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Ein Gespräch mit Christian Stockert, Geschäftsführer der Maschinen Stockert GmbH in München

Hinter den Kulissen


Spektakuläre Architektur und avantgardistische Gebäudehüllen aus Metall liegen im Trend. Jedoch befindet sich der Weg vom Coil zum Profil und weiter zur metallischen Hülle oft im Dunkeln. Längst nicht alle Fachbetriebe geben bereitwillig Auskunft über ihre Fertigungstechnik oder Werkstatteinrichtung, wodurch sich der Blick hinter die Kulissen oftmals verschließt. Dass hoch spezialisierte Betriebe längst reagiert und ihre Fertigung entsprechend aufgerüstet haben, ist bekannt. So manche Werkstatt beherbergt inzwischen hochmoderne Stanzmaschinen und Abkantpressen. Neben Maschinen und Anlagen zur Hightech-Fertigung trifft man in modernen Werkstätten immer häufiger auch ausgeklügelte Schwenkbiegemaschinen oder multifunktionelle Profilier- und Abcoilanlagen an. BAUMETALL sprach mit Christian Stockert, dem Geschäftsführer der Maschinen Stockert GmbH in München, über Trends, Entwicklungen und Alternativen.

BAUMETALL: Welches Firmen- oder Personenprofil verbirgt sich hinter der Hauptgruppe Ihrer Kunden?

Christian Stockert: Unsere Hauptzielgruppe ist das Baunebengewerbe mit seinen Spenglerfachbetrieben, Metallbauern und metallbearbeitenden Betrieben für Dach-, Wand- und Fassadenprofile. Für diese Betriebe haben wir ein Sortiment an Maschinen und Werkzeugen zusammengestellt, das sich in Qualität und Preisniveau genau an den dort gestellten Anforderungen orientiert. Unsere Kunden schätzen unsere große Lieferfähigkeit bei Werkzeugen sowie unsere Flexibilität bei Investitionen, neue oder auch gebrauchte Maschinen anbieten zu können.

BAUMETALL: Welche Argumente sprechen Ihrer Meinung nach für den Einsatz hochmoderner Maschinen im Klempnerbereich?

Christian Stockert: Architektur bestimmt die Profilgeometrie an Gebäuden. Eine makellose Optik der montierten Profile sowie die Geometrie des Profils selbst werden immer anspruchsvoller. Diese Ansprüche können auf lange Sicht nur noch durch moderne Maschinen rationell und mit gleichbleibender Qualität erfüllt werden. Aber auch die unterschiedlichen Materialien stellen neue Anforderungen an den Maschinenpark. Oberflächenbeschichtetes Material soll kratzfrei verarbeitet werden, Edelstähle sollen auf die ganze Arbeitslänge ohne „Bauch“ abgekantet werden. Dies funktioniert nur, wenn die Maschinen den Anforderungen entsprechend ausgerichtet sind.

BAUMETALL: Das Thema „Hightech in der Klempnerwerkstatt“ wirft unweigerlich die Frage auf: Wo werden Abkantmaschinen wie beispielsweise die Jorns Twin-Matic eingesetzt?

Christian Stockert: Die Jorns Twin-Matic ist eine revolutionäre Maschine. Eröffnet sie doch die Möglichkeit, Bauprofile ohne drehen und wenden abzukanten. In Arbeitslängen von 4,0 m, 6,4 m oder 8,0 m lieferbar, biegt die Twin-Matic Stahlbleche bis zu 3 mm Stärke. Wer über die Anschaffung einer solchen Maschine nachdenkt, der ist bereits als Lohnkantbetrieb aktiv und fertigt Profile für Spenglereien, Hallenbauer und Metallbaubetriebe oder möchte dieses Geschäftsfeld für sich intensivieren und ausbauen. Neben den Lohnfertigern wird die Maschine aber auch in der Industrie eingesetzt, welche bisher große Mengen an langen Profilen mit Rollprofilieranlagen hergestellt haben. Speziell bei Profilen, für die sich aufgrund geringer Stückzahlen zeitaufwendiges Umrüsten der Rollprofilieranlagen nicht mehr rechnet, ist die Twin-Matic interessant. Auch regional tätige Betriebe, die schnell auf Kundenaufträge reagieren müssen, setzten diese Maschine ein. Eine Zeitersparnis von 50 % sowie die hohe Biegegenauigkeit stellen die Wirtschaftlichkeit der Investition sicher. Dabei gilt: Je größer Materialstärke und Profillänge umso drastischer sind die Einsparungen. Wenn ein Profil in 6,4 m Länge und einem Gewicht von 160 kg nicht mehr manuell gedreht werden muss, wird das Personal geschont und die Handlingzeiten reduzieren sich gegen null. Die Produktivität steigt dann um mindestens 50 %!

