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Schweizer ­Exponate für das Klempnermuseum

Ich bin Klempner von Beruf“ heißt ein Lied von Reinhard Mey, das nicht jedem stolzen Klempner angenehm in den Ohren klingt. Zu oft wurde über den gravierenden Fehler im Liedtext diskutiert, der den Beruf des Gas-Wasserinstallateurs irrtümlich als Klempner bezeichnet. Dennoch kommt der Song so manchen Besuchern des Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseums in den Sinn. Diese Einrichtung steht im fränkischen Karlstadt nahe Würzburg und beherbergt eine in Europa einmalige Sammlung antiker Maschinen, Werkzeuge und Geräte, mit denen Klempner, Spengler und Kupferschmiede früher gearbeitet haben. Dank zahlreicher Initiatoren wird die Palette der historischen Werkzeuge und Einsatzgeräte ständig erweitert. Mario Bott ist Vorstand der Stiftung Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum. Der 52-jährige Spenglermeister staunte nicht schlecht, als er kürzlich zahlreiche Mitarbeiter des Fachbetriebes Banz AG aus Ebikon bei Luzern im Museum begrüßte. Der Grund: Die Gäste aus der Schweiz hatten eine Ladung historischer Gegenstände mitgebracht, die an den Spenglerberuf aus alten Zeiten erinnern.

Schenkung fürs Museum

Anlässlich des 40. Firmenjubiläums und im Rahmen eines Betriebsausfluges überreichten die Mitarbeiter der Banz AG um Senior-Geschäftsleiter Walter Banz eine mehr als 100 Jahre alte Bördel- und Sickenmaschine. „Dieses Exponat ist etwas ganz Neues für uns“, erklärte Mario Bott nach eingehender Betrachtung. Angenehm überrascht wurde Bott auch durch eine historische Falz-, Richt- und Zudrückzange in der Größe 3,5 x 2,5 cm, die es so nicht mehr gibt. Ebenso einzigartig ist ein etwa 40 kg schweres Falzform- und Schließwerkzeug, das nun ebenfalls zu den Raritäten im Museum gehört. Mario Bott durfte sich in Ergänzung dazu über weitere Exponate aus der Schweiz freuen, darunter eine Schweizer Sammelbox für Dichtungen von 1940/50, einen 80 Jahre alten Benzinlötkolben, eine um 1915 eingesetzte Lötschere, ein rund 60 Jahre altes kleines Abkantwerkzeug sowie ein historisches Wappen der Schweizer Spengler. Dieses Zunftzeichen trägt die Jahreszahl 1440. Allerdings weiß Walter Banz nicht mit ­Sicherheit, ob es sich um das Original handelt. Festgeschrieben wurde darauf mit Spruch und Siegel die Pflicht bodenständiger Schweizer Handwerkskunst, deren Präzision schon immer in Deutschland sehr geschätzt wurde. Zwei Handbücher für Schweizer Installateure und Spengler von 1938 und ein „Metall-Buch“ aus dem Jahr 1948 überreichte Walter Banz noch in einer Zugabe. Lehrmethoden und ausgeklügeltes Fachwissen mit Bildern, Skizzen und Berechnungsbeispielen für Projekte von anno dazumal können darin nachgeschlagen werden.

