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Kunst ist manchmal unartig! 

Manuela Geugelin lässt ihrem künstlerischen Ich freien Lauf ...

Bild: M. Warzawa

Manuela Geugelin lässt ihrem künstlerischen Ich freien Lauf ...
... und schaut im nächsten Moment gut gelaunt in überraschte Gesichter, die teils ihren Augen nicht zu trauen scheinen

Bild: M. Warzawa

... und schaut im nächsten Moment gut gelaunt in überraschte Gesichter,
die teils ihren Augen nicht zu trauen scheinen
Was wie ein Hagelschaden aussieht …

Bild: M. Warzawa

Was wie ein Hagelschaden aussieht …
… nimmt nach Stunden andere Formen an, aber ...

Bild: M. Warzawa

… nimmt nach Stunden andere Formen an, aber ...
... bis zum Aufhören stünden, so die Künstlerin ...

Bild: M. Warzawa

... bis zum Aufhören stünden, so die Künstlerin ...
... zwei bis drei Tage Hämmern auf beiden Blechseiten noch an

Bild: M. Warzawa

... zwei bis drei Tage Hämmern auf beiden Blechseiten noch an

Anfang Mai 2022 machte sich die Künstlerin Manuela Geugelin auf den Weg ins kärntnerische Klagenfurt, wo BAUMETALL zum Seminar geladen hatte. Im Wifi, dem dortigen WKO-Bildungszentrum für überbetriebliche Aus- und Weiterbildung, hatten sich zwölf Kunstinteressierte aus verschiedenen Teilen der Alpenrepublik und Deutschlands eingefunden, um Kupfer ganz neue Gestaltungsformen zu entlocken. Nachdem von Kupferexperte Herbert Mock ausführlich über den Werkstoff, dessen Gewinnung und Verarbeitung referiert worden war, leitete er von den zahlreichen handwerklichen Anwendungsmöglichkeiten zu den zahllosen künstlerischen über. Die im südbadischen Freiburg ansässige Metall-­bildhauerin Manuela Geugelin griff die Stichworte freudestrahlend auf: „Handwerkskunst ist, Arbeitsschritte mit großer Präzision zu wiederholen. Kunsthandwerk schafft mit handwerklichen Mitteln Ziergegenstände. Was ihr hier und heute machen werdet, ist Kunst!“ Dabei werde den inneren Empfindungen Ausdruck verliehen und unwiederholbar etwas Einmaliges geschaffen. Es gehe um den schöpferischen Vorgang und erst in zweiter Linie um das hierzu verwendete Material. Grundsätzlich sei das auch mit Papier, Stoff oder Holz möglich. Sie habe Metall als ihr Ausdrucksmittel gefunden und setze sich mit diesem intensiv auseinander.

Zum Einstieg und gleichermaßen zur Auflockerung sollte ein handtellergroßes Kupferblech mittels Kugelhammer auf flacher Unterlage mit Hammerschlägen übersät werden, bis kein einzelner Abdruck mehr auszumachen sei. Manch gestandenem Handwerker war daraufhin anzumerken, dass er sich in seine zurückliegende Lehrlingszeit versetzt sah, als es darum ging, aus flachem Blech einen Aschenbecher oder eine Schale zu treiben. Doch Geugelin hatte hinsichtlich der Form keine Vorgabe gemacht. Jeder sollte sein eigenes Tempo finden. Sie gab noch den Hinweis, den Hammer ohne Kraftanstrengung „einfach aufs Blech“ fallen zu lassen, wohl wissend, dass das den Anwesenden nicht leicht fallen würde. Die Schläge sollten wie in der Auflockerungsübung so gesetzt werden, dass irgendwann keine einzelnen Bearbeitungsspuren mehr zu erkennen wären.

Kreativität ist laut

Geschäftiges Hämmern erfüllte den Raum und nach einer halben Stunde wurden erste Ergebnisse verglichen: Die individuellen Temperamente zeigten sich in gröberer oder feinerer Bearbeitung. Manche hatten sich auf einzelne Bereiche konzentriert oder dem gesamten Stück möglichst gleiche Aufmerksamkeit gewidmet. Danach kam das etwa 50 x 50 cm große Kupferblech im wahrsten Sinne des Wortes „in die Mangel“: Manuela Geugelin knickte es, indem sie sich mit dem Oberkörper auf das „wehrlose Blech“ drückte. Als ob das nicht genug wäre, schlug sie Dellen in die Kanten und bog anschließend die Kanten von Hand zurück. Es folgte eine Reihe von Schlägen auf die sich ihr bietenden Stellen. Das Blech ertrug alles geduldig und antwortete jedes Mal mit einem dumpfen „Poff“. Nach einiger Zeit des Traktierens hielt die Künstlerin inne ...