BAUMETALL: Kleincoils und Spaltbänder vom Großlieferant, Tafelmaterial oder Spaltanlage – der entsprechend hohen Lagerhaltung von Großcoils stehen geringe Lagerkosten bei der Kleincoil-Lieferung auf Zuruf entgegen. Welche Erfahrungen sammeln Sie bei Ihren Kunden?

Christian Stockert: Wer die Fertigung von Metallprofilen intensiv betreibt, der ist auch auf einen wirtschaftlichen Zuschnitt angewiesen. Hier bieten sich Spalt- und Querteilanlagen von Forstner, mit Richtstation und Mehrfacheinzugstisch, an. Unterschiedliche Metalle können auf Abwickelhaspeln bereitgestellt und auf Wunsch automatisch in die Maschine eingezogen sowie zugeschnitten werden. Durch Eingabe der Maße und Stückzahlen sind die Zuschnitte abfalloptimiert und in wenigen Minuten für die Abkantmaschine bereitgestellt.

Wer seine Profilfertigung so rationalisieren will, ist auf eine professionelle Beratung angewiesen. Wir erstellen unseren Kunden auf Wunsch eine prozess­orientierte Materialflussplanung, zur optimalen Platzierung der Maschinen in der Werkstatt.

BAUMETALL: Zum reibungslosen Arbeitsablauf gehören neben verkürzten Werkstattzeiten auch Passgenauigkeit der Profile und daraus entstehende kurze Montagezeiten. Welche Maschinenausstattung wird vom Klempner besonders gefragt?

Christian Stockert: Gefragte Maschinengrößen sind Tafelscheren und Motor-Abkantmaschinen mit einer Arbeitslänge von 3 m sowie hydraulische Abkantmaschinen mit der Arbeitslänge 6,4 m und angebauter Rollenschere. Beide Varianten werden in der Mehrzahl mit einem CNC-gesteuerten Hinteranschlag angefragt. Dieser ermöglicht eine präzise Fertigung mit hoher Wiederholgenauigkeit, wodurch Montagezeit gespart wird. Der Anschlag ermöglicht auch, dass Teile von nur einem Mitarbeiter gefertigt werden. Ein zweiter Mann zum Messen oder Einlegen ist ebenso wie mühseliges Ankörnen nicht mehr notwendig. Die Profile lassen sich an der PC-Maschinensteuerung per 2-D oder 3-D sehr leicht konstruieren. Die moderne Grafik-Menüführung am Bildschirm macht selbst die Herstellung komplizierter Profile zu einer einfachen Angelegenheit.

BAUMETALL: Immer häufiger wird der Klempner mit Materialstärken jenseits der 1,5-mm-Grenze konfrontiert. Zwar sind die Metalle dann nicht mehr falzbar, können aber den statischen Anforderungen, etwa im Unterkonstruktionsbereich, genügen. Wie antworten die Maschinenhersteller auf diese Entwicklung?

Christian Stockert: Maschinen mit einer Biegeleistung von 1,5 mm stehen derzeit im Blickpunkt. Dies trifft besonders bei den Abkantmaschinen mit 3 m Arbeitslänge zu. Neuheiten oder Verbesserungen werden derzeit zuerst an Modellen dieser Baureihen eingeführt, um die Bedürfnisse von möglichst vielen Kunden zu treffen. Da für 1,5 mm Materialstärke der größte Marktanteil vorhanden ist, sind die 1,5-mm-Maschinen in Bezug auf Geschwindigkeit und Ausstattung den anderen Baureihen voraus. Der Kunde bekommt in dieser Klasse modernste Maschinen für sein Geld.

Für Betriebe, die sich auf Fassadenherstellung spezialisiert haben, werden häufig Abkantmaschinen über der genannten 1,5-mm-Grenze benötigt. Meist müssen spezielle Unterkonstruktionen oder komplex geformte Metallkassetten hergestellt werden, die mit konventionellen Schwenkbiegemaschinen nicht zu realisieren sind. Für diese Anwendungsfälle haben wir vor einigen Jahren unser Maschinenprogramm um hydraulische Abkantpressen und Tafelscheren erweitert. Wir sind heute in der Lage, für fast jede Anforderung zur Herstellung von Dach-, Wand- und Fassadenprofilen die geeignete Maschine zu liefern.

