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Mercury City Tower in Moskau

WE WILL ROCK YOU!

Rockmusik und Spenglertechnik ist ein bemerkenswerter Mix – zumindest für denjenigen, der sich die Mühe macht, leidenschaftlich agierende Persönlichkeiten beider Bereiche gegenüberzustellen. Dann erinnert am Mercury City Tower in Moskau eingesetzte Spenglertechnik zwangsläufig an Freddie Mercury. Als einer der bedeutendsten Rocksänger komponierte er 1977 den Welthit „We Are the Champions“. Ebenfalls Meister ihres Faches sind Eduard Zhitnik, Inhaber des Moskauer Fachbetriebes Acrytec plus und Rudolf Maierhofer aus Neuötting. Gemeinsam, aber federführend durch Acrytec plus als Hauptauftragnehmer, realisierten sie die Bedachung des Mercury City Towers – übrigens das mit 338 m derzeit höchste Bauwerk Europas. Überhaupt ist kaum ein anderer Spengler Deutschlands auf internationalen Großbaustellen so zuhause wie Rudolf Maierhofer. Als Fachmann für komplexe Bauvorgänge ist er in zahlreichen Ländern aktiv – auch in Russland. Für die handwerkliche Ausführung der Metalldacharbeiten am 75 Stockwerke hohen Mercury City Tower zeigt sich das Team von Acrytec plus verantwortlich, technische Unterstützung, Supervising sowie Belieferung des Materials erfolgten durch die Maierhofer GmbH & Co. KG.

Rundumsorglospaket und ­russisches Know-how

Wie verarbeite ich unterschiedliche Materialien und wie füge ich einzelne Bauteile zusammen beziehungsweise welche Werkzeuge und Maschinen eignen sich zum Einsatz in schwindelerregender Höhe? Welche Materialien müssen aus dem Ausland eingeführt werden und wie erfolgt die Zollabfertigung? Dies waren beim Bau des Mercury-City-Tower-Daches die etwas leichter zu beantwortenden Fragen. Wesentlich komplexer wurde es bei der statischen Berechnung oder der Auswahl geeigneter Verbindungsmittel wie Bolzen und Nieten. Das Zauberwort heißt Koordination. Zu wissen, wie die Gleise der Glasfassadenreinigungsanlage von außen nicht sichtbar befestigt werden oder welche Aluminiumrahmen sich zur Montage der Unterkonstruktion eignen, ist bares Kapital. Dabei sind die Spezialisten aus Neuötting nicht nur aufgrund ihrer beraterischen und organisatorischen Fähigkeiten gefragt. Auch zur handwerklichen Umsetzung anspruchsvoller Spenglerarbeiten, etwa zum Bau exklusiver Wohnhäuser oder Villen, schätzen Bauherren aus aller Welt die Leistungsfähigkeit der Maierhofer GmbH & Co. KG. Deutschland, Griechenland, Holland, Rumänien, Russland, Schweiz, Spanien, Tansania, Türkei – die Referenzliste des bayerischen Spenglerfachbetriebes ist lang und beeindruckend. Zu Recht wurde das vor 150 Jahren gegründete Unternehmen 2007 mit dem Exportpreis Bayern in der Kategorie Handwerk ausgezeichnet.

Seit zwei Jahren arbeitet die Maierhofer GmbH & Co. KG in Russland fest und vertraglich gesichert mit Acrytec plus zusammen. Durch diese fruchtbare und sehr enge Kooperation gelingt es immer wieder äußerst interessante Bauvorhaben abzuwickeln. Acrytec plus mit Firmenhauptsitz in Moskau gehört als größter Verleger vor Ort zu Russlands führenden Spenglerfachbetrieben. Das Unternehmen zeichnet sich immer wieder durch hoch qualifizierte Arbeiten aus. Aktuell realisiert das Unternehmen gemeinsam mit der Maierhofer GmbH & Co. KG aufwendige Aluminium-Profiltafelbedachungen von sechs Eingangspavillons der Moskauer Metro.

Bayerische Spengler ganz oben

Zurück aufs höchste Dach Europas. Nach sechs Jahren Bauzeit erreichte der Mercury City Tower im November 2012 die Zielhöhe von exakt 338,82m. Stolz ragt die kupfer-golden glitzernde Glasfassade in den Moskauer Himmel und zeigt, dass Russland mit moderner Architektur nach europäischem Maßstab Schritt halten und Rekorde bieten kann, sagt Igor Kessajew, Chef des Unternehmens Mercury. Die Tatsache, am Bau des höchsten europäischen Gebäudes in der größten Stadt Europas mitgewirkt zu haben, erfüllt sowohl Eduard Zhithnik als auch Rudolf Maierhofer mit Stolz. Das ist berechtigt, denn die zu erfüllenden Koordinationsaufgaben zum Bau der alles in allem 3200 m2 großen Wolkenkratzer-Dachfläche waren enorm. Während das erste der insgesamt vier Dächer mit 35m gerade einmal bayerische Kirchturmhöhe erreichte, kletterte der Arbeitsplatz mit zunehmendem Baufortschritt drastisch nach oben. 175, 265 und schließlich rund 300 Höhenmeter fordern außergewöhnliche Eigenschaften – sowohl von den Handwerkern, als auch von den eingesetzten Komponenten und Materialien.

