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Spenglertreffen in Ungarn

iib-Präsident schlägt Brücken

Das gleichmäßige Rauschen der Triebwerke lässt mich in einen Schlummerschlaf sinken. Wie ein Film laufen die Bilder der letzten Tage vor meinem inneren Auge ab und ein Lächeln legt sich unbewusst auf mein Gesicht. Ich bin sehr zufrieden. Zufrieden über die Freundschaften, welche sich im iib entwickelt haben, zufrieden mit den guten Gesprächen auf der Bau 2013 in München und zufrieden mit mir selbst. Und ich bin müde…

Tag eins

Der kalte Wind bläst mir geradewegs ins Gesicht. Kaum am Flughafen in Ungarn angekommen, umschwirren mich schon einige Taxifahrer. Jeder will mich zu seinem besten Preis an meinen Zielort bringen. Der Sprache nicht mächtig und verbunden mit einem Hauch Naivität wähle ich natürlich den teuersten. Meine Frau Monika, die mich auf dieser Reise begleitet, hat mich zwar vor diesem Typen gewarnt, aber Männer wie ich sind ja schlauer. Das habe ich nun davon. Das Hotel, in dem das Treffen der ungarischen Spenglerelite stattfinden soll, ist wunderschön. Inmitten der Pampa gelegen gibt es nur dieses eine Gebäude, Wald, Felder und eine unendlich weite Ebene. Ungewohnt für meine Augen. Levente Barta, unser iib-Botschafter für Ungarn ist noch nicht im Hotel eingetroffen. Anscheinend war ich mit dem Flieger doch schneller als Levente mit dem Auto. Konrad Straßl, unser mitreisendes iib-Mitglied aus München, müsste auch noch eintreffen. Er und seine Frau machen sich die Mühe, uns nach Ungarn zu begleiten. Finde ich echt toll, diese Freundschaften – aber das sagte ich bereits…

Nach und nach finden sich ungarische Kollegen ein. Einige kenne ich persönlich, andere habe ich noch nie gesehen. Cool, da lerne ich jede Menge neuer Leute kennen. Meine Frau und ich werden sehr freundlich aufgenommen. An die 60 Personen sind jetzt zusammengekommen und auch meine Freunde Levente und Konrad haben mittlerweile den Weg in diese schöne, aber einsame Gegend gefunden. Viele nette Gespräche in den unterschiedlichsten Sprachen, viel Gelächter und gute Laune sowie viel Schnaps verzieren den ersten gemeinsamen Abend mit den ungarischen Spenglern.

Tag zwei

Wie ich gestern Abend vernehmen konnte, findet dieses Treffen einmal pro Jahr statt. Nur auf Einladung darf man daran teilnehmen. Konrad und ich sind sehr geehrt, dass wir in dieser ausgewählten Runde den iib vorstellen dürfen. An die 30 Spengler sind anwesend – unter ihnen auch die Vertreter von Rheinzink und Prefa. Gespannt verfolgen wir die Vorträge, welche im Laufe des Tages gehalten werden. Konrad und ich verstehen zwar kein Wort, aber wir bekommen anhand der Bilder mit, um was es sich dreht. Es ist toll zu sehen, dass in dieser geschlossenen Gruppe über alles, was unser Spenglerhandwerk betrifft, offen diskutiert wird. Jetzt verstehe ich auch, warum man hier nur auf Einladung teilnehmen darf. Es herrscht großes Vertrauen und Informationen werden nur intern weitergegeben. Jetzt sind wir dran. Konrad gibt mir noch letzte Impulse und los geht's. Während ich in meiner Sprache vortrage, übersetzt Levente meine Sätze ins Ungarische. Es ist ungewohnt für mich, dass ich die Wiedergabe meiner Worte nicht verstehe. Das zustimmende Kopfnicken der Zuhörer bestätigt jedoch, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die Leute die Idee des iib verstehen. Somit komme ich voll in Fahrt. Ich kann es selbst nicht erklären, aber wenn ich über den iib und dessen Ziele sprechen darf, dann ist es meine mit dem Vorhaben verbundene Leidenschaft, die mich lenkt. Es ist immer wieder aufs Neue ein gutes Gefühl.

Nach dem Vortrag prasseln die Fragen der Zuhörer auf mich ein. Levente hat alle Hände voll zu tun, um mit dem Übersetzen nachzukommen. Es ist schon sehr interessant: Gleichgültig in welchem Land, die Fragen sind immer wieder dieselben. Was bringt der iib? Bist Du dir sicher, dass es funktioniert? Was kann ich dazu beitragen? Wie kann ich mitmachen? Wo soll ich mich anmelden? Wenn ich die Begeisterung der Beteiligten spüre, dann weiß ich immer wieder aufs Neue, dass unser gemeinsames Vorhaben funktioniert. Ungarn war die Reise wert. Die ungarischen Spenglerfreunde haben verstanden, was es bedeutet, am iib-Netzwerk mitzuarbeiten. Mir ist bewusst, dass sie eine andere Ausgangssituation haben, denn es gibt keine durchorganisierte Verbandsstruktur, es gibt keine geregelte Berufsausbildung und das wirtschaftliche Umfeld macht es ihnen auch nicht leicht. Aber Leidenschaft zum Beruf, das haben sie und sie sind bereit, etwas dafür zu tun.

Tag drei

Ich freue mich schon darauf, einige Stunden mit meiner Frau Monika in Budapest alleine zu verbringen. Levente hat ein schönes Hotel im Stadtzentrum für uns ausgesucht und mein großer Spenglerfreund Àkos Stang, auch „bádogosmester“ (Spenglermeister) war so nett, uns direkt ins Hotel in die Stadt zu bringen. Bis zum Hoteleingang weicht er nicht von unserer Seite. Ich komme mir vor, als hätte ich einen Bodyguard. Monika und ich genießen die Stadt. Stundenlang schlendern wir durch die Straßen und lassen Budapest auf uns wirken. Wir genießen das Zu-zweit-Sein. Es tut uns und vor allem meinem Kopf gut. Nach so vielen neuen Eindrücken und Gesprächen muss ich mich sammeln – den roten Faden finden. Ich bin froh, dass Monika mich auf dieser Reise begleitet. Mit ihr an meiner Seite habe ich das Gefühl, zu Hause zu sein, egal in welchem Land ich bin.

Flughafen Budapest: Oh Gott, in regelmäßigen Abständen werden Flüge gestrichen. Scheinbar herrscht in München Schneechaos. Gespannt schauen wir auf die Anzeigentafel. Unser Start war für 10.30 Uhr vorgesehen – inzwischen ist es 16.00 Uhr und wir haben immer noch keine Ahnung, wann und ob unsere Maschine überhaupt fliegt. Was soll's, ich kann's nicht ändern, Pilot bin ich auch nicht, also immer Ruhe bewahren. Mit zehn Stunden Verspätung sitzen wir endlich im Flugzeug. Langsam rollen wir auf die Startbahn und heben ab. Die Turbinen rauschen gleichmäßig und mit einem leichten Surren. Die Monotonie der Geräusche lässt mich wieder einschlummern. Es war eine gute Zeit in Ungarn.