BAUMETALL: Gibt es neben der Neuanschaffung auch Alternativen?

Christian Stockert: Wer neu anfängt oder Blechbearbeitungsmaschinen nur gelegentlich benötigt, kann in unserem umfangreichen Gebrauchtmaschinenlager interessante Alternativen entdecken. Diese Maschinen sind werkstattgeprüft und werden in 100%ig funktionierendem Zustand ausgeliefert. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit einer großen Leasinggesellschaft zusammen, welche für die von uns vertriebenen Maschinen interessante Finanzierungsmöglichkeiten anbieten kann. Zwischenzeitlich werden bestimmt 60 % aller Maschinenanschaffungen über Leasing finanziert. Eine überschaubare monatliche Belastung, die meist nicht höher ist als ein Auszubildendengehalt, erhält den Kreditspielraum für die Finanzierung der Auftragsabwicklung des täglichen Geschäftes.

BAUMETALL: Wie viele Ihrer Kunden bieten heute Lohnabkantungen an? Ist das eine Möglichkeit zur schnelleren Amortisation?

Christian Stockert: Wir zählen viele etablierte, professionelle Abkantbetriebe, welche seit Jahrzehnten erfolgreich mit Jorns Abkantmaschinen produzieren, zu unseren Kunden. Auch viele kleinere Betriebe führen Lohnabkantungen im geringen Umfang für Kollegen aus dem näheren Umfeld durch. Selten wird dieses Geschäftsfeld extra vermarktet, da es im Handwerksbetrieb auch wieder neue Strukturen und eine neue Richtung der Kundenorientierung erfordert. Grundsätzlich können Lohnabkantungen die Amortisation der Maschine beschleunigen. Hierzu muss der Handwerksbetrieb den Profilabnehmer als Kunden verstehen und sich auch an den Anforderungen des Kunden orientieren. Die Schlagworte heißen dann: schnelle Verfügbarkeit, Termintreue, Lagerhaltung von Vormaterial.

BAUMETALL: Profilieren, Langabkanten oder 3-m-Schwenkbiegen mit dem Vorteil des einfachen Materialtransportes. Was bevorzugen welche Kunden?

Christian Stockert: Wer im Spengler- und Klempnerbereich tätig ist und Falzdächer macht, für den ist eine Profiliermaschine ein absolutes Muss. Betreibt man dieses Geschäft in noch größerem Umfang, für großflächige Dächer und Industriebauten mit weiteren Varianten (etwa Nailstrip) von Dachprofilen, so kommt man hier um eine Schlebach-Quadro nicht herum. Die Möglichkeit, verschiedene Profile schnell zu fertigen, erschließt in Bezug auf die spätere Verlegegeschwindigkeit eine neue Dimension. Wer sehr vielseitig tätig ist und längere Zuschnitte selbst herstellt, der ist mit einer 6,4-m-Abkantmaschine immer gut beraten. Nicht weil die Profile immer 6 m lang sind. Nein, der Kunde schafft für sich die Möglichkeit, unterschiedlichste Baulängen zu kanten und kann so Montagezeiten und Falzarbeiten auf der Baustelle reduzieren. Maschinen unter 3 m Länge werden als Neuanschaffung nur noch sehr selten verkauft. Hinter jeder Investitionsentscheidung steht ein bestimmtes Budget und auch nur ein begrenzter Werkstattplatz.

BAUMETALL: Seit wann gibt es die Stockert GmbH?

Christian Stockert: Die Firma Maschinen Stockert wurde 1972 von meinem Vater als Zwei-Mann-Unternehmen gegründet und hat heute 35 Mitarbeiter an zwei Standorten. Wichtiges Element ist damals wie heute die eigene, als Meisterbetrieb geführte, Kundendienstwerkstätte mit drei Service-Technikern. Einweisung, Inbetriebnahme und Reparaturen werden für die von uns gelieferten Maschinen durchgeführt. Wir stellen somit sicher, dass von uns gelieferte Maschinen auch noch nach Jahren voll funktionsfähig im täglichen Einsatz stehen können. Neben unserem Lagersortiment an Spengler-Werkzeugen haben wir auch ein umfangreiches Lagersortiment an neuen und gebrauchten Maschinen. Unser Maschinenlager in Hohenbrunn umfasst ca. 300 Positionen, die meisten davon sind Blechbearbeitungsmaschinen für Dach, Wand und Fassade.

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