So könnt Ihr anfangen!

Danach führte Manuela Geugelin vor, wie es weitergehen würde: Ein Schlag sollte dem nächsten folgen. „Ich empfehle euch, den Hammer locker zu führen. Schließlich liegt der Tag noch vor uns und es bringt nichts, sich gleich zu verausgaben.“ Später fügte sie die Empfehlung hinzu, „wie ein Schlagzeuger immer auf die gleiche Stelle zu klopfen“. Es gelte, mit dem Werkstoff in einen Dialog zu treten: „Das Material wehrt sich, wenn ihm etwas nicht passt!“ Bestens gelaunt blickt sie schelmisch grinsend und zugleich wissend in die Gesichter der erfahrenen Handwerkerinnen und Handwerker, die sie mit einer Mischung aus Unverständnis und Unglaube anschauen.

Kupfersucht

Als „Mehrfachtäter“ erlebte ich diese Situation bereits das dritte Mal, und bei der Premiere hatte ich mutmaßlich ebenso verwirrt dreingeschaut. Wissend um das Befinden der anderen Teilnehmer genoss ich fast schon die Eindrücke und war gespannt auf die Veränderungen, die sich im Laufe des Tages bei ihnen zeigen würden. Ich greife mir mein Kupferblech und lasse den Kugelhammer darauf tanzen. Früher, also zur Lehrzeit oder beim Kunden, hieß es: „Mach bloß keine Macken ins Blech!“ Heute lautet die Ansage: „Keine Stelle ohne Macken!“ Ein Zeitenwandel ganz eigener Art, wobei „art“ im Englischen für „Kunst“ steht. Insofern ändert sich nichts! Tock – tock – tock – ein „hohler Schlag“ folgt dem nächsten. Vor Jahren hätte ich sofort einen Meister oder Altgesellen im Nacken gehabt, die mir die Hölle heiß gemacht hätten: „Das Blech muss immer aufliegen – HÖRST du das nicht?“

Extrem motiviert: BAUMETALL- Autor Marc Warzawa gibt alles. Sogar beim Anfertigen dieses Selfies legt er den Hammer nicht aus der Hand

Extrem motiviert: BAUMETALL- Autor Marc Warzawa gibt alles. Sogar beim Anfertigen dieses Selfies legt er den Hammer nicht aus der Hand
Hoher Besuch: WKO-Innungsmeister Alexander Eppler mit Manuela Geugelin und Vor-Ort-Organisator Friedrich Reinbold

Bild: BAUMETALL

Hoher Besuch: WKO-Innungsmeister Alexander Eppler mit
Manuela Geugelin und Vor-Ort-Organisator Friedrich Reinbold
Daniel Kohla nimmt einen Sperrhaken zur Hilfe

Bild: BAUMETALL

Daniel Kohla nimmt einen Sperrhaken zur Hilfe

Schlagkräftig und nachhaltig

Zurück zur Gegenwart, wo ein Gemisch aus hohlen und „satten“ Schlägen den Raum erfüllt. Die anderen blicken konzentriert, auf mancher Stirn zeigen sich erste Schweißperlen. Früher vermieden „satte Schläge“ die Hölle auf Erden – das Ausglühen vermeide ich heute auch aus Nachhaltigkeitsgründen. Nicht zuletzt, weil mir eine von Manuelas Erfahrungen präsent ist, nicht zu früh mit dem Ausglühen zu beginnen. Denn das zwinge zu immer kürzeren Glüh-Intervallen. An den Werkbänken geschäftiges Treiben, der Fußboden wird ebenso benutzt wie das eigene Körpergewicht, mit dem sich Teilnehmer Thomas draufstellt, um das Blech zu begradigen.

