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Warum es sich lohnt, Klempner zu werden! 

Wen kann man fragen, wenn es um die Berufswahl geht? Genau mit dieser Problemstellung sind die meisten Berufsanfänger konfrontiert. In Coronazeiten und dem damit verbundenen Wegfall zahlreicher Informationsbörsen wird die Entscheidung bei der Berufswahl zusätzlich erschwert. Besonders negativ wirkt sich die aktuelle Entwicklung auf Berufe aus, die ohnehin mit Imageproblemen zu kämpfen haben – solche wie den Klempnerberuf zum Beispiel. BAUMETALL-Autorin Antje Walter hat dieses Phänomen zum Anlass genommen, Nachwuchsklempner zu befragen.

Malte Walter

Bild: K. Walter

Malte Walter

Zwei Fragen – zehn Antworten

Viele Ausbildungsplatzsuchende wenden sich bekanntlich an die Berufsberatung im Jobcenter und erhoffen sich von dort Antworten und Rat. Die richtigen Einblicke in den Klempnerberuf erhalten sie jedoch meines Erachtens nur von echten Fachleuten – von Experten, die entsprechend dicht an der Zielgruppe dran sind. Mindestens ebenso interessant und aufschlussreich müssten aber auch die Antworten von exakt jener Personengruppe sein, die sich erst unlängst für genau diesen Beruf entschieden hat. Es macht also durchaus Sinn, sich direkt an Berufsschüler zu wenden. Aus diesem Grund stellte ich zwei einfache und offene Fragen an die Azubis des dritten Lehrjahres an der baden-württembergischen Landesfachklasse in Ulm:

1. Was liebe ich an meinem Beruf?

2. Was stinkt mir total?

Die Antworten der befragten Azubis waren überraschend und bisweilen durchaus verblüffend:

1. Mein Beruf ist sehr vielseitig. Es gibt jedes Mal verschiedene Bleche in so vielen verschiedenen Möglichkeiten. Vor allem ist unser Beruf einzigartig und kann niemals durch eine Maschine ersetzt werden.

2. Dämmungsarbeiten und schwere und unhandliche Sachen und Materialien tragen. Dennis M.

1. Ich liebe es, draußen an der frischen Luft zu arbeiten. Außerdem ist die Arbeit sehr facettenreich, weshalb man immer wieder was anderes zu tun hat und es so nicht langweilig wird.

2. Was mich am meisten an meinem Beruf stört, dass der „Handwerker“ in der Gesellschaft so stark stigmatisiert wird und die Arbeit, die man jeden Tag auf dem „Bau“ leistet, im Vergleich zu vielen anderen Berufsfeldern nicht ausreichend entlohnt und gewürdigt wird.Lucas S.

1. Man ist in der Regel immer draußen und viel an der frischen Luft, macht nicht immer dieselben Aufgaben, sondern schön abwechslungsreich, gerade bei mir, weil wir doch Flachdach anbieten. Man kommt viel rum, hat Kontakt mit Menschen, auch wenn sie nicht immer nett sind. Man muss nicht ins Fitness gehen oder ins Solarium, beim Flachdach hast du beides.Anonym

1. Die Vielfältigkeit, immer was anderes oder Besonderes.

2. Dass das Blech dir nichts verzeiht.Marcel R.

1. Ich liebe es, meine fertigen Arbeiten zu sehen.

2. Es ist zu kalt im Winter und zu warm im Sommer. Anonym

1. An meinem Beruf mag ich vor allem die Vielseitigkeit und Abwechslung. Er erfordert auch großes handwerkliches Geschick und Köpfchen. Das stellt mich oft vor neue Herausforderungen, was die Arbeit nie langweilig werden lässt.

2. Im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß, da man sehr oft draußen arbeitet. Lukas S.

1. Ich mag die abwechslungsreiche Arbeit und dass man sieht, was man getan hat.

2. Ich hasse es, öfter zu lange arbeiten zu müssen. Tom S.

1. Ich liebe an meinem Beruf, dass man an der frischen Luft mit super Arbeitskollegen zusammenarbeitet.

2. Was mir stinkt an dem Ganzen ist, dass manche Leute das Handwerk nicht schätzen und dass es viel zu viele Architekten gibt, die keinen Plan haben von dem, was wir machen.Anonym

1. Am besten finde ich an meinem Beruf, dass man wirklich jeden Tag etwas anderes macht und man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann.