Komplexer Dachaufbau und ­zahlreiche Sonderlösungen

Auf dem betonierten Untergrund der Dachflächen wurde zunächst eine Schaumglas-Dämmung aufgebracht. Zur Minimierung der Wärmebrücken sowie zur späteren Aufnahme der tragenden Dach-Unterkonstruktion wurden sogenannte Krallenplatten in die Dämmebene eingerammt und mit einer Bitumenschweißbahn überklebt. Über der Bitumenabdichtung wurde eine Folienabdichtung angebracht. Dann erfolgte die mechanische Verankerung massiver Vierkantrohre aus Aluminium auf den zuvor eingebauten Krallenplatten. Auch diese Konstruktionsebene musste zuverlässig abgedichtet werden. Die Vierkantrohre wurden dazu ebenfalls mit einer Folienabdichtung überzogen und mit der darunter liegenden Dichtungsebene verschweißt. Erst jetzt konnte die eigentliche Dachhaut, bestehend aus 10mm dicken Alucore-Verbundplatten der Firma A3 Composites aus Singen befestigt werden. Die in einem kupferähnlichen Braunton farbbeschichteten Platten bestehen aus zwei Aluminium-Deckblechen und einem dazwischenliegenden Wabenkern aus Aluminium. Der überaus stabile Verbundwerkstoff eignet sich aufgrund seiner optimalen Planheit für vielseitige Architekturanwendungen. Seine sehr hohe Biegesteifigkeit sowie das extrem niedrige Gewicht liefert weitere entscheidende Vorteile bei hohen technischen Anforderungen an das Material – etwa bei zu erwartenden extremen Windlasten im Fassaden- und Dachbereich.

Besonders aufwendig gestalteten sich die Anschlüsse von Wärmedämmung, Abdichtungsebene sowie der Unterkonstruktion an zahlreich vorhandene Betonquader. Diese wurden zur Aufnahme der Gleise einer Glasfassadenreinigungsanlage benötigt, doch heute ist von den massiven und mit speziellen Montagebolzen versehenen Quadern nichts mehr zu sehen. Die technisch und statisch erforderlichen Elemente befinden sich ebenso unter der sturmsicheren Aluminium-Dachhaut wie zahlreiche massive Steigleitern aus Stahl, welche zur Montage oder für später eventuell anfallende Wartungsarbeiten angebracht wurden. Die Abdichtung geometrisch komplexer Dachdurchdringungen oder spezieller Anschlüsse erfolgte mit dem zuverlässigen und einfach zu verarbeitenden Flüssigkunststoff Enkopur.

Rock'n Roll

Zur Eindeckung der Hochhausdächer war ein enormer Aufwand erforderlich. Dennoch ähneln Dachaufbau sowie das eingesetzte Befestigungssystem dem vorgehängter hinterlüfteter Fassaden. Dies ist nicht nur absolut interessant, sondern beweist, dass fachkundige Spengler unabhängig von der Dimensionierung benötigter Bauteile maßgeblich zum Gelingen solch anspruchsvoller Bauaufgaben beitragen können. Und noch etwas ist beim Bau des Mercury City Towers bemerkenswert: Ebenso wie die europäische Königin der Hochhäuser auch durch den Einsatz meisterhafter Spenglertechnik Weltruf erlangt, steht die unvergleichliche Stimme Freddy Mercurys für den weltweiten Erfolg der Band Queen. Welthits, Spengler und weltberühmte Bauvorhaben stehen so gesehen in einer ganz besonderen Beziehung – oder um es in der Sprache der Musiker zu formulieren: Spenglertechnik rockt!

AUTOR: Andreas Buck

BAUTAFEL

Objekt: Mercury City Tower, Moskau, Russland

Architektur: Frank Williams & Associates, Michail Possochin, ­Gennadi Sirota

Nutzung: Büros, Wohnungen, Hotel auf 75 Etagen

Höhe: 293 m bis zur höchsten Etage – 338 m bis zur Spitze

Tragwerk: Stahlbeton

Gebäudehülle: Glas und Aluminium

Baukosten: Rund 1 Milliarde US-Dollar

Planung und Koordination der Spengler- und Metallbauarbeiten: Acrytec plus, Moskau und Maierhofer GmbH & Co. KG, Neuötting

Ausführung der Spengler- und Metallbauarbeiten: Acrytec plus Moskau, Russland

Grundsteinlegung: 2006

Fertigstellung der Außenhülle: November 2012

INFO

Dachaufbau

  • Stahlbeton
  • Formglas Wärmedämmung
  • Bitumenschweißbahn-Abdichtung
  • Folienabdichtung
  • Aluminium-Unterkonstruktion
  • Dachhaut aus 10-mm-Aluminium-Verbundplatten mit dazwischenliegendem Wabenkern der Marke 3A Composites

INFO

Rekordjagd – Hätten Sie das gewusst?

  • Der Mercury City Tower ist gut 338m hoch und übertrifft damit den bisherigen Rekordhalter The Shard in London um knapp 29m.
  • Der russische Gaskonzern Gazprom plant den Bau einer neuen ­Konzernzentrale mit mehr als 400 m Höhe in St. Petersburg.
  • In Moskau befinden sich derzeit 87 Gebäude mit einer Höhe von mehr als 100 m. Damit ist die russische Metropole die Stadt mit den meisten Wolkenkratzern Europas.

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