„Werke mit Anspruch“ und „anspruchsvolle Werke“

Manuela nutzt die kreative Atmosphäre und arbeitet an ihrem eigenen Werkstück. Dazwischen geht sie durch die Werkstatt, bespricht sich mit Teilnehmenden, gibt Tipps. Früher habe sie gemeint, dass die Teilnehmer „von selber“ auf das kämen, was dieses Tun ausmache, beispielsweise mit dem Material in einen Dialog zu treten oder das Blech meditativ und nahezu selbstvergessen zu bearbeiten. Das habe aber vor allem bei Ungeduldigen Frustration hervorgerufen, weil eine solche Arbeitsweise ­außerhalb ihres Erfahrungshorizonts liege. Heute gebe sie ihre Erkenntnisse preis und helfe dadurch dabei, künstlerische Krisen zu vermeiden. Als sie auf einer ihrer Streifzüge bei mir vorbeikommt, erwischt sie mich beim Überlegen, wie ich weitermachen könnte. Sie hat nur Augen für den metallgewordenen Ausdruck meiner Selbst: „Schau das mal von weiter weg an …“ Sie postiert meine Arbeit auf dem Tisch und zieht mich im Zurückgehen mit sich. Ich sehe ein total verbeultes Blech und sie freut sich unbändig: „Herrlich!“, ruft sie ob der Formen und Furchen im Blech begeistert aus – schnappt sich den Kugelhammer und legt konzentriert los. Dadurch inspiriert mache ich mit neuen Ideen und noch mehr Motivation weiter. Irgendwann läuft die Zeit aus, was wiederum für ungläubiges Staunen sorgt: Wohin nur waren die Stunden entschwunden?

Finale in Klagenfurt

Am Ende des Workshoptages dürfen alle ihr Werk vorstellen und die Eindrücke beschreiben. Einhellige Erkenntnis ist, dass unerwartet ganz neue Erfahrungen gemacht wurden, dass man Spaß hatte und stolz auf das Ergebnis sei. Für mich nicht überraschend und mit meiner schon jetzt feststehenden Teilnahme am nächsten Seminar werde ich wohl vom Wiederholungs- zum Serientäter. Und das mit Spaß und Neugier – offen für einen neuerlichen Blechdialog. 

Kupferexperte Herbert Mock

Bild: BAUMETALL

Kupferexperte Herbert Mock
Friedrich Reinbold war gleichermaßen Vor-Ort-Organisator, Initiator und aktiver Workshopteilnehmer

Bild: M. Warzawa

Friedrich Reinbold war gleichermaßen Vor-Ort-Organisator, Initiator und aktiver Workshopteilnehmer
Hochkonzentriert: Spenglerin Marina Reinbold

Bild: BAUMETALL

Hochkonzentriert: Spenglerin Marina Reinbold
Zwei glückliche Kupferkünstler

Bild: BAUMETALL

Zwei glückliche Kupferkünstler
Zehn der Zwölf Teilnehmer positionierten sich zum Abschlussfoto

Bild: BAUMETALL

Zehn der Zwölf Teilnehmer positionierten sich zum Abschlussfoto
Gastgeschenk: Marc Warzawa hat für Friedrich Reinbold eine historische Kuchenform aus dem Schwabenland mitgebracht

Bild: BAUMETALL

Gastgeschenk: Marc Warzawa hat für Friedrich Reinbold eine historische Kuchenform aus dem Schwabenland mitgebracht

Info

Kreative Kupferwerkstatt – Workshop & Video
Anfang Mai 2022 traf Kunst zum siebten Mal auf Klempnertechnik und erzeugte erneut Begeisterung. Der Präsenzworkshop fand erstmals in Klagenfurt am Wörthersee statt! Auch dieses Mal vermittelte Metallbildhauerin Manuela Geugelin, wie aus hochwertigen Kupfertafeln und Kupferblechen von Aurubis und Filli Stahl beeindruckende Skulpturen und Kupferbilder entstehen. Kunstinteressierte Spengler, Klempner und Quereinsteiger erfuhren zum Beispiel, wie die zur Schaffung von Kunstobjekten erforderliche Offenheit erzeugt wird und wie sich die exklusiven Materialien künstlerisch sowie technisch einsetzen lassen. In der modern eingerichteten Wifi-Lehrwerkstatt der Spengler-, Dachdecker- und Glaser-Innung im österreichischen Klagenfurt am Wörthersee bearbeiteten die Teilnehmer Kupfer mithilfe verschiedener Hämmer, sodass am Ende aus einer einzigen Kupfertafel atemberaubende Kunstgegenstände und Skulpturen entstanden. Geugelin ließ sich dabei erstmals in die Karten schauen und gab absolutes Insiderwissen preis. Mit einem aktuellen Video gestattet BAUMETALL einen Einblick in den beliebten Workshop, der wiederholt werden soll!

Danke
BAUMETALL dankt Materialsponsoren und Unterstützern vor Ort:

  • Manuela Geugelin, Freiburg
  • Aurubis- und Kupferexperte Herbert Mock
  • Spenglerei Friedrich Reinbold, Friesach
  • WKO und Wifi Kärnten, Klagenfurt
  • Filli Stahl, Klagenfurt
  • Jetzt weiterlesen und profitieren.

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