2. Am meisten an meinem Beruf stört mich, dass wir als Klempner so wenig anerkannt werden bzw. viele wissen gar nicht, dass es diese Berufsgruppe überhaupt gibt.Julia Pfingst

1. Ich liebe die Vielseitigkeit, die neuen Herausforderungen, die man gestellt bekommt, und dass man nicht an einen Schreibtisch gefesselt ist, sondern draußen an der frischen Luft arbeitet.

2. Im Ganzen gesehen stinkt mir gar nichts! Ich bin eher glücklich gesinnt, so eine wunderbare Chance zu bekommen und einen Job mit Zukunft zu haben! Sascha O.

1. Der berufliche Alltag findet in so vielen Bereichen (Steildach, Flachdach, Balkone, Innenräume …) statt, dass es immer abwechslungsreich und spannend ist. Auch das gewerkeübergreifende Arbeiten empfinde ich als bereichernd und interessant.

2. Schade, dass vieles, was wir in der Schulwerkstatt lernen und herstellen, industriell vorgefertigt viel billiger zugekauft werden kann, sodass wir diese Tätigkeiten so nicht mehr in der Praxis umsetzen können. Ungerechtfertigt niedrig ist die Bezahlung im Vergleich zu den anderen Baugewerken sowie später das Fehlen der Zulagen, zum Beispiel Schlechtwetter, Hitze etc.Malte Walter

Hätten Sie das erwartet?

Summa summarum sind die Antworten der Auszubildenden im dritten Lehrjahr auffallend positiv. Was mich am allermeisten überrascht, sind die fundierten Aussagen rund um die Beschreibung der Tätigkeiten und vor allem über die Wahrnehmung des Klempnerberufs in der Öffentlichkeit. Wer zwischen den Zeilen liest, bemerkt auch, welche Prioritäten bei der Berufswahl inzwischen gesetzt werden: Krisensicherheit, Kreativität oder eine extrem hohe Wertigkeit der erlernten handwerklichen Fähigkeiten. Außerdem mache ich kein Geheimnis daraus, dass mich die Qualität der Antworten extrem überrascht hat. Zum Beispiel sind die Hinweise zur Zusammenarbeit mit Planern und Architekten sehr interessant.

Fazit

Unter dem Strich gewinne ich den Eindruck, als hätten alle Azubis die richtige Berufswahl getroffen! Abwechslungsreich, an der frischen Luft, vielseitig, nie langweilig, kreativ, erfordert Geschick und Köpfchen: Genau damit könnte die Berufsgruppe für den Beruf des Klempners auch werben. Außerdem empfehle ich, einen Teil der Kritikpunkte als gute Anregung zu verstehen. Gilt es doch, den Beruf und das Arbeitsfeld bekannter zu machen und damit hoffentlich auch die Würdigung und Anerkennung der Arbeit (nicht nur monetär) zu fördern. Nur wenn das nachhaltig gelingt, braucht sich die Branche über den Nachwuchs keine Sorgen mehr zu machen! Wie ich da so sicher sein kann: weil ich als Mutter eines Klempner-Azubis extrem dicht dran bin!

Julia Pfingst

Bild: JP

Julia Pfingst

Info

Durch Zufall zum Traumberuf?
Seit der Azubi-Umfrage aus BAUMETALL-Ausgabe 3/2013 hat sich einiges getan. Damals dominierten Aussagen wie „Ich habe nichts Besseres bekommen“ oder „Ich wusste zuerst nicht, was ein Klempner macht“. BAUMETALL hat daraufhin in einem Wettbewerb innovative Ausbildungsbetriebe ausgezeichnet und somit viele Fachbetriebe sensibilisiert, ihre Ausbildungsbedingungen entsprechend attraktiver zu gestalten.

Welche Erfahrungen haben Sie inzwischen gemacht? Wie und wo finden Sie geeigneten Nachwuchs? Und wie beantworten ihre Azubis unsere beiden Fragen? Schreiben Sie uns!

redaktion@baumetall.de, Stichwort Azubi

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