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Befestigung von Attika- und Dachrandabdeckungen

Grundsätzlich muss bei der Montage von Dachrandabdeckungen aus Metall unterschieden werden zwischen selbst gekanteten und industriell angefertigten Abdeckungen. Hierzu steht in den ZVSHK-Klempnerfachregeln im Kapitel 4.12 Abdeckungen: Wenn Randaufkantungen mit Dachrandabdeckungen oder Mauern mit Abdeckungen zu versehen sind, können diese ausgeführt werden mit

  • selbsttragenden gekanteten Klempnerbauteilen oder Industrieprofilen auf korrosionsgeschützten Haltebügeln oder Haltern, die entsprechend am Bauwerk befestigt werden.
  • nicht selbsttragenden gekanteten Bändern und Blechen auf weitgehend vollflächig tragenden Stütz- und Hilfskonstruktionen. In begründeten Ausnahmefällen sind direkte Befestigungen zulässig (siehe Kapitel 4.12.6).
  • Werden von uns Spenglern selbsttragende, industriell angefertigte Abdeckungen angebracht, werden üblicherweise die entsprechenden von den Herstellern angebotenen Haltebügel eingesetzt. Meist bekommt man für die Abstände der Haltebügel und deren Befestigungsmittel die statische Berechnung als Serviceleistung zur Verfügung gestellt.

    Komplizierter ist es bei der Montage von nicht selbsttragenden Abdeckungen, die vom Spengler selbst angefertigt werden. Hier befinden wir uns in einer rechtlichen Grauzone. Der Spengler muss die für die Befestigung erforderliche Berechnung selbst vornehmen oder von einem Statiker ausführen lassen. Die ZVSHK-Klempnerfachregel hilft uns da leider nicht weiter. Hierzu steht im Kapitel 4.12.3 „Hilfs- und Stützkonstruktionen“:

  • Hilfs- oder Stützkonstruktionen für Dachrandan- und -abschlüsse sind aus Holz mit korrosionsgeschütztem Profilstahl oder entsprechenden Aluminiumprofilen auszuführen. Die Befestigungen der Hilfskonstruktionen sind unter Berücksichtigung der anfallenden Windbelastung gemäß DIN EN 1991-1-4 auszuführen. Die verwendeten Befestigungsmittel müssen korrosionsgeschützt sein.
  • Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert, dass in unserer Fachregel eine nachweisfreie Konstruktion angegeben wird. Meinetwegen für die Windzonen 1/2 und bis zur Hochhausgrenze. Gerne mit entsprechendem Sicherheitszuschlag. So wie sich die Situation derzeit im Regelwerk darstellt, muss für jede Dachrand- und Attikaabdeckung der rechnerische Nachweis zur Standsicherheit vorliegen. Egal ob einfache Fertiggarage oder komplexere Dachgeometrie. Wir sollten den Trend, immer mehr Berechnungen und Nachweise führen zu müssen, umkehren.

    Ein weiterer Blick in unsere Klempnerfachregel

    Die Befestigung von nicht selbsttragenden Abdeckungen ist unter anderem im Kapitel 4.12.6 geregelt. Hier ein Auszug:

  • Sie sind zum Ausgleich der thermischen Längenänderungen durch korrosionsgeschützte Haften, Vorstoßbleche, Flachprofile oder Haftstreifen indirekt mit geeigneten Schrauben und Nägeln oder mit geeigneten Klebstoffen zum Beispiel auf Bitumenbasis auf der Unterkonstruktion zu befestigen. In begründeten Ausnahmefällen sind direkte Befestigungen zulässig.
  • Beispiele für Ausnahmefälle sind:

  • Forderungen der Denkmalpflege
  • zusätzlich höhere Lasteinwirkung
  • maximale Einzellängen von ≤ 3 m
  • In diesen Fällen sind die Bohrlöcher mit Übermaß herzustellen und mit Hauerbuckeln abzudecken. Der Abstand der einzelnen Befestigungsmittel richtet sich nach der Konstruktion, den örtlichen Verhältnissen und den Windsogkräften. Die Mindestwerkstoffdicken sind Tabelle 27 Mindestdicken für Werkstoffe, die nach DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) als natürliche Fangeinrichtung gelten, zu entnehmen.

    Ratsam – der berühmte Gürtel zu den Hosenträgern.

    Verklebungen mit vollflächig aufgetragenen Bitumenkaltklebern bieten bei nicht selbsttragenden Abdeckungen mehrere Vorteile. Zunächst sorgen diese Verklebungen für einen Schutz gegen Windlasten, sie sind also eine zusätzliche Sicherheit zu den Halteprofilen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Hohlstellen vermieden und somit Trommelgeräusche reduziert werden. Vor der Verklebung muss geprüft werden, ob der Untergrund dafür geeignet ist. Wichtig ist zudem, dass die angegebene Klebermenge und der passende Primer/Haftgrund verwendet werden. Hierzu sind unbedingt die Vorgaben der Kleberhersteller zu beachten.

