Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Material im Fokus

Der Karlsruher Architekt Erich Schelling entwarf Anfang der 1960er-Jahre im Auftrag der Stadt Schweinfurt ein neues Theatergebäude. Der gleichermaßen kühne wie zeitlos-moderne Theaterbau wurde am 1. Dezember 1966 mit der Aufführung von Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ eröffnet. In den folgenden Jahren traten berühmte Schauspieler, Sänger und weitere Darsteller im Theater auf – unter ihnen Heinz Rühmann, José Carreras, Ingeborg Hallstein oder der Pantomime Marcel Marceau.

50 Jahre nach der Eröffnung wurde das Gebäude 2016 als herausragendes Beispiel eines Theaterbaus der deutschen Nachkriegsmoderne, als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Bei der ersten weitgehenden Kernsanierung des Theaters in den Jahren 2000 bis 2002 wurde unter anderem Asbest entfernt, außen und innen verschiedene Oberflächen erneuert, die Technik (Heizung) auf den neuesten Stand gebracht und ein Aufzug eingebaut. 2023 begann die General- und Schadstoffsanierung des Gebäudes. Neben der Erneuerung der gesamten Haustechnik wurde das bisherige Kupfer-Stehfalzdach demontiert und durch farbbeschichtetes Markenaluminium „Vestis“ des Pulheimer Unternehmens Mazzonetto Deutschland GmbH mit der Oberfläche „Grün Roof“ ersetzt. Die Wiedereröffnung des Theaters mit Festakt ist für Oktober 2027 geplant.

Bauphase

Nach ersten Gesprächen zwischen der Mazzonetto Deutschland GmbH und der Planungsgesellschaft Skena aus Nürnberg (vertreten durch Thomas Langenecker) wurden in den folgenden Wochen Details der Dachdeckung, Gefällesprünge, Anschlüsse, First -und Grat­ausbildungen, Mauerabdeckungen usw. abgeklärt. Dabei wurden Zeichnungen gefertigt und angepasst. Es wurde detailliert festgelegt, was mit farbbeschichtetem Aluminium der Marke „Vestis“ als Doppelstehfalz bzw. Leistendeckung ausführbar ist und worauf bei der Ver­arbeitung besonders geachtet werden muss.

Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wurde von der Behörde zur Beurteilung der Materialoptik die Anfertigung eines großformatigen Musters gefordert. Die für die komplette Dacheindeckung verantwortliche Bauflaschnerei Magoda aus Nürnberg fertigte dieses Muster an und konnte damit die Verantwortungsträger überzeugen.

Im Frühjahr 2023 wurde mit der Demontage der in die Jahre gekommenen und nicht den Normen heutiger Spenglertechnik entsprechenden alten Kupferdeckung begonnen. Aufgrund eines erneuten Asbestfundes im Gebäude verzögerten sich die weiteren Arbeiten um mehrere Monate. Nach der Freigabe der Baustelle wurden die Arbeiten mit dem Aufbringen der Isolierung (Rockwool Prodach System) fortgesetzt.

Technische Lösungen

Idealerweise werden Spenglerarbeiten vom Dachentwässerungssystem nach oben verlaufend fortgesetzt. Bei der Dachsanierung des Schweinfurter Theatergebäudes bestand eine Herausforderung darin, dass das Gerüst am Bühnenturm auf der noch einzudeckenden Dachfläche stand. Aus diesem Grund musste ein funktionsfähiges und gleichermaßen praktikables Detail am Übergang vom Dach zum aufgehenden Bühnenturm entwickelt werden. Ziel war es, die Bekleidung des Bühnenturms in Leistentechnik vor der Eindeckung des Daches zu montieren. Die Entlüftungen für Klimaanlagen, Küche etc. am Bühnenturm wurden aus Edelstahlgittern gefertigt. Um der ­gesamten Optik und den Anforderungen des Denkmalschutzes zu entsprechen, wurden die Gitter mit Vestis Grün Roof bekleidet (Abbildung 5).

Nach der Fertigstellung der Leisteneindeckung und dem Abbau des Gerüstes konnte die Montage der Stehfalzscharen auf dem Hauptdach fortgesetzt werden. Beginnend von der innen liegenden, individuell angefertigten Kastenrinne sowie den speziellen Wasserfangkästen wurden auf das Dehnungsverhalten von Aluminium abgestimmte Gefällestufen sowie Querdehnungsmöglichkeiten in der gesamten Dachfläche geschaffen. Um die Langlebigkeit des Farbaluminiums zu gewährleisten, erfolgte der Systemaufbau mit speziellen Mazzonetto-­Fest - und -Schiebehaften aus Edelstahl.

Organisatorisches

Die hervorragende Kommunikation mit dem Vorarbeiter Peter Groß, dem Bauleiter Mathias Weißfloch vom Fachbetrieb Magoda sowie dem Fachberater von Mazzonetto war bei den mehrmals stattfindenden Treffen vor Ort ein wesentlicher Bestandteil, um einen reibungslosen Ablauf bei technischen Fragen und den anstehenden Lieferungen durch den Fachgroßhändler Gienger und Funk KG aus Wendelstein zu gewährleisten.

Insgesamt wurden bei diesem Objekt ca. 7300 kg falzbares Farb­aluminium der Marke Vestis Grün Roof in unterschiedlichen Stärken verbaut. Die Scharen und die Leistendeckung sind in 0,7 mm ausgeführt. Die innen liegende Kastenrinne, die Wasserfangkästen und diverse Bauteile wie etwa Attikabdeckungen sind aus 1,0 mm starkem Vestis Grün Roof gefertigt.

Fazit

Moderne Materialien oder Designs, die vermeintlich nicht zur historischen Substanz passen, werden oft im Denkmalschutz abgelehnt. Wie das Beispiel des Theaters in Schweinfurt eindrucksvoll unter Beweis stellt, werden gegen entsprechende Baustoffe oft Vorurteile geäußert. In diesem Kontext ist es ratsam, den historischen Zustand auch unter dem nicht unwesentlichen Punkt der Kosten optisch und baulich zu betrachten.

Bautafel

Objekt: Generalsanierung, Umbau und Erweiterung des Theaters der Stadt Schweinfurt

Architektur: Planungsgesellschaft Skena, Nürnberg

Fachbetrieb: Bauflaschnerei Magoda, Nürnberg

Fachhandel: Gienger und Funk KG, Wendelstein

Material: falzbares Farbaluminium der Marke Vestis Grün Roof von Mazzonetto Deutschland GmbH, Pulheim

Bildmaterial: Tom Bauer, AD Photography, Würzburg

Autor: Andreas Kollek (Technischer Berater/Vertrieb) bei Mazzonetto Deutschland GmbH, Pulheim

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen

Tags