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Neue Meister hat das LAnd — Teil 1

Klempner, Meister, ­Prüfungszeit

Wie in jedem Jahr gaben die Blechmasters der Stuttgarter Robert-Mayer-Schule (RMS) bereits im Januar den Startschuss zu Deutschlands Klempnermeisterprüfungen. Die Schwaben schickten dieses Jahr neun Meisterschüler ins Rennen. Sie alle zeigten der Stuttgarter Meisterprüfungskommission, wo der Schweifhammer hängt, und präsentierten ihre Arbeiten anlässlich der Meisterstück-Ausstellung Blechmasters in gewohnt guter Qualität. Wie bereits in den Vorjahren verabredeten sich die Freunde meisterlicher Klempnertechnik im Stuttgarter Treffpunkt Rotebühlplatz zum Stelldichein. Sogar Bundesfachgruppenleiter Ulrich Leib war eigens aus dem bayerischen Moorenweis nach Stuttgart zur Präsentation der Arbeiten angereist. Als oberster Klempner Deutschlands hatte er jedoch nicht nur berufsbedingt großes Interesse an den Meisterstücken der Jungmeister. In diesem Jahr war auch sein Neffe Michael Leib unter den Blechmasters, doch dazu später mehr. Auch Dr. Hans-Peter Wilbert (Geschäftsführer der Informationsstelle Edelstahl Rostfrei, Düsseldorf) besuchte die Ausstellungseröffnung der Blechmasters 2012. Er informierte die Anwesenden über die Bedeutung fachgerechter Methoden zur Bearbeitung von Edelstahl und darüber, dass die Informa­tionsstelle Edelstahl Rostfrei zukünftig als Informa­tionspartner noch enger mit der RMS zusammenarbeiten wird. Der RMS verlieh Hans-Peter Wilbert in diesem Zusammenhang den Status Kompetenzzentrum Verarbeitung.

In diesem Jahr feierte die RMS nicht nur die neuen Blechmasters gebührend, sondern auch das 20-jährige Bestehen des Treffpunkt Rotebühlplatz. Zur Erinnerung: 2011 war die Meisterschmiede stolze 100 Jahre alt geworden (siehe auch BAUMETALL 2/2011 und https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras ). Dazu Schulleiter Manfred Härterich: „ Die Robert-Mayer-Schule ist seit 101 Jahren ein Begriff in der Region. Seit zwei Dekaden befinden sich die Lehrwerkstätten im Treffpunkt Rotebühlplatz. Dieses Ausbildungszentrum bietet weit mehr als herkömmliche Bildungseinrichtungen – es ist Begegnungsstätte und Veranstaltungsort zugleich. Die Ausbildung von Lehrlingen und Meisterschülern erfolgt in 15 modern eingerichteten und auf die speziellen Bedürfnisse der unterschiedlichen Handwerksberufe abgestimmten Werkstätten. Das offene Haus im Herzen der baden-württembergischen Landeshauptstadt beherbergt darüber hinaus Einrichtungen wie die Musikschule oder die Volkshochschule.“

Gotische Kreuzblume mit ­goldenem Schnitt

Die Prüfungsprojekte der Blechmasters 2012 überzeugten auf ganzer Linie – die gotische Kreuzblume von Michael Leib besonders. Die Idee zu seinem beeindruckenden Meisterprüfungsprojekt kam dem jungen Klempnermeister aus Moorenweis übrigens beim Besuch des Ulmer Münsters, als er dort eine Kreuzblume aus Stein betrachtete. Um sein Vorhaben erfolgreich umzusetzen, erstellte Michael Leib zunächst einen AutoCAD-Entwurf des achteckigen Grundkörpers. Die Originalmaße stellte er an einem maßstabsgetreuen Metallgestell dar. Mithilfe der geschweißten Konstruktion optimierte er die Proportionen, bis diese elegant und harmonisch waren. Außerdem diente das Grundgestell zur Ermittlung der komplexen Abwicklung. Der homogene Übergang an den Segmenten wurde durch die Y-förmige Abwicklung einzelner Teile ermöglicht. Ebenfalls genial: Um die Maßhaltigkeit zu gewähren, entschied sich Michael Leib, die Einzelteile der kupfernen Kreuzblume auf einem drehbaren Unterkonstruktionsgestell aus Gewindestäben zusammenzufügen.