    Der Blick unter die Abdeckungen deckt die Fehler auf

    Wer genauer hinschaut, entdeckt oft Mängel, die auf den ersten Blick verborgen bleiben. Die sorgfältige Untersuchung solcher Detaillösungen legt eine Reihe kritischer Fehler offen, die die Langlebigkeit von Konstruktionen massiv gefährden:

  • Zu wenig Kleber aufgetragen.
  • Kein Voranstrich bzw. Haftgrund.
  • Zu geringer Anpressdruck und die Luft zwischen den Rillen konnte nicht entweichen.
  • Trotz Gebäudestandort in der Windzone 3 wurden keine
    Haltebleche eingebaut.
  • So wird’s richtig gemacht:

    Zur Verdeutlichung des Kleberauftrages wurde versuchsweise anstelle eines Bleches eine durchsichtige Plexiglasscheibe geklebt. Meine Empfehlungen sind:

  • Eine direkte, sichtbare Befestigung vermeiden.
  • Wenn Sie auf der sicheren Seite sein möchten, sollten Sie industriell angefertigte Abdeckungen mit den entsprechenden Haltersystemen und Befestigungsmitteln einsetzen. Hier bekommen Sie von den Herstellern die entsprechenden Standsicherheitsnachweise.
  • Bei selbst angefertigten Abdeckungen grundsätzlich durchgehende Halteprofile einbauen und lieber eine Schraube zusätzlich verwenden.
  • Eine vollflächige Verklebung mit Bitumenkaltkleber bietet zusätzliche Sicherheiten.
  • Im Zweifel die Fachberater der Hersteller kontaktieren.
  • Bei Unklarheiten in Abstimmung mit dem Auftraggeber eine ­statische Berechnung machen lassen.
  • Haben Sie praktische Erfahrungen gesammelt? Wie gehen Sie mit diesem Thema um? Schreiben Sie mir. Gerne an redaktion@baumetall.de zur Weiterleitung und mit dem Stichwort „Attika“. 

    Bis demnächst und haben Sie eine gute Zeit.

    Ihr Peter Stelzer

    Diese direkte Befestigung mit „Hauerbuckel“ ist sicherlich kein begründeter Ausnahmefall

    Bild: Stelzer

    Diese direkte Befestigung mit „Hauerbuckel“ ist sicherlich kein begründeter Ausnahmefall
    Zur indirekten Befestigung von Abdeckungen am besten durchgehende Halteprofile anbringen

    Bild: Stelzer

    Zur indirekten Befestigung von Abdeckungen am besten durchgehende Halteprofile anbringen
    Indirekt befestigte Abdeckungen mit Dehnungsmöglichkeit an der Stoßverbindung

    Bild: Stelzer

    Indirekt befestigte Abdeckungen mit Dehnungsmöglichkeit an der Stoßverbindung
    So auf gar keinen Fall! Der Untergrund ist für die Verklebung ungeeignet und der Kleberauftrag bedarf keiner weiteren Kommentierung

    Bild: Stelzer

    So auf gar keinen Fall! Der Untergrund ist für die Verklebung ungeeignet und der Kleberauftrag bedarf keiner weiteren Kommentierung
    So geht’s richtig! Der Kleber ist vollflächig mit der Rillenspachtel in einer Richtung aufgetragen. Nur so kann die Luft zwischen den Rillen entweichen

    Bild: Enke

    So geht’s richtig! Der Kleber ist vollflächig mit der Rillenspachtel in einer Richtung aufgetragen. Nur so kann die Luft zwischen den Rillen entweichen

    Bild: Enke

    Tipp: Einen dem Untergrund entsprechenden Voranstrich und die richtige Menge an Kleber auftragen. Bei ebenen Untergründen beträgt der Verbrauch ca. 2,0 bis 3,0 kg/m², bei unebenen Untergründen kann sich der Verbrauch erhöhen. Bei Flächen, die breiter als 30 cm sind, sollte der Kleber beidseitig aufgetragen werden. Es empfiehlt sich, die Original-Rillenspachtel des Kleberherstellers zu verwenden

    Bild: Enke

    Tipp: Einen dem Untergrund entsprechenden Voranstrich und die richtige Menge an Kleber auftragen. Bei ebenen Untergründen beträgt der Verbrauch ca. 2,0 bis 3,0 kg/m², bei unebenen Untergründen kann sich der Verbrauch erhöhen. Bei Flächen, die breiter als 30 cm sind, sollte der Kleber beidseitig aufgetragen werden. Es empfiehlt sich, die Original-Rillenspachtel des Kleberherstellers zu verwenden
    Die Plexiglasscheibe macht’s sichtbar: Durch den richtigen Anpressdruck und satten, gleichmäßigen Rillenauftrag des Klebers in eine Richtung entweicht die Luft in den Rillen vollständig. Dadurch wird die perfekte Haftung erzielt

    Bild: Enke

    Die Plexiglasscheibe macht’s sichtbar: Durch den richtigen Anpressdruck und satten, gleichmäßigen Rillenauftrag des Klebers in eine Richtung entweicht die Luft in den Rillen vollständig. Dadurch wird die perfekte Haftung erzielt
    Nur mit größter Kraftanstrengung lässt sich die in dem Versuch verwendete Plexiglasscheibe anheben. Genau so sollte die richtige Verklebung aussehen

    Bild: Enke

    Nur mit größter Kraftanstrengung lässt sich die in dem Versuch verwendete Plexiglasscheibe anheben. Genau so sollte die richtige Verklebung aussehen

    Bild: Enke

    Schlecht verklebt: Auf einigen Hundert Metern Länge konnten Abdeckungen mühelos entfernt werden

    Bild: Enke

    Schlecht verklebt: Auf einigen Hundert Metern Länge konnten Abdeckungen mühelos entfernt werden

    Peter Stelzer ist Flaschner-, Gas- und
    Wasser-Installateurmeister sowie ö. b. u. v. Sachverständiger für Klempnerarbeiten. Darüber hinaus engagiert er sich im
    Fachverband SHK BW als Obmann des technischen Ausschusses Klempner.

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