Schweizer Fachwissen

Beim Entfernen des hübschen Geschenkpapiers von den Nostalgie-Utensilien und der Übergabe der Geschenke sah es im Klempnermuseum für einige Augenblicke wie bei einer weihnachtlichen Bescherung aus. Die Gäste aus Luzern, mit Senior-Geschäftsleiter Walter Banz (64) und dessen Frau Margrit (64) sowie dem neuen Banz-AG-Geschäftsleiter Roger Lötscher (50) an der Spitze, äußerten beim Auspacken der Geschenke spontan den Wunsch, eine ­eigene Schweizer Ecke einzurichten. Mario Bott konnte hierzu gleich eine Zusage machen: „Warum nicht, das lässt sich einrichten“. Er fügt hinzu: „Die Schweizer Ausstellungsstücke sind sehr interessant und werden den Bestand der Exponate erheblich aufwerten.“ Teilweise seien zwar schon Objekte ähnlicher Machart im Museum vorhanden, nicht aber speziell aus der Schweiz in diesem Umfang. Dieses Land habe im Spenglerhandwerk Pionierarbeit geleistet und sei auf dem Fachgebiet der Klempner und Spengler in allen Belangen ein Vorreiter gewesen. „Nicht umsonst gingen in den 50er- und 60er-Jahren viele Deutsche für zwei Jahre in die Schweiz und eigneten sich dort detaillierte Kenntnisse und handwerkliche Fertigkeiten an. Danach kamen sie zurück, um sich auf eigene Beine zu stellen. Von ihrem Fachwissen aus erster Hand profitierten in Deutschland nicht nur Projekte in der Qualität, sondern auch der berufliche Nachwuchs.“

Neue Zeiten bei der Banz AG

Die Zeiten ändern sich – auch bei der Banz AG. Der Schweizer Walter Banz, mit Leib und Seele Spenglermeister, hat sein Geschäft in der Nachfolge offiziell seit 1. Januar 2011 an die Firma Sada AG in ­Zürich übergeben, die bereits seit 1907 existiert und viele Erfahrungen im Handwerkswesen gemacht hat. Der Fachbetrieb beschäftigt sich mit Bedachungen, Blitzschutz, Bauspenglereien, Fassaden und führt Kundendienste für Kleinaufträge aus. Das Traditionsunternehmen erwarb sich in der Zentralschweiz einen klingenden Namen und behielt ihn auch nach Übergabe an die Sada AG.

Die Firmenphilosophie der neu aufgestellten Banz AG um den neuen Geschäftsleiter Roger Lötscher beinhaltet auch einen eigenen Kundendienst, der Serviceleistungen übernimmt und in allen Geschäftsbereichen der Firma tätig ist. Ob undichte Stellen im Dach nach einem Sturm, beschädigte Fassaden oder die Instandhaltung von Blitzschutzanlagen – das mobile Arbeitsteam ist bei Bedarf rasch zur Stelle. Mit dem neuen Service wird auch die regelmäßige Wartung von Dächern durchgeführt, die dazu dienen soll, Schäden frühzeitig zu erkennen. Diese Serviceleistung wird sogar im Abonnement angeboten. Roger Lötscher ist in der Schweiz kein unbekannter: Er ist Suissetec-Experte der Spengler für fünf Kantone der Zentralschweiz. Außerdem führt der Spenglermeister den Vorsitz bei Gesellenprüfungen der Spengler in der Zentralschweiz und ist für deren Leitung, Organisation und Durchführung verantwortlich.

Ende gut – alles gut

Im Klempnermuseum Karlstadt zeigt sich Walter Banz in seiner Ansprache sehr erfreut darüber, historische Werkzeuge und Maschinen aus der Schweiz zu überreichen. „Damit werden sie einem breiten Publikum zugänglich“, so Banz, der auch erwähnte, dass er bereits seit 1972 akribisch darauf geachtet hatte, Unbrauchbares sorgfältig aufzubewahren. Nur so sei es möglich gewesen, Werkzeuge und Gerätschaften alter Bauart zur Verfügung zu stellen und die technische Entwicklung seines geliebten Berufes zu dokumentieren. Mit über 20 Mitarbeitern fuhr Walter Banz als Reiseleiter gerne nach Deutschland, um einer angenehmen Pflicht nachzukommen. Getrieben wurde er von seinem persönlichen Anliegen, Exponate der Schweizer Spengler für die Nachwelt zu erhalten. Mit einem Mittagessen im Klempnermuseum und einer anschließenden Museumsführung von Mario Bott endete der Ausflug nach Karlstadt und – wer weiß – vielleicht wurde für Walter Banz der Abschied aus dem aktiven Berufsleben durch diesen Besuch im Klempnermuseum ein bisschen leichter.

