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Werkstatt mit PANEELFASSADE

Im dunklen Gewand

Die Größe des Recyclingwerks beeindruckte Klempnermeister Gerald Plenter. Ende 2018 besuchte der Geschäftsführer des Fachbetriebs Hubert Plenter die Baustelle südlich von Lünen, um die Fertigung und Montage der Kupferfassade vorzubereiten. Die Aurubis AG hatte auf ihrem Recyclinggelände, dem weltweit größten dieser Art, ein neues Bürogebäude mit Werkstatt errichten lassen, um die Bereiche Ausbildung, Technik und Arbeitssicherheit (ATASI) zu erweitern. Der Bauherr wünschte sich eine Fassade aus Steckfalzpaneelen am Rohbau der Werkstatt. Der Hersteller und Wiederverwerter von Nichteisenmetallen, der rund um den Globus arbeitet, lieferte das Material für das Projekt aus eigener Produktion.

Laibungs- und Eckanschlüsse in Bestform

Bild: Aurubis

Laibungs- und Eckanschlüsse in Bestform

Voroxidiertes Kupfer mit einem Längsschliff

Um den individuellen Charakter der Werkstatt zu betonen, entschieden sich die Planer für 1,0 mm starkes, voroxidiertes Nordic-Brown-Kupfer aus dem Hause Aurubis. Aurubis-Kupfer hat einen Reinheitsgrad von 99,9 %. Der Werkstoff, der gemäß der Norm EN 1172 produziert wird, lässt sich optimal formen, falzen und löten. „Das Material der Paneelfassade, die wir montierten, hat eine längsgeschliffene Oberfläche. Nordic Brown Décor 980 ist ein neues Produkt aus der Nordic-Copper-Palette von Aurubis. Die Kombination aus einer voroxidierten Kupferoberfläche mit einem Längsschliff bewirkt, dass es auf der einen Seite eine immerwährende, lebendige Veränderung der Oberflächenfarbe gibt, auf der anderen Seite ein sehr eleganter Schliff die Konstanz und unverwechselbare Langlebigkeit des Kupfers unterstreicht“, erklärt der Geschäftsführer. Die äußere Schicht, die sich durch ihren sehr dunklen und zugleich warmen Farbton auszeichnet, besteht aus Kupfer(I)oxid sowie Kupfer(II)oxid. Das Besondere an dieser Oberfläche aus der Produktlinie Nordic Copper ist ihre technische Erzeugung. Der Werkstoff wird maschinell vorbewittert, sodass die Oxidschicht in kürzester Zeit entsteht. Unter freier Bewitterung würde sich eine vergleichbare Oxidation auf walzblankem Kupfer erst nach längerer Zeit bilden. Der Farbton hängt von der Stärke des Kupferoxids ab. Je stärker die Schicht ist, desto dunkler wird die Oberfläche. Die Abstufungen bei Nordic Brown Light und Nordic Brown reichen von Hellbraun bis Dunkelbraun und entwickeln sich im weiteren Verlauf bis hin zu einem Braun-Schwarz. Im Vergleich zu walzblankem Kupfer ist das voroxidierte Material relativ resistent gegen Montagespuren und Fingerabdrücke.

Licht & Schatten: die geschliffene Oberfläche in unterschiedlichen Facetten

Bild: Aurubis

Licht & Schatten: die geschliffene Oberfläche in unterschiedlichen Facetten
Schnitt: Übergang Fassade zur Attikaabdeckung

Bild: Plenter

Schnitt: Übergang Fassade zur Attikaabdeckung

Detaillierte Vorgaben erfüllt

„Das Material wurde in Coils mit der maximalen Breite von 1000 mm bei uns in der Werkstatt angeliefert und auf unserer Längs- und Querteilanlage auf die passenden Längen und Breiten individuell zugeschnitten. Anschließend wurden die Tafeln nach Frankenberg gebracht, wo Inox Schleiftechnik, ein weltweiter Partner und lagerführender Händler für alle Nordic-Copper-Produkte ab einer Mindestabnahmemenge von 3 m², die Oberflächen geschliffen hat“, sagt der Klempnermeister. Die Besonderheit bei diesem Schliff ist der sogenannte Hairline-Effekt. Hier taucht das Schleifkorn in das Material ein, zieht sich durch die gesamte Blechlänge hindurch und bildet so ein besonderes Erscheinungsbild, was sich von anderen Standardschliffen unterscheidet.

