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DRÜCKTECHNIK INTERPRETIERT ORNAMENTE NEU

Kupferzeit

Tausende Fahrgäste sehen täglich die neuen Kupferornamente am Flensburger Bahnhof. Beim Blick zur Turmuhr vermuten jedoch die wenigsten, wie viel Arbeit die Sanierung der Zierelemente bereitete. Das Telefon von Michael Messerschmidt im thüringischen Fambach klingelt immer dann, wenn Auftraggeber eine Metallrekonstruktion wünschen, die der historischen Vorlage bis ins Detail gleichen muss. Der Geschäftsführer stellte mit seinem Fachbetrieb Original Nakra Metalle für Dach und Fassade die Ornamente denkmalgerecht wieder her.

Nakra-Schatzkammer: Die Uhrenrahmen, Rautenornamente, Jalousieprofile und Gesimskränze stehen bereit für den Transport nach Flensburg und die Montage vor Ort

Bild links und Mitte: Original Nakra Michael Messerschmidt; Bild rechts: M. Rust/Dachwissen

Nakra-Schatzkammer: Die Uhrenrahmen, Rautenornamente, Jalousieprofile und Gesimskränze stehen bereit für den Transport nach Flensburg und die Montage vor Ort
Neuer Zierstreifen (links) für den Rahmen, der nach Originalvorlage angefertigt wurde

Bild: Original Nakra Michael Messerschmidt

Neuer Zierstreifen (links) für den Rahmen, der nach Originalvorlage angefertigt wurde

Zeit für eine Erneuerung

Der Bauherr entschied sich für die Sanierung der gesamten Turmbekleidung. Geschäftsführer Michael Messerschmidt: „Andere Alternativen, als die Ornamente in Handarbeit auf Maß bei uns in Fambach zu rekonstruieren, standen nicht zur Debatte. Die vorhandene Bekleidung war beschädigt und die Denkmalschutzanforderungen ließen eine Montage industrieller Bauteile nicht zu.“ Der 10-seitige symmetrische Turm wurde beim Bau des Bahnhofs zwischen 1923 und 1927 so entworfen, dass zwei Fassadenflächen deutlich größer sind als die übrigen acht Seiten. Eine von ihnen befindet sich auf der Stadtseite des Turms, an der die Bahnhofsuhr anzeigt, was die Stunde geschlagen hat. Die gegenüberliegende Gleisseite wies keine Uhr auf, weil die Bahnsteige mit zahlreichen Taktgebern ausgerüstet sind. Trotzdem glichen die Ornamente und die Bekleidung der Gleisseite denen der Stadtseite weitgehend. Die Vorgabe lautete, diese Einheit zu erhalten und noch deutlicher hervorzuheben. Die demontierten Alt-Ornamente dienten als Muster zur Formgebung, damit die Rekonstruktion der Bauteile beginnen konnte. „Nachdem wir die Formen vom Muster abgenommen hatten, konstruierten wir dreidimensionale Werkzeuge und frästen uns selbst Formen aus Stahl. Damit fertigten wir den Uhrenrahmen, das Jalousieprofil über dem Rahmen, alle Gesimsprofile mit Ecken und das Rautenelement für jede Turmseite an. Die Profile stellten wir aus 0,8 bis 1,0 mm starkem Kupfer her“, so der Geschäftsführer. Die Reliefstreifen zieren die äußeren Kanten beider Uhrenrahmen, während die umlaufenden Gesimskränze den Grundriss des Turms betonen.

Matthias Rust und Kirsten Bester von der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Flensburg

Bild: Eiko Wenzel

Matthias Rust und Kirsten Bester von der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Flensburg

Zeit zur Kooperation

Um die speziellen Rautenornamente auf beiden Fassadenseiten zu ersetzen, kanteten die Klempner 32 Segmente, die sie diagonal zusammenfügten. „Diese Profile wurden im WIG-Verfahren geschweißt und auf eine 1,0 mm starke Kupfertafel aufgesetzt“, ergänzt der Unternehmer. Die Vorteile der handwerklichen Arbeit spielten der Sanierung in die Hände: Durch das individuelle Aufmaß, das der Außendienst von Nakra, Martin März, erstellte, sowie die Kombination moderner Maschinen und traditioneller Fertigungstechniken konnte der Firmenchef die hohen Erwartungen des Bauherrn erfüllen. Bei der Montage kooperierte der Klempnermeister mit dem Bedachungsbetrieb aus Schleswig-Holstein, der den Gesamtauftrag zur Turmsanierung akquiriert hatte. „Wir haben uns gegenseitig in unseren Stärken ergänzt. Jeder führte die Arbeiten aus, die er gut beherrscht“, bilanziert der Thüringer die konstruktive Zusammenarbeit. Das Team von Rust Dachwerk montierte alle vorgefertigten Bauteile und konstruierte acht spitzwinklig gekantete Rosetten für die Uhrenrahmen. Die Handwerker aus Norddeutschland bekleideten die übrigen Fassadenflächen mit walzblankem Kupfer in Winkelstehfalztechnik. Für die Fassadenseiten, die vom steilen Satteldach der Empfangshalle begrenzt werden, wählten sie kurze Scharenlängen und verlegten die Profile mit versetzten Querfalzen.

Zeit für einen Blick zur Uhr

Obwohl die Ausführungsphase von der Demontage der Altteile bis zur Abnahme im Februar 2021 in den Ausbruch der Coronapandemie fiel, taten die Beschränkungen dem Ergebnis keinen Abbruch. Im Gegenteil: Der Unterschied zwischen der neuen witterungsfesten Bekleidung, die äußerst wartungsarm ist, und der früheren Fassade lässt sich nicht übersehen. Ein Blick zum Uhrenturm genügt.

Dirk Teubler, Leiter Bahnhofsmanagement in Schleswig-Holstein vor dem Flensburger Bahnhof

Bild: Deutsche Bahn AG

Dirk Teubler, Leiter Bahnhofsmanagement in Schleswig-Holstein vor dem Flensburger Bahnhof

Bautafel

Projekt: Kupferornamente für den Uhrenturm des Flensburger Bahnhofes

Bauherr: Deutsche Bahn AG, Berlin

Fachberatung: Kirsten Bester, Untere Denkmalschutzbehörde Flensburg

Ornamente: Michael Messerschmidt Original Nakra - Metalle für Dach und Fassade, Fambach

Fachbetrieb: Rust Dachwerk, Glinde

Material: Kupfer walzblank, 0,8 mm bis 1,0 mm

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