtausbildung oder um Profilformen, die Flachdachbeläge nicht beschädigen, war weitgehend unbekannt. Besonders interessant war auch, dass die Erbauer regelrechter Bilderbuch-Falzdächer an Attikadetails kläglich versagten. Heute sind viele Bausünden der 1970er restauriert, zumal auch deren Flachdachbeläge erneuert und die Wärmedämmleistung optimiert wurden. Aber manchmal hat man das Gefühl, ein Déjà-vu* zu haben.

Die Geschichte scheint sich vielerorts zu wiederholen. Kubische Architektur liegt wieder im Trend – zweifellos eine Parallele zur Flachdacharchitektur der 1970er-Jahre. Nicht nur die Kollegen aus der Schweiz oder der Region Vorarlberg berichten über ihre Sorgen und Nöte, heute überhaupt noch Stehfalzbedachungen verkaufen zu können. Architekten verlangen immer öfter von außen nahezu unsichtbare Attikaabdeckungen für ihre betonierten Wohnwürfel. Häufig wird auf Dachvorsprünge oder auskragende Attiken komplett verzichtet und die wenigen benötigten Flachdach-Randprofile werden – sehr zum Leidwesen der Klempnerfachbetriebe – von den Kollegen der Dachdeckerzunft angebracht. Doch gerade hier liegen neue Märkte und Marktchancen verborgen. Dazu sollen im Folgenden einige Möglichkeiten aufgezeigt werden, die durchaus noch erweiterungsfähig sind.

Materialstärke

Oft werden Attikaprofile in Materialstärken ab 1,5 mm und bis zu 3 mm ausgeschrieben. Diese Materialstärken können von vielen Klempnerbetrieben nur mit großer Mühe verarbeitet werden. Zu geringe Biegeleistung der Abkantmaschinen oder die fehlende Falzmöglichkeit veranlassen die Firmeninhaber dazu, den Ball kampflos an die Kollegen der Dachdecker abzugeben. Sind Dachdeckerbetriebe besser ausgestattet als Klempnerfachbetriebe? Nein, in der Regel greifen Dachdecker auf vorgefertigte Profile aus Biegezentren diverser Lohnkantungsbetriebe zurück. Weiterhin fällt auf, dass auch seitens der Metallbaubetriebe keine Berührungsängste vorhanden sind. Wer sich ungern mit Materialstärken jenseits der 1,5 mm und somit nicht mehr falzbaren Metallen beschäftigen möchte, kann seine Aufträge durchaus auch über preiswerte Alternativen gewinnen.

Clevere Holzunterkonstruktionen

Massive Wärmedämmpakete an den Fassaden, sogenannte Wärmedämmverbundsysteme (WDVS), erfordern Attikaprofile mit entsprechend großer Ausladung. Die bereits geschilderte Materialstärke ist eine Möglichkeit, 100 bis 300 mm Fassadendämmung plus Profilüberstand zu überbrücken. Eine weitere Möglichkeit besteht im Einsatz von aufwendigen Holzunterkonstruktionen, beispielsweise aus BFU- oder Seekieferplatten. Auf der Attika aufgedübelte Holzplatten sorgen für den nötigen Halt und ermöglichen sogar den Einsatz von vollflächig aufliegenden Metallen in Stärken unter 1,0 mm. Was auf Seite der Unterkonstruktion etwas aufwendig erscheint, kann somit über günstigere, da schwächer dimensionierte Profile eingespart werden. Zudem kann durch die Montage der Holzunterkonstruktion der Auftrag erweitert werden. Einziger Nachteil: Die Holzplattenstärke muss ebenfalls überdeckt werden, wodurch eine größere Blendenhöhe nötig wird.

Mehrteilige Metallkonstruktionen

Da verputzte und wärmegedämmte Fassaden oft erst nach der Flachdachabdichtung angebracht werden, taucht immer wieder die Frage nach der sinnvollen Einbaureihenfolge auf. Werden Attikaprofile direkt nach der Flachdachabdichtung montiert, besteht Verschmutzungs- und Beschädigungsgefahr während der Arbeiten am WDVS. Besonders vorbewitterte oder patinierte Metalloberflächen reagieren empfindlich auf alkalische Einwirkungen oder den Einsatz von Klebebändern und Schutzfolien. Abhilfe schaffen metallische Unterkonstruktionen. Diese können, bereits vor der Dachabdichtung montiert, im Bau befindliche Fassadenflächen trocken halten. Eventuelle Verschmutzung ist leicht und sogar mechanisch zu entfernen und die Montage der Attika als finales Bauteil unterstreicht zusätzlich den Stellenwert und die Hochwertigkeit des Profils bei Bauherren und Architekten.

Schmale Blenden

Wer seinem Architekten die Wünsche von den Augen ablesen kann, ist klar im Vorteil, auch wenn er sich dabei im Hinblick auf die Fachvorschriften auf dünnes Eis begibt. Speziell die Blendenhöhe der Attikaprofile ist ein heikles Thema: Wo Regelwerke beispielsweise 50 mm hohe Blenden mit Wandabständen bis zu 100 mm fordern, bevorzugen Architekten viel zu oft die „Null-Lösung“. Obwohl das links unten dargestellte Beispiel absolut widersprüchlich zu den Fachvorschriften ausgeführt wurde, konnte der Fachbetrieb, nach schriftlichem Hinweis und auf ausdrücklichen Architektenwunsch, eine raffinierte und funktionierende Attikalösung anbieten. Mit Flüssigkunststoff eingeklebte Profile sorgen für die nötige Sicherheit und die zurückversetzte Aufkantung ist von außen nahezu nicht wahrnehmbar. Zahlreiche Architekturpreise bestätigen dem planenden Architekten den Erfolg dieses Systems.

Fazit

Wer für neue Tätigkeitsfelder aufgeschlossen und dazu bereit ist, neue Wege zu beschreiten, erhält auch in Zeiten knapp werdender Stehfalzflächen interessante Aufträge im Flachdachbereich. Sollte die Biegeleistung der eigenen Langabkantmaschine für höhere Materialstärken nicht ausreichen, so bieten spezialisierte Lohnkantungsbetriebe wie das Netzwerk Bestell dein Blech oder gut ausgestattete Großhändler Alternativen. Zudem kann man sich mit entsprechenden Angeboten, Unterkonstruktionen und Sonderbaumaßnahmen gegenüber Architektenschaft und Bauherr als Spezialist in bessere Verhandlungspositionen bringen. Die Folge sind lukrative Aufträge und eine deutliche Abgrenzung vom Wettbewerb.

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