AUTOR: Josef Kleinhenz

INFO

Rund 2000 Exponate im Museum

Das Klempner- und Kupferschmiede-Museum zeigt aktuell etwa 2000 Ausstellungsstücke. Den Besucher erwartet eine umfangreiche Sammlung alter Maschinen und Werkzeuge sowie Gesellen- und Meisterstücke aus dem Spengler-, Klempner- Flaschner-, Blechner- und Kupferschmiede-Handwerk. Zu sehen sind alte Traditionen und Arbeitsweisen sowie aktuelle und zukunftsweisende Techniken der Berufssparte. Angefangen von der einfachen Zange über Lötkolben, Hämmer, Sägen bis hin zu Turmkugeln und Wetterfahnen gibt es vieles zu besichtigen. Sogar das Modell einer Brauerei, die als kleinste Bierbrauerei der Welt bezeichnet wird, kann bewundert werden. Das Europäische Klempner- und Kupferschmiede-Museum beherbergt Exponate aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Österreich, die überwiegend in Schenkungen bereitgestellt wurden.

Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag und Feiertag 11 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung.

Stiftung Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum

Ringstraße 47d

97753 Karlstadt

Tel.: (0 93 53) 99 63-30

info@klempnerundkupferschmiedemuseum.eu

Neues Aus dem Museum

Virtueller Besuch

Das Museum macht ab sofort mit einem besonderen Online-Service auf sich aufmerksam. Im Internet kann das Museum in einem virtuellen Rundgang erkundet werden. Dabei lassen sich Blickwinkel und Zoom unterschiedlich einstellen. Teilweise sind die Exponate sogar mit Informationen versehen.

http://www.karlstadt.de/rundgang/klempnermuseum/klempnermuseum.html

Neues Aus dem Museum

Gesucht und gefunden

Nach dem BAUMETALL-Aufruf „Älteste Werkstatteinrichtung gesucht“ stellt das Klempnermuseum aktuell Fotos alter Werkzeuge und Maschinen aus. Dabei handelt es sich um Geräte aus Großvaters Zeiten, die noch immer eingesetzt werden. Eingesandt wurden diese vorwiegend von den Fachbetrieben Tröster (Schweinfurt) und Behnke GmbH (Ditzingen). Im Namen des Museums dankt BAUMETALL allen Einsendern herzlich für die Unterstützung. Neben den hier gezeigten Aufnahmen können weitere Fotos im Online-Extra betrachtet werden.

Neues Aus dem Museum

Film ab

Die Filmprofis von Geminus 3D aus Karlstadt drehen zum 40-jährigen Bestehen des Landkreises Main-Spessart einen Imagefilm. Der etwa achtminütige Film beinhaltet die Kategorien Kultur, Wirtschaft, Freizeit/Tourismus und Natur und wird voraussichtlich Ende Juli 2012 erscheinen. Der über Sponsoren finanzierte Streifen wird auf den Internetseiten des Landkreises und auf YouTube, Facebook sowie auf einigen Messen zu sehen sein. Die vor einem Jahr gegründete Produktionsfirma Geminus 3D hat sich auf 3D-Visualisierungen und Imagefilme spezialisiert und übernimmt in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt sämtliche Maßnahmen vom Konzept über die Dreharbeiten bis hin zum Schnitt. Neben den Videos vom Klempnermuseum werden im Imagefilm auch Luft- und Kranaufnahmen sowie eindrucksvolle Aufnahmen aus außergewöhnlichen Blickwinkeln zu sehen sein.

Neues Aus dem Museum

XXL-Treffen

Volles Haus am 22. Juni 2012. Am dritten BAUMETALL-XXL-Treff nahmen etwa 120 Besucher teil. Gespannt verfolgten diese die Preisverleihung der BAUMETALL-Innovationspreise. Alles Wissenswerte dazu finden Sie in der BAUMETALL-Sonderausgabe sowie im ergänzenden Online-Extra. Die Sonderausgabe können Sie hier bequem bestellen:

https://www.baumetall.de/

Autor

Josef Kleinhenz

leitet das gleichnamige Pressebüro in Bad Königshofen.

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