Da bei diesem Schleifen die Oxidschicht nur teilweise durchbrochen wird, entsteht ein sogenannter Bicolor-Effekt, der auch bei den anderen Nordic-Copper-Produkten mit Schliffen und Prägungen immer wieder entsteht. Durch den Einsatz unterschiedlicher Körnungen kann man diesen textilen Effekt verändern, was dem Kunden die Möglichkeit bietet, seine individuelle geschliffene Oberfläche bzw. Fassade selbst mitzugestalten. Durch diese Veredelungsprozesse erlangen die Kupferprofile ein Alleinstellungsmerkmal. Die Serie Aurubis Nordic Décor weist mittlerweile über 70 verschieden Schliffe und sogar Prägungen auf, die sowohl an der Fassade als auch im Innenbereich weltweit für echte Spengler-Highlights sorgen.

Die Planer forderten vor Beginn der Arbeiten Musterkantungen und machten sehr genaue Vorgaben für die Paneele am 30 m langen und 28 m breiten Werkstattgebäude. Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, bot der Münsteraner Fachbetrieb mit seiner Erfahrung und technischen Ausstattung die besten Voraussetzungen. Denn das 1932 gegründete Unternehmen konzentriert sich außer auf die Sparte Heizung und Sanitär vor allem auf die Verlegung von Metalldächern und den Fassadenbau. Die Klempner fertigten Profile mit einer Länge von 3000 mm, einer Breite von 400 mm und einer Höhe von 24  mm, die im horizontalen Verlegemuster mit 20 mm breiten Fugen montiert ­wurden. Für die Anschlusspunkte an angrenzende Bauteile und die Außenecken entstanden Profile in Sonderlängen. Um eine gleichmäßige durchlaufende Optik der Paneelfassade sicherzustellen, wurde großen Wert auf die Eckausbildung der Paneele gelegt. Die Eckpaneele wurden in der Werkstatt von Plenter auf einer Boschert Stanz-Plasma-Maschine exakt zugeschnitten. Dadurch waren die Wiederholgenauigkeit der Kantungen und das einheitliche optische Bild gewährleistet. Insgesamt installierte das Unternehmen rund 8,11 t Kupfer an der ca. 500 m² großen Fassadenfläche.

Bild links: Schematische Darstellung der Fassadenelemente; Bild rechts: Spitzhuttafeln für die Einhausung der Haustechnik auf dem Dach

Bilder: Plenter

Bild links: Schematische Darstellung der Fassadenelemente; Bild rechts: Spitzhuttafeln für die Einhausung der Haustechnik auf dem Dach

Leichtes, stabiles Tragwerk

Ein hinterlüfteter gedämmter Unterbau trägt die Fassade. „Die Befestigung der Paneele erfolgte mit Haften aus Edelstahl auf einer beschichteten Aluminiumunterkonstruktion von Hilti. „Der Systemgeber hat die gesamte Unterkonstruktion auf Maß geliefert“, skizziert der Klempnermeister die technische Ausführung, die der Norm DIN 18 516 entspricht. Die Unterkonstruktion besteht aus Tragprofilen und Winkeln, die der Fachbetrieb an die Außenwände aus gemauerten Kalksandsteinen schraubte.

Zwischen den Winkeln befestigte der Fachbetrieb eine 180 mm starke Dämmschicht. Aus Brandschutzgründen kam das nicht entflammbare Fabrikat Fixrock von Rockwool zum Einsatz. Der Abstand von der Außenwand bis zur Kante der Unterkonstruktion beträgt etwa 230 mm, sodass zwischen Dämmung und Kupferpaneelen ein ca. 50 mm breiter Spalt zur Belüftung bleibt. Als Abschluss über dem Boden bekleidete das Team von Gerald Plenter den Gebäudesockel mit 220 mm breiten Sockelpaneelen aus Nordic Brown Décor 980 (Stärke 1,0 mm), die ebenfalls an der Aluminiumkonstruktion montiert wurden.

