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Architekturfotografie für Klempner

Wenn Fotografen gleich scharenweise ihre Fotoapparate hochreißen, sind für gewöhnlich Superstars zugegen – auch im thüringischen Oberhof. Dort trafen sich im März 2018 fotografierende Klempner und Spengler aus allen Teilen Deutschlands. Die „Superstars der Metallverarbeitung“ beobachteten Fotograf und Workshopleiter Stefan Meyer und schauten ihm neugierig auf die Einstellräder und Schalter seiner Kamera. Im Rahmen des erstmals durchgeführten Workshops gab der auf Architekturfotografie spezialisierte Fotoprofi praktische Tipps zur Optimierung von Aufnahmetechnik und Bildgestaltung weiter. Meyer erklärte dabei nicht nur, warum eine kleine Blendenöffnung mit einem großen Zahlenwert angegeben wird. Anhand zahlreicher Beispielfotos veranschaulichte er auch, dass mit kleiner Blende aufgenommene Fotos mehr Tiefenschärfe aufweisen oder große Blendenwerte störende Objekte im Bildhintergrund in Unschärfe auflösen. Darüber hinaus gab Meyer viele Tricks zur Bildgestaltung weiter.

Praktische Fotoexkursion zwischen Dachplatte und Fassadensiding

Das von Meyer leicht verständlich vermittelte theoretische Fachwissen wurde nach einer kurzen Pause praktisch um- und eingesetzt. Dazu stellte Meyer den Teilnehmern eine Fotoaufgabe, die auf dem Gelände des Berghotels Oberhof gelöst werden musste. Konkret sollten die fotografierenden Handwerker drei Aufnahmen anfertigen, die das im Vorfeld Gelernte veranschaulichen. Keine leichte Aufgabe, denn lohnende Motive gibt es am Berghotel in Hülle und Fülle. Zu Füßen der mit Prefa-Dachplatten gedeckten Dachlandschaft befinden sich zum Beispiel mit FX.12 bekleidete Fassaden oder mit Aluminium-Sidings umhüllte Anbauten. Eine Bildauswahl auf drei Fotos zu begrenzen war folglich entsprechend schwierig.

Nach einer ersten Platzorientierung hieß es dann: ran ans Motiv. Ob aus der Nähe mit dem Weitwinkelobjektiv oder aus großer Entfernung mit dem Tele – jeder Teilnehmer ging auf der Suche nach der Aufnahme des Tages anders vor. Während sich der eine auf das Herausstellen besonderer Details konzentrierte, versuchte die andere, den Gebäudekomplex möglichst vollständig abzulichten. Interessant dabei war, dass ähnliche Gebäudeteile von den Teilnehmern sehr unterschiedlich dargestellt wurden. Dass es einigen Teilnehmern gelang, profane Regenrohre anspruchsvoll in Szene zu setzen, überraschte sogar den erfahrenen Fotoprofi. Tja, Klempner haben eben schon von Berufs wegen einen guten Blick für das Wesentliche …

Lernen durch Direktvergleich

Kurze Zeit später ist die Bildauswahl im Kasten – haben alle Teilnehmer drei besonders gelungene Fotos aufgenommen. Während sie sich beim Fachgespräch den verdienten Kaffee mit Kuchen schmecken lassen, bereitet Meyer die Aufnahmen seiner Fotoschüler zur finalen Besprechung vor. Routiniert gruppiert er die Bilder nach entsprechenden Themen und stellt diese den Klempnern, ohne Namen zu nennen, vor. Gemeinsam werden die Aufnahmen analysiert und auf mögliches Verbesserungspotenzial untersucht. Während einige Fotos die zuvor definierten Kriterien auf Anhieb erfüllten, konnten andere beispielsweise durch eine Anpassung des Bildausschnitts verbessert werden. In einzelnen Fällen konnte die Bildwirkung auch durch eine Formatänderung gesteigert werden. So empfahl Meyer etwa, im Bedarfsfall aus querformatigen Aufnahmen hochformatige zu machen. Eine andere Verbesserungsmöglichkeit besteht darin, störendes Beiwerk am Bildrand einfach per Beschnitt zu entfernen.

Vorher und nachher

Interessant ist, was einzelne Teilnehmer vor und nach dem Workshop sagten. Zum Beispiel fertigte einer von ihnen schon seit geraumer Zeit alle Bilder für seine Prospekte oder seinen Onlineauftritt an. Zukünftig möchte er wesentlich stärker auf die Qualität seiner Aufnahmen achten, wobei Aufnahmetechnik sowie Bildgestaltung verbessert werden sollen. Ein anderer Teilnehmer bleibt seiner bisherigen Herangehensweise treu und wird weiterhin alle Fotos zur Onlinenutzung mit dem Smartphone machen. Wieder ein anderer hat genau das Gegenteil vor und löst die Handyfotografie durch den Einsatz einer Bridgekamera ab. Der Grund: Entsprechende Fotos sind zur Herstellung von Druckerzeugnissen besser geeignet. Weitere Herangehensweisen sind einerseits das Smartphone als „fotografisches Gedächtnis“ und die Digitalkamera zur Aufnahme hochwertiger Bilder einzusetzen. Andererseits sollen nach dem Workshop bessere Baustellenbilder entstehen und die Kamerafunktionen besser zum Einsatz kommen.

Auch für mich als viel fotografierender Fachjournalist war die Teilnahme am Workshop bereichernd. Heute weiß ich, dass Architekturfotografie sehr dicht mit Klempnertechnik verbunden ist. Den Beweis erbrachte Stefan Meyer, indem er eine Abbildung der allerersten Fotografie aus dem Jahr 1826 präsentierte. Diese zeigte das Abbild eines Gebäudes, wobei das entsprechende Originalfoto über acht Stunden lang auf einer mit Hartasphalt beschichteten Zinnplatte belichtet wurde.

Fototipps von Stefan Meyer

Der Mensch macht das Bild. Die Technik unterstützt ihn lediglich dabei, sodass eine gute Motivwahl die Grundvoraussetzung für ein gutes Foto ist!

Denken Sie immer auch an Vorher-nachher-Bilder!

Nordseiten von Gebäuden lassen sich am besten im indirekten Licht sehr früher Morgenstunden fotografieren: Mithilfe von www.sonnenverlauf.de kann der Aufnahmezeitpunkt exakt bestimmt werden.

Dunkle Metallfassaden sollten leicht unterbelichtet werden!

Eine Änderung des Standortes lohnt sich fast immer. Versuchen Sie zum Beispiel, auf eine kleine Leiter zu steigen, oder begeben Sie sich in die Froschperspektive.

Stürzende Linien können durch das Verschieben der Aufnahmehöhe minimiert oder sogar ganz beseitigt werden.

Fotostrecke online!

Zahlreiche Fotos der Teilnehmer finden Sie im Online-Extra zu diesem Beitrag.

www.baumetall.de/extra

Zusatztermin vorgesehen

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