Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Not macht erfinderisch!

Ölfassdach

Ein Fass dient in der Regel der Aufbewahrung von Flüssigkeiten während einer bestimmten Zeitdauer und in meist mittelgroßen Mengen. Ölfässer sind extrem stabil, auch dann, wenn sie sich auf dem Dach eines auf etwa 800 m Seehöhe gelegenen Bauernhauses befinden. Diese Tatsache nutzte ein äußerst talentierter Handwerker bereits im Jahre 1945. Offensichtlich aufgrund des damaligen Materialmangels machte er aus der Not folgende Tugend: Zunächst schnitt er zahlreiche Ölfässer auf und entspannte das innen unbeschichtete Blech. Auf diese Weise erhielt er perfektes Bedachungsmaterial, aus welchem er etwa 1,80 m breite Scharen herstellte. Die 0,60 mm (vielleicht auch 0,8 0mm) starken Bleche befestigte der unbekannte Spengler auf der Sparschalung des über 40° geneigten Satteldaches. Bei meiner Recherche brachte ich in Erfahrung, dass die Fertigung und Montage des funktionsfähigen Falzdaches in ­Eigenregie unter Mithilfe eines Sachkundigen erfolgte. Für mich als Spenglermeister sind diese Fakten absolut faszinierend, denn weder die Wind und Schneelastnorm (EN 1991 1–4) noch andere Regelwerke bildeten die Basis für die Ausführung dieser Dacheindeckung. Und noch etwas ist erstaunlich: Das stählerne Metalldach hat die Sturmereignisse Paula, Kyrill und Emma absolut schadlos überstanden. Und auch die Starkhagel­ereignisse des Jahres 2008, welche in der Umgebung etwa 4000 Dächer völlig zerstört haben, konnten dieser Dacheindeckung keinen Schaden zufügen. Wenn man die Oberflächenstrukturen genauer betrachtet, ist dieses Dach so etwas wie ein Kunstwerk mit enormer Nachhaltigkeit.

Das Ganze ist eigentlich zum Schmunzeln, doch die Tatsache, dass dieses in exponierter Lage errichtete Gebäude noch immer funktionstüchtig ist, ist einerseits faszinierend und stimmt andererseits auch nachdenklich. Bemerkenswert ist vor allem die noch immer vorhandene Funktionalität und Dichtheit des außergewöhnlichen Falzdaches. Zugegeben: Heute dürfte man an eine solche Ausführung nicht einmal denken, geschweige denn, sie auf diese Weise umsetzen. Dennoch wollte ich den BAUMETALL-Lesern das Ölfassdach nicht vorenthalten.

Mit freundlichen Grüßen aus Kärnten

Ihr Fritz Reinbold*

AUTOR: Fritz Reinbold

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen

Tags