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BAUMETALL fragt — Leser Antworten

Wie wird´s dicht?

In Ausgabe 1/2011 stellte BAUMETALL folgende Frage: „Wie falzen Sie breite Fenster oder Schornsteindurchbrüche in Metalldachflächen ein, wenn das Stehfalzdach flach geneigt ist und die Ausdehnung der angeschlossenen Scharen gewährleistet bleiben muss?“ Im Vorfeld stellten einige Kollegen genau diese Frage der Redaktion und verwiesen darauf, dass gängige stehfalztechnische Verfahren vor allem bei nicht belüfteten Dachkonstruktionen gewisse Risiken bergen. Besonders dann, wenn mehrere Scharen auf breite und quer zur Firstlinie eingebaute Oberlichteinfassungen treffen wird es kompliziert. Müssen gar mehrere und versetzt übereinander angeordnete Durchdringungen an lange Scharen angeschlossen werden, sind fachtechnisch korrekte und mit den Fachregeln vereinbare Lösungen schwer umsetzbar, so die Aussagen. Nach zahlreichen Fachgesprächen und aufwändiger Recherche stellt BAUMETALL dieselbe Frage nochmals zur Diskussion. Um eine entsprechende Diskussionsgrundlage zu schaffen, sollen auf den nächsten Seiten entsprechende Fachregeldetails sowie zwei alternative Ausführungsmöglichkeiten vorgestellt werden. Dabei gibt BAUMETALL jedoch folgenden wichtigen Hinweis: Beide Lösungsalternativen sind nicht mit der Theorie der Fachregeln vereinbar! Dennoch funktionieren sie in der Praxis perfekt und können daher als Anregung verstanden werden oder bei einer späteren Überarbeitung entsprechender Regeldetails eventuell Berücksichtigung finden.

ZVSHK-Richtlinien für die Ausführung von Klempnerarbeiten an Dach und Fassade

Die in den Klempnerfachregeln gezeigten Anschlussvarianten werden seit Jahrzehnten erfolgreich angewandt. Bei langen Scharen und übereinander liegenden Durchbrüchen müssen jedoch besondere Maßnahmen ergriffen werden. In den Fachregeln heißt es dazu:

  • Einfassung von Durchdringungen: Bereits bei der Planung sollte darauf geachtet werden, dass der Mindestabstand der Dachdurchbrüche von den Längs- und Querverbindungen der Scharen ca. 200 mm beträgt. Erforderliche Einbindungen in den Scharen sind Durchführungen von Schornsteinen, Dachfenstern, Entlüftungsrohren, Ausstiegen usw. Sie sind je nach Dachneigung und verwendetem Werkstoff regendicht auszuführen. Bei Stehfalzdächern werden im Normalfall bei der Einbindung von größeren Durchdringungen soweit wie möglich doppelte Falze verwendet. Diese Durchdringungen sind bei Kehllängen> 1 m auf der Firstseite möglichst mit einem Sattel auszuführen. Dazu ist die Dachschalung bauseits aufzusatteln. Durch die Schrägstellung der Querfalze lässt sich insbesondere bei flach geneigten Dächern eine bessere Wasserabführung erreichen.
  • Hinweis: Beim Kreuzungs- bzw. T-Punkt-Bereich ist die thermisch bedingte Längenänderung behindert. Die materialspezifischen Besonderheiten und baulichen Gegebenheiten sind zu beachten.

Alternative 1 Entschärfung durch eine zweite Entwässerungsebene Ausgangsituation:

In Doppelstehfalztechnik hergestellte Anschlussdetails an großflächigen Dachdurchdringungen sind aufwändig und schränken bei unsachgemäßer Ausführung die Ausdehnungsfähigkeit der Stehfalzscharen deutlich ein. Außerdem beobachten Dachprofis wie Volker Eisenhard, dass starr eingefalzte Details mit einer gewissen Regelmässigkeit nach zehn bis zwölf Jahren undicht werden. Die Gründe sind immer wieder identisch – die voranschreitende Oxidation der Metalloberflächen erhöht das Risiko der Dachflächenverschmutzung und begünstigt somit das Eindringen von Wasser durch Kapillarwirkung. Im konkreten Fall war der zu sanierende Anschlussbereich (Kehlschar) eines Stehfalzdaches durch Quernähte beziehungsweise umgelegte Falze starr mit den daran anschließenden Stehfalzscharen verbunden. Scharen und Kehlprofile lagen dabei auf derselben Ebene. Obwohl das in diesem Teilbereich zu sanierende Stehfalzdach von einer guten Fachfirma ausgeführt wurde, versagte es im Lauf der Jahre aus genannten Gründen.

