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Märchenhaftes aus Metall

Alter Zopf Sie war jung und schön und keiner wusste es. Der Turm, in dem sie lebte, war hoch und mit einem reich verzierten Metalldach gedeckt. Ornamente aus Zink schmückten die Dachfenster – silberne Firstkämme glitzerten in der Sonne, doch das ist lange her. Heute sind die Ornamente von Korrosion gezeichnet. Das Turmdach gleicht einem Flickenteppich, an welchem sich eine Reparaturstelle an die nächste reiht. Und Rapunzel? Die ist ausgezogen. Inzwischen trägt sie ihre Haare kurz und lebt in einem Passivhaus am Rande der Stadt.

Zeiten ändern sich Wer heute baut, legt größten Wert auf Wartungsfreiheit und auf die Einhaltung der EnergieEinsparverordnung. Immer weniger Fachbetriebe beschäftigen sich mit dem Erhalt historischer Bausubstanz und wenn, dann arbeiten sie im Verborgenen. Überhaupt führen Klempner vielerorts ein Schattendasein – kaum jemand ahnt etwas von ihren fantastischen Fähigkeiten. Von alters her schmücken sie Dächer mit allerlei Zierrat, doch sie können weitaus mehr. Aber wem erzähle ich das eigentlich? Zu gut wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, was unsere Branche drauf hat. Und Sie wissen auch, dass sich Klempner nicht nur um Denkmalpflege kümmern – im Gegenteil: Immer häufiger bekleiden Sie mit Ihren Fachbetrieben moderne Gebäude mit Metall und sorgen somit für eine abwechslungsreiche Architekturlandschaft. Doch mit den neuen Aufgaben steigen auch die Ansprüche. Aus diesem Grund erhielt der Studiengang Gebäudehülle grünes Licht und wird im Herbstsemester 2013 verbindlich an den Start gehen. An der Rosenheimer Fachhochschule werden dann erstmals Klempnermeister neben Bautechnikern und Architekturstudenten lernen, was moderne Gebäudehüllen leisten müssen.

Ausgedient? Neulich rief mich ein langjähriger Leser an und ließ kein gutes Haar an der Bauweise moderner Häuser. Das Leben in der Plastiktüte sei ungesund und nur weil die Industrie entsprechende Lobbyarbeit leistet, ließen sich immer mehr Menschen auf das Experiment kontrollierter Wohnraumlüftung ein. Zu allem Übel hätte an den Dächern der meisten Neubauten nur zwei mal acht Meter Dachrinne Platz und dank Wärmepumpentechnik sei nicht einmal ein Schornstein vorhanden. Für Klempner gäbe es da nicht besonders viel zu tun ...

Zurück zu Rapunzel Zum Glück sind Klempner kreativ und stellen sich fast jeder Herausforderung. Zahlreiche Fachbetriebe haben ihre Nische längst entdeckt und erkannt, dass alte Zöpfe keinesfalls abgeschnitten werden müssen. Wer es versteht, altes Wissen zu vermarkten, ist ein ebenso begehrter Fachmann wie derjenige, der moderne Gebäudehüllen nach-haltig mit Metall bekleidet. Übrigens: Auf einem iib-Plakat las Rapunzel, was Klempner leisten. Nun hat sie vor, ihren Turm der EnEV entsprechend renovieren zu lassen und raten Sie einmal, wer das Dach und die Ornamente instand setzen wird ...

Herzlichst Ihr

Klempnermeister Andreas Buck
(Chefredakteur)

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