Fast immer gibt die ZVSHK-Klempnerfachregel Auskunft auf technische Fragen rund um die Montage von Metallprofilen. Geht es um das Dehnungsverhalten von Metallelementen, ist dort Folgendes nachzulesen: „Alle Verbindungen und Befestigungen sind so auszuführen, dass sich die Bauteile den jeweiligen Temperaturverhältnissen entsprechend ungehindert ausdehnen, zusammenziehen oder verschieben können, ohne Undichtigkeiten hervorzurufen. Hierbei ist eine Temperaturdifferenz von 100 K (–20 °C bis +80 °C) zugrunde zu legen.“ Die Längenänderung ist abhängig vom werkstoffbezogenen Ausdehnungskoeffizienten, der Bauteillänge und der Temperaturdifferenz. Sie ergibt sich aus der Multiplikation der einzelnen Werte. Doch was bedeutet dies für uns Spengler im Einzelnen?
Werkstoffbezogener Ausdehnungskoeffizient
Unsere Baumetalle haben bekanntermaßen die physikalische Eigenschaft, sich bei Temperaturunterschieden entweder auszudehnen oder zusammenzuziehen. Diese Längenänderungen sind unter anderem abhängig vom verwendeten Werkstoff. Man spricht hier vom sogenannten Ausdehnungskoeffizienten. Hier handelt es sich um einen Kennwert, der das Verhalten eines Stoffes hinsichtlich Veränderungen seiner Abmessungen bei Temperaturveränderungen angibt. Dies geschieht sowohl in der Breite (im Spengler-Jargon „Zuschnitt“) als auch in der Länge entsprechender Profile. Für vom Klempner verwendete Baumetalle gelten die Ausdehnungskoeffizienten der Tabelle rechts.
Temperaturdifferenz
Hiermit sind die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede, bedingt durch Sonneneinstrahlung und Umgebungstemperatur, gemeint. In den Regelwerken werden für die Berechnungen die Werte in Kelvin (K) angegeben und es wird von einer Temperaturdifferenz von 100 K ausgegangen (–20 °C bis +80 °C). Wichtig ist, dass hierbei auch die Temperatur zum Verlegezeitpunkt berücksichtigt wird.

Bauteillänge
Darunter versteht man selbsterklärend z. B. die Länge der Dachrinne, eines Profils oder einer Schare, siehe auch nachfolgende Berechnungsbeispiele:

Um eine schadlose temperaturbedingte Längenänderung der Spengler-Bauteile zu ermöglichen, müssen sogenannte Bewegungsausgleicher eingebaut werden. Hierzu können sowohl handwerklich angefertigte als auch von der Industrie einbaufertig hergestellte Dehnelemente genutzt werden. Die Abstände solcher Bewegungsausgleicher sind neben dem Werkstoff auch abhängig von der Art und Ausführung der Bauteile selbst. In den Klempnerfachregeln werden Angaben zu den entsprechenden Richtwerten gemacht.
Für die Abstände von Ecken oder Festpunkten gelten jeweils die halben Längen. Die vorgegebenen Richtwerte können geringfügig überschritten* werden. Eine Überschreitung der max. Scharenlänge ist bei Verwendung von Spezialschiebehaften ebenfalls möglich. Es ist jedoch eine Abstimmung mit dem Hersteller des Deckmaterials erforderlich. Die hier genannten Richtwerte gelten für die gestreckte Länge von Bauteilen.
Praxisbeispiele
Bei diesem Objekt wurden die Abstände der Dehnungselemente von 7,5 m ab den Rinnenwinkeln eingehalten. Dennoch und obwohl es sich hier um gezogene Winkel handelt, sind diese im Wasserlauf eingerissen. Je nach Gebäudehöhe kann hier eine Mängelbeseitigung beträchtliche Kosten verursachen. Diese Schäden können vermieden werden, wenn die Bewegungsausgleicher unmittelbar am Rinnenwinkel angeordnet werden.
Als Bewegungsausgleich bei Dachrinnen sind Synthesekautschukelemente an jeder Stelle möglich. Schiebenähte sollten an den höchsten Stellen als Hochpunktschiebenaht angeordnet werden. Alternativ können auch Schiebenähte in Bereichen von Rinnenkesseln oder Einhangstutzen positioniert werden.
Werden die zulässigen Scharenlängen überschritten oder müssen die Scharen aus anderen Gründen unterbrochen werden, darf dies nicht einfach überlappt, mit Dichtstoff versehen und vernietet werden.
Müssen die Scharen unterbrochen werden, kann dies zum Beispiel mit einer Schiebenaht mit Zusatzfalz erfolgen. Für die Ausführungsart der Unterbrechung gilt die nachfolgende Tabelle aus den Klempnerfachregeln.
Wird die temperaturbedingte Längenänderung nicht berücksichtigt, kann es zu massiven Geräuschentwicklungen an Metalldächern kommen. In meinen vorherigen Artikeln dieser Beitragsreihe bin ich schon mehrfach darauf eingegangen.

Drei Empfehlungen vom Fachmann
In meinem nächsten Artikel thematisiere ich die Befestigung von Dachrand- und Attikaabdeckungen.
Bis demnächst und haben Sie eine gute Zeit.
Ihr Peter Stelzer
* Kommentar von Peter Stelzer: „Die Anmerkung in der Klempnerfachregel, dass die vorgegebenen Richtwerte geringfügig überschritten werden dürfen, halte ich persönlich für kritisch. Ich würde Ihnen davon abraten und die Abstände eher unterschreiten.“