Am Fußpunkt des Meisterstücks wurden die Falze über einen Winkel von 12° gezogen. Auf diese Weise entstand ein stabiler Standfuß. Zur Herstellung des Übergangs zwischen Ober- und Unterteil fertigte Michael Leib waagrecht verlaufende Elemente an. Diese Zwischenteile wurden mit dem Unterteil durch nach außen sichtbare Falze verbunden. Lötpunkte fixieren diese im Innenbereich. Anschließend wurde das in derselben Arbeitstechnik hergestellte Oberteil des Werkstücks mit dem Unterteil zusammengefügt und von außen verfalzt. Zu guter Letzt verschloss Michael Leib die ebenfalls achteckigen Abschlüsse der Kreuzblume (viermal an den Kreuzenden/ einmal oben) mit getriebenen Halbschalen. Auf den Treibteilen angelötete Gewindebolzen dienten zur späteren Aufnahme der 30-mm-Messingkugeln.

Aufgrund der sauberen Arbeitsweise verzichtete Michael Leib auf eine weitere Oberflächenbehandlung seines Meisterstückes. Die walzblanke Kupferoberfläche schützte er lediglich mit Rotol-Finish-Öl. Michael Leib ist zufrieden: „Bei erneuter Ausführung dieser Kreuzblume würde ich beim Arbeitsablauf sowie den Hilfsmitteln nichts ändern. Die Planungsphase hat zwar sehr viel Zeit in Anspruch genommen, unter dem Strich hat sich dieser Aufwand aber gelohnt. Außerdem habe ich ein Meisterstück entwickelt, das es in dieser Art noch nicht gab und das in Formgebung und Gestaltung einzigartig ist.“

Meisterliche Präsentation in Ulm

Im April 2012 stellten zwölf Prüflinge der Handwerkskammer Ulm ihre Meisterstücke vor. Dazu luden sie zahlreiche Gäste ins moderne Gebäude der HWK-Ulm in der Olgastraße ein. Ausbilder Bernd Kramer führte die interessierten Besucher durch das Programm und vermittelte dabei zahlreiche Einblicke in das Vorbereitungsjahr des Ulmer Teilzeit-Bildungsangebotes. Obwohl die Meisterschüler den Meisterprüfungs-Vorbereitungskurs 2011/2012 im Regelfall samstags sowie in wenigen Blockunterricht-Einheiten besuchten, fanden sie Zeit, um in Projektarbeiten Alphörner aus Metall anzufertigen und Bildungsfahrten, beispielsweise zum Handelshaus Barth nach Renningen, zu unternehmen. Nach der feierlichen Übergabe der Zeugnisse stellte Bernd Kramer nicht nur die einzelnen Meisterstücke und deren Meister vor, sondern vermittelte in einer unterhaltsamen Präsentation auch Eindrücke von der Ausbildung und der praktischen Prüfung. Weitere Programmpunkte waren die Präsentationen von Spenglermeister Johannes Binder aus Ingolstadt zum Studiengang Gebäudehülle und zur Arbeit des Internationalen Interessenbundes Baumetalle iib sowie das Grußwort des Bundesfachgruppenleiters Ulrich Leib an die Ulmer Jungmeister.

