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3D-Planung im Klempnerhandwerk — Teil 2

Dritte Dimension

In BAUMETALL-Ausgabe 4/2012 berichtete Hans-Peter Rösch über unterschiedliche Arbeitsweisen von 2D- und 3D-Programmen und stellte beispielhaft eine nichtselbstragende Fassade sowie die dazu angewandte CAD-Planung vor. Doch welche CAD-Arbeitsweisen werden von Klempnern inzwischen eingesetzt und wie unterscheiden sie sich voneinander? Es gibt zwei grundsätzliche 3D-Progamm-Arten, die in der Denkweise nicht kompatibel sind – linienorientierte und die raumpunktorientierten Programme.

Linienorientiert

Linienorientierte Programme basieren auf 2D-Programmen wie AutoCAD und dergleichen. Wer bereits mit der allgemeinen 2D-Version arbeitet, kann einen sogenannten 3D-Fachaufsatz erwerben. Nachteil: Wenn sich die Programmbasis ändert, muss auch der Aufsatz erneuert werden. Dies Programme funktionieren, indem Linien (Achsen), um die Bauteile herum generiert werden. Eigentlich entsteht nur scheinbar eine 3D-Darstellung. Tatsächlich wird in mehreren 2D-Ebenen gearbeitet. Das Programm verbindet diese Ebenen in der Raumtiefe – sozusagen in der 3. Dimension. Wer meint, man könne aus 2D-Plänen einfach die Tiefe hinzufügen, irrt sich gewaltig, denn alles muss neu gezeichnet werden. Das Programm erkennt nicht, wo und wie die Tiefe zu verstehen ist. Diese Programme erzeugen sehr schöne Ansichten und eignen sich für sehr viele unterschiedliche Anwendungszwecke. Sie benötigen aber einen immensen Auswertungsaufwand, bis wiederum fachgerechte 2D-Ausführungspläne generiert sind. Dies kann nur ein Planer bewerkstelligen, der schon jahrelang in 2D arbeitet und nun mit einem Programm-Aufsatz etwas schneller wird.

Raumpunktorientiert

In raumpunktorientierten Programmen kann man keine einzige Linie zeichnen, alles wird am Gebäuderaster orientiert. Dies erfordert zunächst ein völliges Umdenken. Routinierten 2D-Planern fällt der Umstieg in die 3. Dimension daher oft schwerer, als unbedarften Fachleuten. Das Erlernen der Programmfunktionen ist fast so einfach wie bei der Küchenplanung im Möbeldiscounter.

Dazu ein Beispiel: Es gibt bereits mehrere Schlossereifachbetriebe, die ihren Lehrlingen diese Art des 3D-Zeichnens beibringen. Die Azubis planen dort Treppengeländer in etwa drei Stunden, der Meister kontrolliert das 3D-Modell und erteilt die Freigabe zur Ausführung einschließlich fehlerfreier Materialliste, exakter Zuschnittsliste und entsprechender Zeichnung. In diesen Betrieben werden die Geländer genauso wie im 3D-Modell und sehen nicht „aus Versehen“ anders als vorgesehen aus. Die Maße sind exakt – dem passgenauen Einbau steht nichts im Wege. Falls gewünscht kann dem Kunden zuvor eine drehbare 3D-Version seines virtuellen Geländers per Mail zur Freigabe zugestellt werden. In der Summe sind die Azubis schneller und der Meister muss nicht daneben stehen, um ständig einzugreifen bevor das Werkstück „verschweißt“ ist.

Wo aber liegt der wesentliche Vorteil dieser Arbeitsweise? In Programmen wie beispielseweise „BOCAD 3D-Fassade“ werden die Bauteile in Schnitten, in Ansichten oder eben direkt im Raummodell verlegt. Man erzeugt viele Punkte im Raum und verlegt dann von A nach B. Angefasst werden diese Punkte an einer auszuwählenden Kante, die wenn gewünscht, mit einem Tiefen- oder Breitenversatz versehen ist.

Planerstellung

Bei der Planerstellung wird die gesamte Qualität des Programms sichtbar. Hier muss seitens des Programmierens so viel branchenspezifisches Fachwissen „eingebaut“ sein, dass auch ausführungsfähige Pläne, wie diese eben in der Branche üblich sind, entstehen. Was aber weiß ein AutoCAD-Programmierer von Metallbau oder von der Bauklempnerei? Um diese Lücke effektiv zu schließen, setzen immer mehr Firmen geschultes Fachpersonal ein.

Fortsetzung folgt

Der dritte Teil des Beitrages zeigt anhand praktischer Beispiele auf, wie mithilfe des Programms BOCAD Fassadenpläne erstellt werden können. Der Fachaufsatz erscheint in BAUMETALL-Ausgabe 6/2012 am 19. September.

AUTOR: Hans-Peter Rösch

Autor

Hans-Peter Rösch

unterrichtet in der Fachschule für Metallbautechnik (Staatlich geprüfte ­Metallbau-Techniker) und in der Meisterschule für Klempnertechnik an der Robert-Mayer-Schule Stuttgart die Fächer Statik, Stahlbau, Fassadenbau und 3D-Konstruktion. Manche Bereiche überlappen sich und bereichern sich in diesen beiden Gewerken, insbesondere wenn Klempnerbetriebe in den Fassadenbau vordringen.

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