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Im Gespräch mit Leonhard Knobloch

Windlastberechnung in der Praxis

Im Juni 2008 wurden vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) die aktuellen Berechnungstabellen zur neuen Windlastnorm DIN 1055-4: 2005-03 vorgestellt. Noch während des Sommerpause veröffentlichte BAUMETALL diese Tabellen auf https://www.baumetall.de/ und informierte die Leser per Newsletter. Seither wurden zahlreiche Stehfalzbedachungen mit Hilfe der einfach anzuwendenden Tabellen berechnet. Erste Reaktionen bezüglich der Anwenderfreundlichkeit sind durchaus positiv. Ein führender Aluminium-Hersteller entwickelte anhand des überschaubaren Tabellenwerkes sogar ein leicht anzuwendendes excelbasiertes Berechnungsprogramm. Doch gab es auch Kritik zu den Tabellen, beispielsweise per Leserbrief in BAUMETALL 6/2008. Das BAUMETALL-Gespräch mit Leonhard Knobloch, Referent Klempner im ZVSHK, vermittelt wichtige Hintergrundinformationen zur Tabellenentwicklung. Es zeigt auch, warum sich der ZVSHK bewusst für die Tabellenform entschieden hat.

BAUMETALL: Herr Knobloch, liegen Ihnen Reaktionen zum Umgang mit den Berechnungstabellen zur Windlastnorm DIN 1055-4: 2005-03 vor?

L. Knobloch: Ja, die gibt es und sie sind durchweg positiv. Übrigens nicht nur seitens der Klempner. Auch der Verband der Dachdecker beabsichtigt, die Tabellenlösung zu übernehmen.

BAUMETALL: Demnach ist der in BAUMETALL 6/08 veröffentlichte Leserbrief eher ein Einzelfall?

L. Knobloch: Offensichtlich, zudem war ich sehr überrascht, diesen Beitrag zu lesen. Es gab verschiedene Hinweise auf unklare Formulierungen, denen wir zum Teil mit Rücksprache des Verfassers (IFI-Aachen) nachgegangen sind. Diese jetzt vorliegende Fassung dient ja dazu, eventuelle Fehler zu erkennen, bevor die Tabellen bis Ende des Jahres in die Klempnerfachregeln übernommen werden.

BAUMETALL: Können Sie mit einfachen Worten schildern, wie eine Aufgabe dieser Tragweite organisiert und umgesetzt wird?

L. Knobloch: Es war uns wichtig, die Tabellen im Hinblick auf die bevorstehende EU-weite Anpassung der Norm einfach zu gestalten und zeitnah zu veröffentlichen sowie deren Alltagstauglichkeit letztendlich rasch zu bestätigen. Wie Sie wissen, wurden die Tabellen von Dipl.-Ing. Bernd Konrath, vom Institut für Industrieaerodynamik in Aachen, in Zusammenarbeit mit dem ZVSHK und der Bundesfachgruppe Klempner erarbeitet. Zum aktuellen Zeitpunkt stellen wir fest, dass geringfügige Änderungen im Tabellenwerk vorgenommen werden müssen, bevor diese den Weg in die Fachvorschriften finden.

BAUMETALL: Was genau bedeutet das für die Fachbetriebe?

L. Knobloch: Die Tabellen sind absolut „einsatzfähig“. Lediglich ein Feinschliff muss noch vorgenommen werden.

BAUMETALL: Der Fachverband der Schweizer Spengler, suissetec, empfiehlt die Berechnung per Software. Hatte der ZVSHK ebenfalls über eine Softwarelösung nachgedacht? »

L. Knobloch: Darüber haben wir in der Tat diskutiert, uns jedoch bewusst für eine Tabellenlösung entschieden. Ich sage Ihnen auch warum: Die Tabellen sind leicht anwendbar. Die Fachwerker benötigen lediglich einen Taschenrechner und Kenntnis über die Windzone zum entsprechenden Objekt. Die komplexe und über 100 Seiten umfassende DIN 1055 findet sich somit in einer sehr kompakten Form wieder. Dem ZVSHK war von Anfang an klar, wie wichtig ein einfach anzuwendendes Werkzeug ist, das zudem die Kompetenz zur Berechnung von Stehfalzbedachungen zweifelsfrei beim Handwerker belässt.

BAUMETALL: Das widerspricht den Empfehlungen eines Zinkherstellers, der die Bestimmung der Windlast als planerische Leistung und somit in der Verantwortlichkeit von Statikern oder Architekten sieht.

L. Knobloch: Nochmals: Es darf nicht dazu führen, dass dem Klempner die Fachkompetenz entzogen wird. Daher ist uns wichtig, die Berechnung bei den Fachbetrieben zu belassen. Nur so können Stehfalzdächer auch in Zukunft kostengünstig angeboten werden. Nach unserer Erfahrung beherrschen die Fachwerker den einfachen Umgang mit den Tabellen bereits nach kurzer Einarbeitung, was deren Alltagstauglichkeit unterstreicht.

Weitere Informationen

Stellungnahme des ZVSHK zum auf https://www.baumetall.de/ veröffentlichten Rheinzink-Artikel „Bestimmung der Windlast“:

Neue Windlastnorm

Die Einführung der neuen Windlastnorm DIN 1055-4: 2005-03 zum 01.01.2007 machte eine Überarbeitung der betreffenden Abschnitte in den Klempnerfachregeln erforderlich. Ziel war es, eine einfache Dacheinteilung der Eck-, Rand- und Innenbereiche mit den entsprechenden Haftabständen und Haftanzahlen in entsprechenden Tabellen zu erstellen. Die Umsetzung der Vorgaben aus der 108-seitigen Norm, in übersichtliche und einfache Tabellen, stellte einen immensen Arbeitsaufwand dar.

Im Ergebnis liegen nun Berechnungsgrundlagen des ZVSHK für die Windlastzonen 1 bis 3 vor, die auch von den Klempnerfach-betrieben nach kurzer Einarbeitung anzuwenden sind. Darüber hinausgehende differenziertere Betrachtungsweisen (andere Dachformen und/oder Objekte in Windzone 4) bedürfen eines rechnerischen Nachweises nach DIN 1055-4: 2005-03 durch den Statiker oder Architekten. Dabei beschränken sich die Objekte der Windlastzone 4 im Wesentlichen auf die ost- und nordfriesischen Inseln. Es kann daher nicht sein, dass die Dacheinteilung sowie Bestimmung der Haftabstände und Haftanzahlen generell eine „planerische Leistung“ sind, die ausschließlich von Statikern und Architekten festgelegt werden, wie in dem vorgenannten Artikel der Firma Rheinzink vorgeschlagen wird. Der Rheinzink-Aussage „Bestimmung der Windlast jetzt planerische Leistung“ können wir absolut nicht zustimmen, da unsere Klempnerfachbetriebe mit den anwenderfreundlichen Tabellen des ZVSHK durchaus in der Lage sind, geschätzte 80 %aller Objekte selber zu berechnen.

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