Nicht im Regen stehen

Ebenso wie in Stuttgart überzeugten die Arbeiten der Ulmer Meisterschüler durch hohe Qualität. Und auch in Ulm gab es ein besonders herausragendes Prüfungsprojekt – den Schirmständer von Silvio Ahr aus Horb im Nordschwarzwald. Das aus vorbewittertem VM-Zinc gefertigte Meisterstück verblüffte die Fachwelt durch perfekte Verarbeitung und besonders durch die ­geschwungenen Wulstabschlüsse. Diese wurden an den Gehrungen sogar mit Stehfalzen verbunden. Der achteckige Grundkörper in Form eines leicht geöffneten Regenschirms steht auf einem bizarren Fuß, der hohe Standfestigkeit und somit Funk­tionalität gewährleistet – Respekt.

Meister aus Mayen

Auch am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. werden Klempnermeister ausgebildet. Seit Januar 2012 dürfen sich zwölf junge Männer Klempnermeister nennen, nachdem sie die Prüfung im Dezember vor der Handwerkskammer Koblenz in Mayen erfolgreich abgelegt haben. Der insgesamt 800 Stunden umfassende Vollzeitkurs zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung startete im August 2011. Zu den Teilnehmern zählten neben Dachdeckermeistern auch zwei Dachdecker- und ein Klempnergeselle. Etwa 400 Unterrichtsstunden entfielen auf die praktische Ausbildung – hauptsächlich auf den Bereich der Dachdeckung in Stehfalztechnik. Aber auch Fassadenbekleidung sowie Aufgaben aus dem Bereich des Kunsthandwerks wurden intensiv behandelt. Schließlich entschieden sich die Prüflinge alle für ein Meisterprüfungsprojekt aus dem Bereich der Dachdeckung.

Dachmodell und Verkaufstalent

Von den zwölf Prüflingen wurde ein Pultdach-Modell mit Satteldachgaube und Fensterausschnitt sowie integriertem Dachhaken hergestellt. Zum Einsatz kam dabei vorbewittertes Titanzink, das in Doppelstehfalztechnik verarbeitet wurde. Sowohl in der Planungsarbeit im Vorfeld des Meisterprüfungsprojektes als auch bei der Dokumentation, die nach Fertigstellung des Modells stattfand, zeigten die Prüflinge eine gekonnte Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis. Die Verkaufstalente der neuen Meister wurden im abschließenden Fachgespräch unter die Lupe genommen und für gut befunden. Die Situationsaufgabe bestand aus der Restauration eines Trichters mit Drahteinlage. Hier mussten die Prüflinge zunächst eine fehlerhafte Abwicklung beurteilen und korrigieren. Anschließend wurde der Trichter anhand einer neuen Zeichnung gefertigt. Im theoretischen Bereich bekamen die angehenden Meister in den Bereichen Fachtheorie, Auftragsabwicklung und Betriebsführung das nötige Rüstzeug für die betriebliche Umsetzung an die Hand.

Am BBZ in Mayen findet ab dem 13. August 2012 erneut ein Vorbereitungslehrgang auf die Meisterprüfung im Klempnerhandwerk statt. Infos dazu gibt es telefonisch unter (0 26 51) 9 87 30 oder online unter https://www.dachdecker.schule/. In Ulm und Stuttgart laufen die aktuellen Kurse bereits. Weitere Vorbereitungskurse gibt es beispielsweise auch in München oder Schweinfurt. Darüber und über die meisterlichen Leistungen bayerischer Spengler informiert der zweite Teil des Beitrages in BAUMETALL-Ausgabe 5/2012.

AUTOR: andreas buck

Online-Extra

Meisterstücke satt

Alle Meisterstücke aus Ulm und Stuttgart können ab sofort im Online-Extra begutachtet werden. Die Aufnahmen sind in gewohnter Weise zoomfähig – genaueres Hinsehen lohnt sich also in jedem Fall.

https://www.baumetall.de/baumetall-live/extras

Übrigens: Auch in der Saison 2012/2013 sucht BAUMETALL wieder das Meisterstück des Jahres. Senden Sie Ihre Bewerbung schon jetzt an:

redaktion@baumetall.de

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