Rund um die Fenster waren verschiedene Lösungen gefragt. Während ein Teil der Fensterbänke und -laibungen aus 1,0 mm starkem Nordic Brown Décor 980 gefertigt wurden, wünschte sich der Bauherr zusätzliche Fensterlaibungen und -bänke aus 2 mm starkem Aluminium. Diese Profile wurden im Farbton RAL 7016 (Anthrazitgrau) pulverbeschichtet. Im Unterschied dazu entsprechen die Laibungen und Bänke aus Kupfer der Paneelfassade. Zur Verblendung der Fensterstürze fertigte und montierte das Team perforierte Kupferprofile der Stärke 1,0 mm mit der Oberfläche Nordic Brown Décor 980. Die Rundlochungen auf dem Material liegen in versetzten Reihen, wobei die Lochweite 3 mm und die Lochteilung 6 mm beträgt (Rv 3-6).

Gebäudeansichten

Bild: Plenter

Gebäudeansichten
Haftbefestigung sorgt für ungehinderte Ausdehnung der Fassadenelemente

Bild: Aurubis

Haftbefestigung sorgt für ungehinderte Ausdehnung der Fassadenelemente

Technik eingehaust

Die Arbeiten endeten nicht an der Fassade des Büro- und Werkstattgebäudes, sondern wurden auf dem Dach fortgesetzt. Für die Technik auf dem Gebäude konstruierte der Klempnermeister mit seinem Team eine etwa 2,80 m hohe Einhausung. Auch dafür lieferte Aurubis 1,5 mm starkes Nordic Brown Décor 980. Insbesondere dieser Bekleidung sind das handwerkliche Geschick und eine präzise Fertigung anzusehen, durch die die dreifach gekanteten Hutprofile entstanden. Diese Spitzhuttafeln sind maximal 1700 mm lang und 190 mm hoch. Das Achsmaß liegt bei 230 mm und die Tiefe beträgt 30 mm. Jedes Bauteil hat zwei flache Bereiche am oberen und unteren Ende, deren Breite 20 mm beträgt. Montiert wurden die Hutprofile mit zwei verschiedenen Fugenbreiten (20 mm und 80 mm) an einer bauseits vorhandenen Unterkonstruktion aus Stahlwinkeln und -profilen. Zum Schutz gegen Korrosion war diese Unterkonstruktion zuvor grundiert und lackiert worden, damit es nicht im Kontakt zwischen Kupfer und Stahl zur Bildung von Korrosionsherden kommt.

Kupfer für die Welt

Die eingeschossige Werkstatt erhielt außerdem eine Attikaabdeckung aus 1,5 mm starkem Kupfer mit voroxidierter Oberfläche passend zur Paneelfassade. Der Fachbetrieb fertigte Profile in 3 m Länge und 80 cm Breite, die von den Monteuren indirekt mit Vorstoßwinkeln aus Kupfer auf der Attika befestigt wurden, die 5,60 m über dem Gelände liegt. Vier Mitarbeiter, von denen ein Handwerker für die Fertigung zuständig war, bewältigten das Projekt, das im Sommer 2019 fertiggestellt wurde. Strenge Sicherheitsanforderungen begleiteten die Arbeiten, bestätigt der Geschäftsführer: „Unsere Monteure mussten im Vorfeld einen Kurs absolvieren und bekamen Ausweise mit Passfotos, um das Gelände zu betreten, auf dem 650 Menschen arbeiten. Unser Fahrzeug wurde morgens bei der Ankunft und abends vor der Heimfahrt kontrolliert. Kurze Hosen waren tabu, damit sich niemand am Altmetall verletzt, und die Helmpflicht wurde sehr ernst genommen.“ Denn der Recyclingbetrieb lief kontinuierlich weiter, während die Werkstatt mit dem Halbedelmetall bekleidet wurde.

Übrigens: Die ansprechenden Aurubis-Kupfermaterialien sind in verschiedenen Oberflächendesigns und bereits in Kleinmengen ab 3 m² lieferbar.

Am Stoßbereich wurden Stoßverbinder hinterlegt

Bild: Aurubis

Am Stoßbereich wurden Stoßverbinder hinterlegt

Bautafel

Projekt: Kupferfassade aus Steckfalzpaneelen für das neue Werkstattgebäude des Aurubis-Recycling­zentrums Lünen

Bauherr: Aurubis AG, Lünen

Generalplaner: Assmann GmbH, Dortmund

Architektur: Assmann Architekten, Dortmund

Fachbetrieb: Hubert Plenter GmbH, Münster

Material: Voroxidiertes und längs geschliffenes Kupfer, 1,0 mm / 1,5 mm

Oberfläche: Nordic Brown Décor 980

Hersteller: Aurubis Finland Oy, Pori

Schliff: Inox Schleiftechnik GmbH & Co. KG,
Frankenberg

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