Lösung

BAUMETALL-Leser Volker Eisenhard baute nachträglich einen Gefällesprung ein. Dazu entfernte er die vorhandene Kehlschar und die darunter liegende Holzschalung komplett. Um die Tragfähigkeit des Untergrundes wieder herzustellen, setzte er zwischen den Sparrenfeldern und somit bündig mit der Sparrenoberkante eine neue Schalung ein. Anschließend schob er eine konische Auflage unter die gelockerten Scharen, brachte eine geeignete Trennlage an und montierte darauf ein neues und leicht vertieftes Kehlprofil. Die Sanierung gelang mit dieser Maßnahme perfekt und obwohl die nachträglich entstandene Abtreppung keine Höhe von 60 mm aufweist, wurde durch den nachträglichen Einbau der vertieften Entwässerungsebene entsprechende Ausführungssicherheit erreicht. Um stets für Anschlusssicherheit zu sorgen bevorzugt Volker Eisenhard die Ausbildung von Gefällesprüngen, Aufschieblingen, zusätzlichen Aufbauten, Aussparungen an der Unterkonstruktion sowie eine entsprechende Kombination dieser Maßnahmen.

Alternative 2 Großes Nackenblech als Sicherheitsebene Ausgangssituation:

Der unbelüftete Dachaufbau mit einem Gefälle von circa 4° verfügt über eine Vollsparrendämmung sowie eine OSB-Platten-Schalung mit darüberliegender Trennlage ohne Struktur. Rauminnenseitig wurde zunächst eine Klimamembrane und darüber eine Gipskartonplattendecke angebracht. Die relativ flach geneigte Dachkonstruktion wird von breiten Flachdach-Lichtkuppeln durchbrochen. Die Scharenlänge beträgt 12 bis 15 m.

Lösung

Um eine funktionale Rückstauebene zu erhalten, wurde im Kehlbereich des Lichtkuppel-Aufsatzkranzes ein fast 50 cm breites Nackenblech eingebaut. Auf dem Nackenblech wurde ein gelochtes Z-Profil aufgelötet und die hinter der Lichtkuppel liegenden Scharen in dieses Z-Profil eingehängt*. Um zu gewährleisten, dass die Wasserfalz-Rückkantung des Nackenbleches dauerhaft geöffnet bleibt, wurden auf der Schalung hinter dem Nackenblech versetzt angeordnete Bitumen-Schweißbahnstreifen angebracht. Diese Minimalaufschiftung verhindert zudem, dass sich hinter dem Lichtkuppel-Anschluss Wasserpfützen bilden. Diese Maßnahmen gewährleisten einerseits die Ausdehnung der angeschlossenen Stehfalzscharen – andererseits sorgen sie dafür, dass durch eventuell auftretende Kapillareffekte eingedrungenes Wasser nicht auf die Schalungsebene dringt und austrocknen bzw. entweichen kann.

Bildnachweise:

Abbildung Seite 42 oben, Buck GmbH

Abbildung Seite 42 unten, Schlenker Fachbuch

AUTOR: andreas buck

Aufruf

Nach Redaktionsschluss erhielt BAUMETALL weitere Anfragen zum Thema. ­Offensichtlich machen sich vor allem Kollegen Gedanken, die bei der Podiumsdiskussion in München anwesend waren. Dort wurde im Januar 2011 über nicht belüftete Metalldächer diskutiert und dabei Fragen zur Erhöhung der Sicherheit von Anschlusspunkten gestellt. Wenn Sie sich an der Diskussion beteiligen möchten, senden Sie Ihre favorisierte Anschlussversion oder entsprechende Schadensbilder an:

Redaktion BAUMETALL

Schulstraße 3

72218 Wildberg

redaktion@baumetall.de

* Lösung oben entspricht Fachregeldetail „Zusatzfalz“ für Quernähte

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